Die Fussball-Schweiz spricht über ein 36-seitiges Konzept, das BLICK vorliegt. Die Liga hat es mit Hilfe von Virologen ausgearbeitet, um die Saison in der Super League und Challenge League beenden zu können – und so die Profi-Klubs in der Schweiz vor dem Ruin zu retten. Letzte Woche wurde des dem Bundesamt für Sport (Baspo) und am Dienstag allen 20 Profiklubs vorgelegt.
BLICK gibt den grossen Überblick, wie alles bis ins letzte Detail ausgearbeitet wurde. Was die Spieler beachten müssen. Wie man sich den Trainingsbetrieb und später auch den Spielbetrieb unter Einhaltung aller Hygiene- und Verhaltens-Massnahmen vorstellt.
Zeitplan der Wiederaufnahme
Eine Mini-Hoffnung bleibt, dass der Profi-Sport eine Ausnahme-Bewilligung zumindest für Trainings in reduzierter Form erhält – oder, dass die Massnahmen generell gelockert werden. Die Liga hat vorerst einmal zwei Optionen für die Wiederaufnahme der Massnahmen ausgearbeitet:
Option 1
27.04.2020: Start Training in Kleingruppen ohne Körperkontakt (7 Tage)
04.05.2020: Start Training mit der ganzen Mannschaft mit Körperkontakt (16 Tage)
20.05.2020: Start Pflichtspiele
Option 2
27.04.2020: Start Training in Kleingruppen ohne Körperkontakt (14 Tage)
11.05.2020: Start Training mit der ganzen Mannschaft mit Körperkontakt (19 Tage)
30.05.2020: Start Pflichtspiele
In beiden Fällen wäre es möglich, dass die letzten 13 Meisterschafts- und drei Cup-Runden, sowie die beiden Barrage-Spiele bis zum 2. August ausgetragen werden könnten. Sollten sich diese Daten als unrealistisch herausstellen, dienen sie zumindest als Zeitfenster.
In allen Fällen müssten Spielerverträge, die am 30. Juni auslaufen, verlängert werden, was laut der Fifa keine Probleme darstellen wird. Über eine andere (verkürzte) Form der Meisterschaft wurde zumindest noch nicht diskutiert.
Plan für Trainingsbetrieb
Vor der Wiederaufnahme des Wettkampfes sollte die ganze Mannschaft mindestens 15 Tage zusammen trainieren können. Zuvor sind während mindestens 7 Tagen Gruppentrainings ohne Körperkontakt vorgesehen. Eine Kasernierung aller Beteiligten, wie das für die Profiligen in Italien vorgeschlagen wurde, ist in der Schweiz nicht vorgesehen. Trotzdem müssen auch hier zahlreiche Empfehlungen berücksichtigt werden, um die Sicherheit der Spieler, des Trainerstabs und deren Familienangehörigen zu gewährleisten.
Diese besagen: Jeder Klub muss eine Liste aller Mitarbeitenden erstellen, deren Anwesenheit unerlässlich ist. Keine andere Person darf Zugang zu den Trainingseinrichtungen haben. Hände-Desinfektionsstationen sind Pflicht wie Social-Distancing. Im Dossier ist gar erwähnt, dass Wasserhähne vorzugsweise handfrei zu betätigen sein sollten.
Anweisungen für Mitarbeiter
Es gibt detaillierte Anweisungen für Mitarbeiter, welche in der Küche, Waschküche, im Lager, im Umkleidebereich, im Bereich der Physiotherapie oder im Fitnessraum tätig sind.
Die Türen sollen stets offen gehalten werden, damit man die Türgriffe nicht betätigen muss. Schmutzige Wäschekörbe müssen so weit wie möglich von den Trainingsräumlichkeiten entfernt aufgestellt werden.
Keine Anreise mit ÖV
Auch dem Transport der Mannschaft wird ein eigenes Kapitel gewidmet. Die Spieler dürfen nicht mit ÖV zum Training reisen, sondern nur mit Auto oder Velo. Falls dies nicht möglich ist, wird empfohlen, mehrere Busse mit ausreichend Platz einzusetzen – fünf Reihen beträgt der Mindestabstand zwischen den Spielern. Zudem müssen alle Buspassagiere eine Hygienemaske tragen und beim Ein- und Aussteigen die Hände desinfizieren. Der Bus wird nach jeder Fahrt gereinigt und desinfiziert.
Bevor sich Spieler und Staff erstmals zum Gruppentraining treffen, müssen alle auf COVID-19 getestet worden sein. Ab sofort soll jeder im Minimum alle zwei Wochen wieder getestet werden.
Training in Gruppen
Die ersten Tage soll in Gruppen trainiert werden. Maximal fünf Spieler pro Trainingseinheit. Die Spieler müssen sich zur vorgesehenen Zeit in der ihnen zugewiesenen Umkleidekabine melden. In jeder Trainingseinheit werden drei Garderoben benutzt, das heisst in jedem Zeitfenster befinden sich drei Spieler in jeder Umkleidekabine. Social-Distancing (mindestens zwei Meter) ist Pflicht. Jeder Spieler findet seine Schuhe und seine Trainingsausrüstung (inkl. persönliche Trinkflaschen) für sich vorbereitet vor. Diese werden so weit wie möglich voneinander entfernt in der jeweiligen Umkleidekabine platziert.
Am Ende der Trainingseinheit lassen die Spieler ihre getragene Trainingsausrüstung in den Kleiderkörben. Die Schuhe sind dort zu lassen, wo sie sich umgezogen haben. Wenn immer möglich sollte zu Hause geduscht werden.
Für die erste Phase der Trainingseinheiten sind neben den fünf Spielern folgende Mitarbeiter vorgesehen:
Coaching Staff: 3 (Headcoach und 2 weitere)
Physiotherapeut: 1
Materialverantwortlicher: 1
Wäscherei: 1
Lager: 1
Reinigung: 3 oder 4
Arzt: 1
Wartung: 1
Mannschaftstraining
Die Rückkehr zur Normalität, also zum Mannschaftstraining mit allen Spielern ist für eine zweite Phase vorgesehen. Das Personal in der Einrichtung muss sich regelmässig die Hände desinfizieren und eine Hygienemaske tragen. Diese ist täglich zu ersetzen. Der Zugang zu Umkleideraum, Fitnessräumlichkeiten und Physiotherapiebereich muss für diejenigen, die nicht zum Trainer- und Spielerstab gehören, so weit wie möglich eingeschränkt werden.
Jeder, der die Einrichtung betritt, muss frisch gewaschene Kleider tragen und sich die Hände desinfizieren. Nicht mehr als zwei Spieler dürfen die Einrichtungen der Physiotherapie oder des Fitnessstudios gleichzeitig nutzen. Noch immer soll wenn möglich zu Hause geduscht werden.
Die Umkleidekabinen, der Physiotherapiebereich und der Fitnessraum müssen bei jeder Benutzung durch einen Spieler gereinigt und alle Oberflächen, welche von den Spielern angefasst werden, desinfiziert werden.
Auch das Essen ist genau geregelt: Jeder Spieler bekommt pro Mahlzeit einen Beutel mit Nahrungsergänzungsmitteln und seinem Namen (oder der Kadernummer). Das Essen muss der Spieler alleine einnehmen.
Geisterspiele
Und was ist, wenn endlich wieder gespielt werden kann? Das dürfte für tausende von TV-Zuschauer dann zumindest gewöhnungsbedürftig sein. Nicht nur, dass in einem leeren Stadion gekickt wird, es werden auch elementare Dinge fehlen, die im Normalfall zum Fussball gehören.
Einlaufkids? Gibts keine mehr. Umarmungen, Abklatschen, Händeschütteln nach dem gemeinsamen Einlaufen und vor dem Anpfiff? Ebenfalls alles verboten! Wie auch die Begrüssung des Gegners. Miteinander Jubeln nach einem Treffer? Zumindest ungern gesehen.
Doch wer darf überhaupt ins Stadion? Und was muss er dafür tun? Auch hier hat die Liga bereits ein detailliertes Konzept erstellt. Je weniger drin sind, desto besser. Der Liga schwebt vor in der Super League nur 200 Personen ins Stadion zu lassen. In der Challenge League 140.
Jede Person, die Zugang ins Stadion erhält, hat eine Selbstdeklaration auszufüllen und muss sich ausweisen. Ohne diese Dokumente wird der Eintritt verwehrt. Jede Person muss sich beim Betreten des Stadions nicht nur die Hände desinfizieren, sondern sich auch kontaktlos Fieber messen lassen. Personen mit erhöhter Temperatur (ab 37,5 Grad) müssen draussen bleiben. Wer zur Risikogruppe gehört, wird ebenfalls nicht eingelassen.
Das Stadion wird in vier Bereiche aufgeteilt, damit eine Trennung der verschiedenen Personengruppen vereinfacht wird. Bei Spielern, Staff-Mitgliedern, Schiedsrichtern und Mitarbeitern der TV-Produktionsanstalten wird am Spieltag ein Corona-Test verlangt.
Sie dürfen an den Geisterspielen der Super League ins Stadion:
18 Spieler pro Team
12 Techn./Medizinischer Staff pro Team
4 Schiedsrichter
1 Schiedsrichterbetreuer
1 Schiedsrichter-Coach
5 Klubmitglieder pro Team
1 Verantwortlicher Spielbetrieb
1 Verantwortlicher Sicherheit
8 Ballkinder
25 Stewards (Innen- und Aussenbereich)
3 Greenkeeper
2 Techniker
1 Dopingkontrolleur
4 Sanitäter
3 Stadionregie
2 Feuerwehr-/Polizeikommandant
2 Caterer
2 Reinigungspersonal
33 TV-Produktion
20 Redaktoren SRF und Teleclub
17 Journalisten
Es ist nach BLICK-Informationen sogar möglich, dass man alle Spiele in einem einzigen Stadion austragen könnte. Zum Beispiel am Samstag zwei und am Sonntag drei Partien. Dies hätte zum Vorteil, die Logistik- (TV-Partner) und Sicherheitskosten senken zu können. Zudem wäre man nicht von regionalen Einschränkungen abhängig wie diese zuletzt für das Tessin bestimmt wurden. Einen Heimvorteil gibt es bei Geisterspielen ja kaum.
Doch die Planung kann noch so detailliert sein, sicher ist einzig: Die Zukunft ist unsicher und liegt nicht in den eigenen Händen. «Wir können nicht entscheiden, wir werden entschieden», sagt Heinrich Schifferle, der Präsident des Liga-Komitees.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |