GC-Kultfigur Abrashi über Abstiegskampf, Hoppers-Legenden und das Duell mit Basel
«Auch Shaqiri will, dass GC oben bleibt»

GC-Captain Amir Abrashi hat seinen auslaufenden Vertrag verlängert. Im Interview spricht er über seinen Status im Klub, die sportliche Krise und das letzte Spiel vor der Winterpause in Basel am Samstagabend.
Publiziert: 14.12.2024 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 14.12.2024 um 11:34 Uhr
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GC ist in Amir Abrashis Kopf stets präsent.
Foto: Pius Koller

Auf einen Blick

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Pascal RuckstuhlSport-Desk-Reporter

GC-Anhänger haben es aktuell nicht leicht. Tabellenletzter, sportliche Krise, eingekesselte Fans vor dem Zürcher Derby und vor kurzem wechselte auch noch GC-Bueb Steven Zuber (33) über die Gleise zum Erzrivalen FC Zürich. Immerhin hat es in dieser Woche dank dem Captain wieder einmal sehr positive Nachrichten gegeben. Amir Abrashi (34) verlängert seinen Vertrag um ein Jahr.

Als Blick ihn in der Spieler-Lounge auf dem Campus in Niederhasli ZH zum Interview trifft, liegt vor ihm ein Jahresbuch. In den Seiten 6 bis 21 geht es um Legenden. Grosse Namen wie Marcel Koller, Ricardo Cabanas und Co. finden sich darin. Ob Abrashi auch einmal in diesem Buch zu finden sein wird? «Es würde mich mit Stolz erfüllen, aber wichtiger ist mir, dass ich das GC-Trikot weiterhin tragen darf und wir bald wieder drei Punkte holen!», sagt der Leitwolf, der auch mit 34 Jahren noch genauso brennt, wie an seinem ersten Tag im Fussballgeschäft.

Blick: Amir Abrashi, bald holen Sie eine GC-Legende ein, was die Anzahl Spiele (aktuell 258) betrifft. Wissen Sie, welche es ist?
Abrashi: Puuuh, schwierige Frage! Cabanas kann es nicht sein, der hat einige mehr. Lassen Sie mich raten... Alain Sutter?

Korrekt. 262 Spiele machte er für GC. Ihr Name befindet sich inmitten all dieser grossen Namen. Was für ein Gefühl löst das bei Ihnen aus?
Für diesen Klub so viele Spiele zu bestreiten, ist nicht selbstverständlich, das sage ich immer wieder. Es ist eine riesige Ehre und macht mich enorm stolz. Es gab alles hier. Sehr schöne Zeiten mit dem Cupsieg 2013, aber auch sehr harte. Das gehört alles dazu. Ich bin GC sehr, sehr dankbar.

Sie haben um ein Jahr verlängert, scheinen fit wie nie zuvor und brennen wie am ersten Tag für GC. Sie könnten wohl bis 40 spielen.
(Lacht) Ich halte mich privat fit, habe einen eigenen Osteophaten. Der Körper ist das Kapital von jedem Sportler. Das versuche ich auch den Jungen weiterzugeben. Da zu investieren, lohnt sich. Aber ich bin Realist: Die Zeit läuft. Was nach dieser Saison kommt, weiss ich nicht. In erster Linie interessiert mich, dass wir oben bleiben.

Wäre Ihr neuer Vertrag auch für die Challenge League gültig?
Ja.

Apropos GC-Herzblut. Steven Zuber geht zum Erzrivalen FCZ. Wie haben Sie reagiert, als Sie vom Wechsel erfahren haben?
Wow. Im ersten Moment war ich überrascht.

Und was denken Sie jetzt darüber?
Das will ich nicht gross bewerten. Er ist jetzt Spieler des FC Zürich. Ich kann nur für mich selbst sprechen.

Sie sind die letzte Legende, die GC noch besitzt. Aufgrund der Beliebtheit könnte man sagen, Sie sind der mächtigste Mann im Klub.
(Lacht). Nein, nein. So würde ich es nicht betiteln. Es geht hier nicht um eine Einzelperson. Es geht immer um GC, den Traditionsklub. Ich will dabei helfen, dass dieser wieder gut dasteht.

Dann sind Sie aufgrund ihrer Verbundenheit vielleicht der einzige, der wirklich weiss, worum es sportlich aktuell geht?
Das würde ich auch nicht sagen. Alle wissen, worum es geht. Ich werde höchstens öfter mit der Lage konfrontiert als andere. Wenn ich beispielsweise in der Stadt bin, werde ich ständig mit GC in Verbindung gebracht und darauf angesprochen, dass wir im Abstiegskampf sind. Dann diskutiert man über die aktuelle Situation.

Die Barrage gegen Thun in der letzten Saison machte Ihnen besonders zu schaffen. Wie sieht es aktuell aus?
Mir schiesst die Situation andauernd in den Kopf. Ich denke ständig darüber nach, nehme sie mit nach Hause. Meine Frau spürt, wenn ich wieder darüber nachdenke, weil ich mich dann etwas verschliesse. Dieser Klub, die Fans, bedeuten mir einfach sehr viel. Es ist nicht selbstverständlich, dass sie jede Woche an unsere Spiele reisen und uns so unterstützen. Man spielt dafür, dass diese Personen am Ende eines Spiels strahlen und sich mit uns freuen. Das müssen wir wieder schaffen.

Persönlich

Amir Abrashi, Sohn albanischer Eltern aus dem Kosovo, wuchs im Thurgau auf. Als Teenager wechselte er von Bischofszell zu den Junioren von Winti, wo er seine Karriere startete. 2010 wurde er ein Hopper und absolvierte 127 Spiele, ehe der Lockruf aus der Bundesliga kam. Abrashi ging zum SC Freiburg und machte dort 93 Spiele. Via FC Basel kehrte er 2021 zurück zu GC. Der 34-Jährige ist 50-facher Nationalspieler Albaniens. 

Amir Abrashi, Sohn albanischer Eltern aus dem Kosovo, wuchs im Thurgau auf. Als Teenager wechselte er von Bischofszell zu den Junioren von Winti, wo er seine Karriere startete. 2010 wurde er ein Hopper und absolvierte 127 Spiele, ehe der Lockruf aus der Bundesliga kam. Abrashi ging zum SC Freiburg und machte dort 93 Spiele. Via FC Basel kehrte er 2021 zurück zu GC. Der 34-Jährige ist 50-facher Nationalspieler Albaniens. 

Der letzte Sieg datiert vom 28. September gegen YB. Was ist seither falsch gelaufen?
Schwer zu sagen. Nach dem YB-Spiel kam der FC Winterthur (0:1). Wir dominierten und erhielten dann in der letzten Minute das Gegentor. Das war ein Nackenschlag. Dann kam die Abwärtsspirale. Die darauffolgenden Spiele waren teilweise ähnlich.

Auch gegen die direkten Konkurrenten Winterthur und Yverdon gab es keinen Sieg. Das ist besonders ärgerlich in eurer Lage als Tabellenletzter.
Das stimmt, damit kann man nicht zufrieden sein. Aber was bringt es, nach hinten zu schauen? Wir müssen nach vorne blicken und jetzt einfach weiterarbeiten und schleunigst mal drei Punkte holen.

Vor kurzem gabs den Trainerwechsel von Marco Schällibaum zu Tomas Oral. Was hat sich verändert?
Jeder ist anders. Tomas bringt enorm viel rein und hat eine knallharte Linie. Er brennt total für die Aufgabe. Das beginnt neben dem Platz. Disziplin pur. Die Garderobe muss jedes Mal aufgeräumt sein, zu spät kommen gibts nicht. Jeder Einzelne muss bis ins letzte Detail mitziehen. Gibts kleinste Anzeichen, dass jemand nicht mitzieht, ist er raus. Auch am Teamspirit wird gearbeitet. Früher hatten wir nach den Morgentrainings separat Mittag gegessen, jetzt essen wir alle zusammen.

Hat sich die Chemie in der Mannschaft dadurch verbessert?
Ich kann nicht in den Menschen hineinschauen, aber ich würde sagen, sie ist sehr gut und intakt.

25 Verträge laufen Ende Saison aus. Sind Sie einverstanden damit, dass es Verstärkung braucht?
Ja, da schliesse ich mich an.

Das Vorgehen von Sportchef Stephan Schwarz und Europa-Boss Harald Gärtner wirkt teilweise etwas unglücklich und erfolglos. Was bekommt man als Spieler davon mit?
Das würde ich verneinen. Sie machen sehr vieles, sind sehr präsent und stundenlang am Arbeiten, damit wir zusammen da unten rauskommen. Sie leiden genau gleich, wie wir Spieler. Die Situation ist für alle schwierig.

Das nächste und letzte Spiel vor der Winterpause findet am Samstagabend gegen das wiedererstarkte Basel statt. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es dieses Mal mit einem Sieg klappt?
Jedes Spiel beginnt bei null. Wir werden alles raushauen, um endlich mal wieder drei Punkte zu holen und kämpfen bis es nicht mehr geht.

Von den letzten sechs Spielen gegen Basel hat GC vier gewonnen. Ist das im Hinterkopf?
Wir wissen, wie es geht. Der Trainer hat es angesprochen, dass wir schon Punkte gegen den FCB geholt haben. Man muss aber auch sehen, dass die Ausgangslage derzeit wieder eine andere ist als in der Vergangenheit.

Xherdan Shaqiri ist ein guter Kumpel von Ihnen. Haben sie sich über den Match ausgetauscht?
Ja, wir telefonieren oft miteinander. Letztmals zu Beginn der Woche. Er war etwas euphorischer, ich etwas ruhiger. Ist ja klar, bei den beiden Situationen. Xherdan will aber auch, dass GC oben bleibt.

Sie werden sich auf dem Platz gegenüberstehen. Wer entscheidet das Duell für sich?
(Lacht) Wir versuchen alles, um Basel und Xherdan zu stoppen. «Shaq» ist ein Fuchs. Mal ist er hier, dann da. Und dann hat er eben schliesslich seinen linken Fuss, der genial ist.

Wer von ihnen ist der grössere Sprücheklopfer?
Xherdan ist immer für einen Spruch gut. Aber im Spiel sind wir voll im Tunnel. Da gibts nur meine Farben, der Rest interessiert mich nicht. Danach sind wir aber wieder ganz locker drauf.

Danach ist Winterpause. Wie verbringen Sie die Feiertage?
Zu Hause, mit der Familie und meiner Frau.

Können Sie trotz der aktuellen Lage vielleicht doch etwas abschalten?
Die Gedanken um die aktuelle Lage sind fast immer präsent. Es geht vielleicht ein wenig besser in dieser Zeit, aber dann geht es bald wieder los. Ich kann nie ganz abschalten.

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