Geheimer Mailverkehr aufgetaucht
Bickel lehnte Real-Goalie Navas ab!

2010 hätte der FCZ Keylor Navas holen können. Ablösefrei. Doch Fredy Bickel sagt ab, der damalige Sportchef schreibt: «Wir hätten Lattmann und Borkovic ...»
Publiziert: 14.04.2016 um 22:17 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:07 Uhr
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Der FCZ hätte Keylor Navas vor sechs Jahren ablösefrei bekommen können, nun ist der Real-Goalie 20 Millionen wert.
Foto: Reuters
Michael Wegmann

Urs Thoma, genannt Don Ursulo, sieht im fernen Costa Rica, wie im Viertelfinal der Champions League Wolfsburg-Verteidiger Ricardo Rodriguez vom Penaltypunkt Real-Goalie Keylor Navas verlädt. Da kommt dem Zigarren-Baron in den Sinn, dass die zwei einst beim FCZ fast Teamkollegen geworden wären. Der Vollblut-FCZ-Fan erinnert sich an sein Mail an den damaligen FCZ-Sportchef Fredy Bickel von Ende Mai 2010:

Von: don ursulo. Gesendet: Montag, 31. Mai 2010 02:27.
An: Bickel Fredy.
Betreff: Gruss aus Costa Rica.
Lieber Fredi,
Ich hoffe, dir geht es gut, (...) Sollte Leoni uns in Richtung Spanien verlassen – dann möchte ich dich auf den jungen Costa-Rica-Nati-Goalie Keylor Navas aufmerksam machen. (...) Navas waere abloesefrei. Habe mit ihm und seinem Agenten gesprochen, (...) Keylor wuerde gerne zum FCZ wechseln. (...)
Viele liebe Grüsse aus Costa Rica,
Don Ursulo

Bickel erteilt dem damals 23-jährigen Navas zwei Wochen später diese Absage:

From: fredy.bickel@fcz.ch.
To: donursulo. Date: Tue, 15 Jun 2010 16:03:52 + 0200 Subject: AW: Gruss aus Costa Rica.
Ciao Don Ursulo
(...) Ich will Dir mitteilen, dass ich nicht mit einem Abgang von Leoni rechne …  wenn er trotzdem gehen sollte, bin ich der Meinung, dass wir es Andrea schuldig sind, ihm eine echte Chance zu geben. Dahinter hätten wir Lattmann und Borkovic. So oder so, einen Torhüter werde ich nicht verpflichten.
Mach’s guet, bis bald und liebe Grüsse aus der Schweiz
Fredy

Weil der FCZ ihn nicht will, geht Navas erst ablösefrei nach Spanien zu Albacete – über Levante wechselt er dann im Sommer 2014 für rund 10 Mil­lionen zu Real! Heute ist er da die unbestrittene Nummer 1 und seit seiner überragenden WM 2014, als er sein Land bis in den Viertelfinal hexte, ein Nationalheld. Sein heutiger Marktwert: rund 20 Millionen Franken ...

Was machen Leoni, Guatelli, Lattmann und Borkovic?

Leoni hat gerade eben nach Monaten ohne Klub bei einem japanischen Drittligisten unterschrieben. Guatelli spielt in der Challenge League bei Chiasso. Lattmann ist DJ. Borkovic ist Autoverkäufer und spielt in der 2. Liga als Innenverteidiger. Als Guatelli hört, wem Bickel vor sechs Jahren einen Korb gegeben hat, muss er herzhaft lachen. Dann sagt er: «Das ist eine lustige Geschichte. Es zeigt aber auch, dass Johnny und ich die Sache damals nicht schlecht gemacht haben ...»

Und was meint der heutige YB-Sportchef Bickel zu seinem verschlafenen Transfer von Weltklasse-Goalie Navas? Bickel: «Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, dass mir Navas angeboten wurde. Aber es ist sehr gut möglich.»

Dieser Transfer hätte schlicht nicht ins Konzept gepasst, so Bickel. «Unser Ziel war es, Spieler aus der eigenen Nachwuchsabteilung zu fördern. Deshalb konnten wir nicht wahllos ausländische Talente verpflichten und den eigenen vor die Nase setzen. Das entsprach damals nicht der FCZ-Strategie.»

Bickel: «Klar ärgert es mich im Nachhinein»

Bickel weiter: «Klar ärgert es mich im Nachhinein, aber es gehört dazu! Navas wird sicher nicht das einzige Talent gewesen sein, welches ich abgelehnt habe und welches durchgestartet ist.»

War es nicht! Don Ursulo hatte vor Navas auch Celso Borges dem FCZ empfohlen und Bickel mehrere DVDs des damals 18-Jährigen geschickt. Bickel lehnte ab. Heute ist Borges bei Deportivo La Coruña und Vize-Captain von Costa Rica. Vielleicht täte der FCZ gut daran, seinem Fan-Scout in Costa Rica mehr Gehör zu schenken.

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14
20
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5
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6
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Grasshopper Club Zürich
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Auch Alaba und Müller verpennt

FCZ-Boss Ancillo Canepa verriet einst, dass dem FCZ nicht nur Thomas Müller angeboten wurde, sondern auch dessen heutiger Bayern-Kollege David Alaba. Wie bei Müller (Canepa: «Er lief so komisch!») hätten er und Fredy Bickel auch beim Österreicher nicht zugelangt. Alaba habe man nicht verschlafen, sagt Bickel. «Walter Prokop war bei uns zu Hause praktisch ein Familienmitglied und zudem mit einer Verwandten von Alaba verheiratet. Als David 16 wurde, wollte er ins Ausland. Man fragte mich, ob der Junge zum FCZ kommen könnte. Doch unser Konzept war damals, dass wir nicht Talente aus dem Ausland unseren eigenen vor die Nase setzen wollten.» Später, als Alaba zum Weltstar wurde, hat Bickel dann die Alaba-Geschichte ab und zu zum Besten gegeben. «Spasseshalber habe ich gesagt, dass er für den FCZ zu wenig gut gewesen sei.» 

FCZ-Boss Ancillo Canepa verriet einst, dass dem FCZ nicht nur Thomas Müller angeboten wurde, sondern auch dessen heutiger Bayern-Kollege David Alaba. Wie bei Müller (Canepa: «Er lief so komisch!») hätten er und Fredy Bickel auch beim Österreicher nicht zugelangt. Alaba habe man nicht verschlafen, sagt Bickel. «Walter Prokop war bei uns zu Hause praktisch ein Familienmitglied und zudem mit einer Verwandten von Alaba verheiratet. Als David 16 wurde, wollte er ins Ausland. Man fragte mich, ob der Junge zum FCZ kommen könnte. Doch unser Konzept war damals, dass wir nicht Talente aus dem Ausland unseren eigenen vor die Nase setzen wollten.» Später, als Alaba zum Weltstar wurde, hat Bickel dann die Alaba-Geschichte ab und zu zum Besten gegeben. «Spasseshalber habe ich gesagt, dass er für den FCZ zu wenig gut gewesen sei.» 

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