Ist diese Meisterschaft überhaupt noch fair?
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Eine Einschätzung:Die Meisterschaft ist (noch) fair!

Grosse Trainer-Umfrage in der Super League
Ist diese Meisterschaft überhaupt noch fair?

Wegen dem Corona-Wirr-Warr fühlt man sich beim FCZ im Kampf um Europa benachteiligt. In St. Gallen im Titelkampf. In Sion im Abstiegskampf. Das meinen die Super-League-Trainer.
Publiziert: 20.07.2020 um 00:09 Uhr
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Gerardo Seoane (YB).
Foto: TOTO MARTI
Fussball-Redaktion

Nach dem 5:0 beim FCZ fällt YB-Trainer Gerardo Seoane die Analyse schwer. Er stolz auf seine Spieler, wie seriös sie das «spezielle Spiel» angegangen seien. Und doch ist da der Gegner, der kurz vor Anpfiff aus einer zehntägigen Quarantäne entlassen wurde. Man habe gemerkt, wie wichtig die Physis sei, so Seoane. «Kein Trainer kann sich vorstellen, was es bedeutet, ohne ein einziges Training in ein Spiel gehen zu müssen.»

Frustrierend sei es gewesen, so FCZ-Trainer Ludovic Magnin. Er meint Spiel und Vorbereitung. Vor Anpfiff hat er die Liga kritisiert, weil sie dem Wunsch des FCZ entsagte, die Partie um wenigstens einen Tag zu verschieben. Immerhin sei der FCZ unter der Woche mit der U21 in Basel angetreten, damit die Fortsetzung der Meisterschaft gewährleistet ist, so Magnin.

Leidtragende an allen Enden der Tabelle

Der FCZ ist in Basel und gegen YB chancenlos. Auf die Bemerkung eines Journalisten, man habe die erste Halbzeit nicht schlecht mitgehalten, schmunzelt Magnin und sagt: «Nicht schlecht mitgehalten? Ihr seid lieb! Ich verstehe ja, dass wir Mitleid erzeugen …»

Mitleid. Und Ärger. Denn für viele wird nicht nur der Kampf um Europa verfälscht, sondern auch der Titelkampf. In der Ostschweiz fordern sogar einige, dass der FCZ am Samstag gegen St. Gallen auch mit der U21 auflaufen muss.

Und auch im Abstiegskampf gibts Leidtragende. Die Spiele von Sion gegen den FCZ und gegen Xamax wurden kurzfristig verschoben.

«Es kann nicht alles fair sein»

BLICK hat alle Super-League-Trainer gefragt: Ist diese Meisterschaft noch fair?

Magnin: «Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Wir beim FCZ haben zumindest alles dafür getan, damit fertig gespielt werden kann.»

Auch Lugano-Coach Maurizio Jacobacci sagt, dass der FCZ mit dem Einsatz der U21 die Meisterschaft gerettet habe. «Und meint: Spiele mussten verschoben werden. Spieler waren in Quarantäne. Da kann nicht alles fair sein. Aber wir müssen akzeptieren, wie es ist.»

Kein (erneuter) Kommentar aus Sion

Sion-Coach Paolo Tramezzani will nicht darüber reden. Seine Spieler Kasami und Lenjani haben sich mit ihrer Kritik an der Liga wohl schon genug exponiert.

FCB-Trainer Marcel Koller: «Ich empfinde die Corona-Situation ganz allgemein als nicht einfach. Ob sie noch fair ist? Die Dinge ändern sich von Tag zu Tag. Ich denke, man muss einfach damit umgehen – und das Beste daraus machen.»

Auch Alain Geiger nimmts cool. Denn der 59-jährige Trainerfuchs hat nichts anderes erwartet. «Im Moment, als die Liga-Präsidenten entschieden haben, dass die Meisterschaft fortgesetzt werden soll, war für mich klar, dass wir alles akzeptieren müssen, was kommt. Das ist für alle Teams gleich. Aber klar: wir anderen Teams stecken ja nicht in der gleichen Situation wie der FCZ, wir haben bis jetzt nicht dieselben Probleme gehabt.»

St. Gallen und Luzern? Diplomatisch

Ist die Meisterschaft noch fair? Thun-Trainer Marc Schneider: «Das zu beurteilen ist wirklich nicht mein Job. Da lehnst du dich zu weit aus dem Fenster raus. Wir haben den Fokus auf uns.»

Und St. Gallen-Trainer Peter Zeidler meint nach dem 1:2 gegen Thun: «Ich verfolge das nur am Rande. Wir konzentrieren uns auf uns. In diesen Angelegenheiten übernehme ich die Haltung von Matthias Hüppi.» Und dieser will bekanntlich keine Polemik machen. Denkt sich wohl aber seine Sache.

Luzern-Coach Fabio Celestini: «Ich weiss es nicht. Wenn es um Fussball geht, sage ich meine Meinung. Aber bei allem anderen halte ich besser meinen Mund. Ich habe mit meiner Mannschaft genug zu tun.»

Henchoz ziemlich offensiv

Xamax-Trainer Stephane Henchoz sitzt nicht aufs Maul. «Ich muss ehrlich sagen, nicht richtig fair. Wir haben Unentschieden gegen den FCZ gespielt. Das war sehr schwer für uns. Und dann spielt der FCZ mit der U21 gegen Basel. Alle haben den Unterschied gesehen. Basel konnte sehr einfach gewinnen. Und am Samstag spielt der FCZ ohne Training gegen YB. Deswegen finde ich es nicht fair für uns.»

Der Meister-Trainer Seoane sagt: «Die Meisterschaft ist speziell, nicht nur in der Schweiz, in allen Ländern. Ob sie fair ist, kann ich nicht bewerten. Am Ende wird es aber wie immer einen Meister geben. Und einen Zweiten und Dritten.»

Welche Teams spielen europäisch?

Da dürfte Seoane richtig liegen. Liga-Boss Heinrich Schifferle sagt auf Radio SRF: «Ein Abbruch ist Stand jetzt kein Thema. Selbst bei einem weiteren Quarantäne-Szenario würde die Liga die Situation erst anschauen. Es könnte sein, dass der 3. August als Termin fürs Saisonende nicht eingehalten werden kann.» Und welche Teams würden für den Europacup gemeldet? Schifferle: «Man würde wohl im Komitee entscheiden, welche Runde wir als Stichtag nehmen, um die Teams zu melden.»

Spätestens dann geht die Fairplay-Debatte aber erst richtig los! Wie übrigens auch bei einem allfälligen Abbruch.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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