Kann die Tabelle lügen? Die letzte Saison beendete der FC Basel auf Rang 5, schlechter war Rot-Blau zuletzt vor 23 Jahren. In der neuen Spielzeit legt das Schultz-Team noch einen obendrauf: Vier Punkte nach sechs Spielen sind die schlechteste Startbilanz seit 29 (!) Jahren. In der Jahrestabelle belegt der FCB mit 30 Zählern aus 26 Partien Rang 7. St. Gallen, Servette, Lugano, Luzern, der FCZ und Meister YB sind besser. Woran liegts? Blick nennt die Gründe.
Mehr Schein als Sein
Die Statistik steht für biederes Mittelmass, das Selbstverständnis beim FCB ist aber immer noch meisterlich. Mohamed Dräger antwortet im grossen SonntagsBlick-Interview auf die Frage, wo Basel hingehöre: «Auf jeden Fall nach oben. Es wäre Schwachsinn, von einem Mittelfeldplatz zu reden. Dieser Klub mit diesen Spielern soll, will und muss immer vorne mitspielen.» Anders siehts Blick-Fussballexperte Markus Babbel: «Sie glauben es dort zwar immer noch, aber den grossen FCB gibts es nicht mehr. Es ist ein Durchschnittsklub. Und jetzt müssen sie aufpassen, dass es nicht bis Ende Saison gegen den Abstieg geht.» Blick meint: Statt immer das Maximum auszurufen, wäre mehr Demut angesagt. Das wäre glaubwürdiger. Und würde künftig bei weiteren Tiefschlägen die Fallhöhe verringern.
Blasse Routiniers
Mit Fabian Frei (34), Taulant Xhaka (32), Marwin Hitz (36) und Michael Lang (32) beträgt das Durchschnittsalter im FCB-Kader 23 Jahre. Ohne die vier Teamsenioren nur noch 21,4 Jahre. Eigentlich wäre das neu aufgebaute FCB-Kartenhaus dringend auf stabile Säulen angewiesen. Doch die Teamsenioren stecken entweder im Formtief, bekommen wenig Spielzeit oder geniessen keinen Rückhalt.
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So fällt Hitz zwar mit Klartext nach Niederlagen auf, über alle Zweifel erhaben sind seine Leistungen aber nicht. Fabian Frei steckt im Formtief, auf dem Platz hat ihm der neue Mittelfeldchef Renato Veiga den Rang abgelaufen. Publikumsliebling und Aggressivleader Xhaka durfte nur im Cup gegen Amateurklubs von Anfang an ran. Und bei Michael Lang wären die Verantwortlichen froh gewesen, wäre der Wechsel zu GC zustande gekommen. Nach den Verpflichtungen von Dräger und Kevin Rüegg ist er hinten rechts nur noch die Nummer 3.
Söldnertum
Zehn der Neuzugänge spielen das erste Mal in der Super League, sind blutjung und sehen den FCB als Sprungbrett in eine grosse Liga. Logisch, ist mit diesem Ziel vor Augen die eigene Spielzeit wichtiger als der Tabellenrang, wird lieber gedribbelt, statt den Ball zum besser postierten Kollegen abzuspielen. Für die Trainer, bislang sinds fünf seit Beginn der Ära David Degen im Sommer 2021, eine maximal undankbare Aufgabe.
Ganz zu schweigen von der nicht vorhandenen Kontinuität. 102 (!) Zu- und Abgänge gabs unter Degen. Vom Kader, wie es sich im Sommer 2021 präsentierte, sind neben den Routiniers Xhaka, Frei und Lang nur noch Sergio Lopez und Sturm-Eigengewächs Andrin Hunziker da.
Ohne Ruhe im Kader kein sportlicher Erfolg. Alles andere ist Träumerei – oder die Quadratur des Kreises. Findet auch Blick-Experte Babbel: «Der FC Basel ist nur noch ein Geschäftsmodell von David Degen: Spieler günstig holen und teuer verkaufen. Das sportliche Abschneiden ist egal. Aber diese Rechnung geht irgendwann nicht mehr auf, wenn sich das Team nicht mehr fürs europäische Geschäft qualifiziert.»
Kompetenz-Puff
David Degen ist nicht nur Präsident, sondern auch «Chief Football Officer» – auf Deutsch: Sportchef. Dass er dank seiner Kontakte wie kein Zweiter Spieler verkaufen kann, hat er diesen Sommer bewiesen: Über 50 Millionen Franken hat der FCB für Amdouni, Diouf, Ndoye und Co. eingenommen. Ein sagenhaft guter Job des ehemaligen Spielerberaters.
Doch da gibts ja auch noch Heiko Vogel. Der trägt den Titel «Sportdirektor». Wirkliche Entscheidungsmacht aber hat der Deutsche nicht. Es heisst, Vogel soll vor allem Sparringspartner für Trainer Timo Schultz und Ansprechpartner für die Spieler sein. Also nicht das, was man sich unter einem klassischen Sportdirektor vorstellt.
Defensive
Es gibt auch ganz offensichtliche Mängel für den Fakt, dass vier von sechs Ligaspielen verloren gingen: 14 Gegentore sind der zweitschlechteste Wert aller zwölf Super-League-Teams. Nur die Goalies von Winterthur und Yverdon haben öfter hinter sich greifen müssen. Weniger als zwei Gegentore gabs für Rot-Blau bislang noch in keinem Ligaspiel.
Ein Grund dafür ist die desaströse Zweikampfbilanz: Beim 2:3 in Yverdon gingen lediglich 43 Prozent der Duelle an den FCB, von jenen in der Luft gar nur 36 Prozent. Zweikämpfe zu gewinnen, ist auch eine Frage des Willens.
Und nun kommt am Donnerstag mit dem FC Luzern das hinter YB formstärkste Team in den St. Jakob-Park. Und damit jener Klub, der im Sommer den Verkauf von Ardon Jashari zum FCB verweigerte, weil man sich in der Innerschweiz mittlerweile dem einst übermächtigen FCB nicht mehr unterlegen fühlt.
Die Tabelle gibt den Innerschweizern recht. Und die lügt bekanntlich nie.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |