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Geisterspiele oder Abbruch?
Sion-CC knallhart: «Ich würde klagen»

Wiederaufnahme oder Saison-Abbruch? Die Schweizer Klubs sind sich in der Corona-Krise uneinig. Während YB-CEO Wanja Greuel für eine Fortsetzung plädiert, hält Sion-Zampano Constantin voll dagegen.
Publiziert: 24.05.2020 um 15:11 Uhr
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Aktualisiert: 25.05.2020 um 06:46 Uhr
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Am 29. Mai entscheiden die Klubs der Super League und der Challenge League an einer gemeinsamen Sitzung darüber, ob die Saison fortgesetzt oder abgebrochen werden soll.
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Alain Kunz

Greuel: «Ein Abbruch kostet viel»

Wanja Greuel, Sie befürworten vehement die Fortsetzung der Meisterschaft. Warum will YB unbedingt weiterspielen?
Wanja Greuel: Weil Fussballklubs da sind, um Fussball zu spielen und die Zuschauer zu unterhalten – derzeit leider nur vor dem Fern­seher. Und weil wir sportlich faire Entscheidungen wollen.

Macht es wirklich Sinn, wenn man in der Bundesliga Ersatzspieler mit Masken sieht und quasi ein Jubelverbot herrscht?
Klar wäre es schöner, könnte man ohne Einschränkungen spielen. Ich habe mir aber die Spiele intensiv angeschaut und finde, man ist dennoch sehr schnell im Spiel. Und wer weiss, wann alles wieder total normal sein wird? Das kann unter Umständen noch lange dauern. Für uns bei YB ist klar: Viel lieber Geisterspiele als gar keine Spiele.

Am 30. Juni laufen viele Spielerverträge aus. Da wird ein juristisches Hickhack befürchtet.
Wenn man gemeinsam Lösungen sucht, dürfte man sie auch finden. Bei uns sind es nicht so viele Verträge, die auslaufen. Und die Spieler dürften im Moment nicht von Angeboten überhäuft werden. Das juristische Hickhack würde noch grösser sein, könnten wir keinen Meister küren sowie sportlich nicht über Auf- und Abstieg bestimmen.

Entscheiden wir, über den 30. Juni hinaus zu spielen, wären wir die Ersten, also Pioniere.
Das ist doch gut so! Seit Wochen arbeiten wir auf dieses Szenario hin. Die Lösungen werden nicht überall ideal sein, aber es wird das sein, was machbar ist.

Viele Klubs monieren, die Kosten für Geisterspiele seien einfach unverhältnismässig hoch.
Dieses Argument kann ich teil­weise nachvollziehen. Das sieht bei jedem anders aus. Allerdings kostet auch ein Abbruch sehr viel. Wir müssten den Sponsoren Geld zurückzahlen, dem TV. Die entgangenen Einnahmen wären riesig und wir würden die Transferwerte unserer Spieler verringern. Unter dem Strich würden wir bei Abbruch und bei Weiterspielen etwa gleich viel Geld verlieren. Also spielen wir viel lieber!

Constantin: «Ich würde klagen»

Christian Constantin, warum wollen Sie die Saison nicht beenden?
Christian Constantin: Weil wir damit Geld vernichten würden. Ich will mein Geld nicht vernichten. Ausserdem würde ein Weiterspielen das Wettbewerbsrecht verletzen. Die Chancengleichheit wäre nicht mehr gewährleistet, weil einige Klubs mehr auslaufende Verträge haben als andere. Die Meisterschaft wäre verfälscht. Ich habe darüber ein Gutachten erstellt, das ich allen Klubs zugeschickt habe. Und: Es ist furchtbar, ohne Fans zu spielen.

Sie würden aber die TV-Gelder verlieren.
Das sind bei Super-League-Klubs 5 bis 10 Prozent des Budgets. Für die Liga hingegen sind es 90 Prozent. Es ist vor allem die Swiss Football League, die unbedingt weiterspielen will. Zudem generiert sie hinter dem Rücken der Klubs noch weitere Gelder.

Wie das?
Indem sie die Rechte an der Super League ab Juni zum Beispiel nach Portugal verkauft hat.

Ganz ehrlich: Sie wollen doch vor allem nur deshalb nicht weiterspielen, weil Sion akut abstiegsgefährdet ist.
Ich hätte dieselbe Meinung, wenn wir tausend Punkte Vorsprung hätten.

Was, wenn am 29. Mai beschlossen wird, die Saison fortzusetzen?
Ich würde klagen.

Das wäre anti-demokratisch.
Ist es demokratisch, unvernünftige wirtschaft­liche Risiken ­einzugehen? Ich bin sofort für Weiterspielen, wenn man uns die nötigen Mittel zur Verfügung stellt. Kredite treiben einen nur in die Schuldenfalle. Apropos Demokratie. Vergegenwärtigen Sie sich folgendes Bild: Vier Mann sitzen in einem Auto. Drei wollen mit 200 km/h fahren, einer ist dagegen. Also wird, demokratisch entschieden, 200 gefahren. Nur nützt ihnen diese Demokratie dann vor dem Richter nichts.

Was, wenn sich kein Gericht findet, das die Weiterführung der Meisterschaft superprovisorisch verbietet?
Dann suche ich mir ein Team zusammen, mit dem ich den Abstieg verhindern kann. Und spiele. Denn dann ist die Weiterführung der Meisterschaft gerichtlich legitimiert.

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Mannschaft
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1
FC Lugano
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21
8
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2
FC Basel
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21
25
37
3
FC Luzern
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21
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4
Servette FC
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22
2
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5
FC Lausanne-Sport
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22
7
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6
FC Zürich
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21
-3
30
7
FC St. Gallen
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21
5
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8
BSC Young Boys
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21
-3
28
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FC Sion
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22
-1
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10
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22
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21
-10
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21
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