FCZ-Trainer Magnin beichtet
«Trotz Verbot ging ich immer Skifahren! »

FCZ-Trainer Ludovic Magnin (39) erklärt, weshalb er auch als Profi nicht aufs Skifahren verzichtete und warum er sich null Sorgen vor einer Entlassung macht.
Publiziert: 16.12.2018 um 14:10 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:12 Uhr
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Ludovic Magnin geniesst seinen Beruf als FCZ-Trainer.
Foto: Steve Marty
Michael Wegmann

Ludovic Magnin, wenn bei minus 10 Grad angepfiffen wird wie am Donnerstag in Rasgrad, wären Sie dann wieder lieber Spieler?
Ludovic Magnin: Ich hatte schön warm, ich war ja auch dick eingepackt. Aber in solchen Partien wäre ich lieber Spieler. Spiele im Flutlicht, irgendwo in der Fremde, wo ­alles anders ist, anders riecht. Solche Spiele liebte ich immer.

Ganz generell. Welches Leben ist schöner? Dasjenige als Profifussballer oder als Profitrainer?
Es war mir ja immer klar, dass ich 
irgendwann als Aktiver aufhören muss. Und ich bin sehr dankbar, dass ich weiterhin meine grosse Leidenschaft, den Fussball, zum Beruf 
machen kann. Es sind aber zwei komplett unterschiedliche Berufe, ein Vergleich ist schwierig.

Spüren Sie heute als Trainer mehr Druck als früher?
Grundsätzlich ist der Trainerjob 
unter der Woche anspruchsvoller. Jeder will was: die medizinische 
Abteilung, der Präsident, Sportchef, Spieler und die Medien. Man ist ständig unterwegs. An den Wochen­enden ist es aber anders. Da steht der Spieler im Rampenlicht – da spürte ich als Spieler mehr Druck als heute.

Dabei entscheidet oft der Totomat über Trainer-Schicksale. Viele Trainer beklagen sich deshalb über den grossen Druck.
Ich sehe das anders. Ich denke, wenn man einen Job hat, der einem so viel Spass macht, dann sollte man nicht immer an morgen denken, sondern den Moment geniessen.

Sie können auch leicht reden, Sie wurden ja noch nie entlassen.
Ich werde gut mit einer Entlassung umgehen, glaube ich zumindest. Ich weiss, dass eine Entlassung eigentlich zu diesem Job gehört. Irgendwann ist es so weit. Mein Präsident hat mir zwar vor kurzem gerade einige Beispiele von Trainern genannt, die noch nie entlassen wurden.

Wie sind Ancillo Canepa und Sie auf dieses Thema gekommen. Ein Trennungs-Gespräch?
Nein, überhaupt nicht. Aber wenn wir unterwegs sind, reden wir über viele Dinge. Nicht nur über Fussball, auch über das Leben.

Auch Ihr Freund, FCB-Sportchef Marco Streller, hat sich vor kurzem darüber beklagt, dass er nicht abschalten könne. Können Sie abschalten?
Ja. Vielleicht hilft mir dabei auch die welsche Kultur. Wir Welschen denken nicht zu stark an morgen. Der Deutschschweizer erledigt am liebsten schon heute, was er morgen machen müsste. Und wir Welschen erledigen es dann 
lieber überübermorgen. Ich bin in 
einer Kultur aufgewachsen, in der man das Leben vielleicht ein wenig mehr geniesst. Das ist doch schön.

Geniesser: Ludovic Magnin.
Foto: Sven Thomann

Sie nehmen keine Arbeit heim?
Doch. Aber wenn meine Kinder und meine Frau noch wach sind, versuche ich mich total um sie zu kümmern. Wenn dann alle schlafen, nehme ich mir dann noch die Zeit, um ein Spiel zu schauen oder ein Video zu schneiden.

Fussball prägt auch Ihre Freizeit. Ihr zwölfjähriger Sohn Thierry spielt beim FCZ.
Falls ich bei seinen Spielen sein kann, bin ich es selbstverständlich. Aber meine Besuche sind seltener geworden, dieses Jahr habe ich ihn nur dreimal spielen sehen. Ich vermisse es, aber man kann nicht alles haben. Thierry geht jeweils mit dem Zug ins Training, er macht das top. Es ist gut, dass er merkt, dass er beissen muss, wenn er seinen Traum vom Profi verwirklichen will. Mami und Papi können ihn nicht überall hinfahren, obwohl wir es natürlich versuchen.

Wie finden Sie es, dass er Profi werden will?
Es ist toll, dass er 
Träume hat und sich dann dafür einsetzt. Ob er es auch schafft, wird sich zeigen.

Sie haben wohl schon Hunderte Talente scheitern gesehen. Müssten Sie Thierry nicht warnen?
Ich sage ihm, was meine Eltern auch mir gesagt haben: «Träume sind wichtig. Und es ist möglich, seine Träume zu realisieren, wenn man hart arbeitet.» Aber klar gibts keine Garantien, ein zweites Standbein ist wichtig. Uns ist es wichtig, dass er in der Schule einigermassen gut ist. Wobei die Schule ist mir fast ein wenig zu streng. Ich habe fast das Gefühl, Kinder dürfen kaum mehr Kinder sein.

Vielleicht ist das in der Westschweiz anders?
Nein, glauben Sie mir. Meine Mutter war lange Lehrerin, sie sagt, es habe sich auch verändert. Ich denke, unsere Ansprüche an die Kinder sind heute zu hoch.

Mit 12 waren Sie oft in der Kabine von Saint-Barthélemy. Ihr Vater war Trainer da. Ist Thierry jetzt in der FCZ-Kabine?
Er kommt nach den Spielen mit 
in die Kabine. Und er kommt manchmal ins Training, wenn er Ferien hat. Aber nie in demselben Ausmass, wie ich damals beim Dorfklub dabei war.

Sie bezeichnen Lucien Favre als Ihren Fussball-Papi. Ist Ihr Vater eigentlich nicht beleidigt? War er ein so schlechter Trainer?
Nein, mein Vater war ein sehr guter Trainer. Ich habe zwei Fussball-Väter. Von meinem Papi habe ich viel über Menschen gelernt, über die Chemie in einer Kabine. Die Sprüche, den Geruch. Ich habe bei ihm aber auch viele Spieler gesehen, die Talent 
gehabt hätten, oben zu spielen. Die aber einfach glücklich mit den Kollegen im Dorf waren. Die haben mir gezeigt, wenn ich so bin, werde ich nie Profi. Als ich dann mit 17 täglich mit Lucien ins Training fahren durfte, hat mich seine Detail­besessenheit schon sehr beeindruckt. Übrigens: Bei möglichen Transfers hole ich aber auch heute noch die Meinung meines Vaters ein.

Nicht diejenige von Favre?
Lucien hat keine Zeit. Als Trainer in Dortmund hat er anderes zu tun.

Welsche Trainer-Cracks: Lucien Favre und Ludovic Magnin.
Foto: Sven Thomann

Sie haben mit dem FCZ den Cupsieg geholt, überwintern nun europäisch. Dabei wurden Sie erst im Februar Chefcoach. Ist es auch für Sie schnell gegangen?
Seit Februar ging es schon schnell. Aber davor habe ich mir Zeit genommen, ich arbeitete sechs Jahre in der Jugend-Akademie.

Als U21-Trainer haben Sie zahlreiche Angebote anderer Klubs als Profitrainer abgelehnt. Warum?
Irgendwann hat sich herauskristallisiert, dass ich beim FCZ richtig bin. Ich spürte, dass es einfacher wird, bei einem Verein anzufangen, wo ich jeden Mitarbeiter, jede Ecke und Kante kenne. Es war ein guter Entscheid zu warten. Hier beim FCZ gefällt es mir super.

Am Montag haben Sie Ferien ...
Am Montag habe ich noch eine Sitzung mit Sportchef Thomas Bickel. Und dann geht es in die Ferien.

Ab auf die Skipiste?
Nein, dieses Mal gehen wir mit der Familie in die Wärme. Ich freue mich.

Können Sie denn Ski fahren?
Was ist das für eine Frage! Kennen Sie Pirmin Zurbriggen? Ski fahren ist für mich wie laufen.

Aber als Profi durften Sie gar nicht Ski fahren. Das ist längst überall vertraglich geregelt.
Wissen Sie was: Ich fuhr immer Ski, auch als Aktiver. Wäre mir dabei 
etwas passiert, hätte ich behauptet, ich wäre die Treppe heruntergefallen. Damit wäre die Geschichte auch erledigt gewesen. Meiner Familie habe ich gesagt, falls etwas auf der Piste passieren sollte, einfach nicht die Rega rufen (lacht).

Was, wenn einer Ihrer Spieler es gleich handhaben würde wie Sie damals?
Ich wills nicht wissen. Wie gesagt, falls jemand eine Treppe runterfällt, ist er eine Treppe runtergefallen. Es ist mir wichtig, dass meine Spieler glücklich sind im Leben. Man kann sich übrigens auch verletzen, wenn man auf einer Eisfläche ausrutscht. Ich verletzte mich bei Bremen einst, als ich aus dem Bus aussteigen wollte. Danach war ich vier Monate verletzt.

Lieber Slalom oder Abfahrt? Zurbriggen fuhr ja beides.
Als Kind oben einmal abstossen und dann ab in die Hocke. Wir haben ein Chalet mitten auf der Skipiste in La Lécherette, wir fuhren jeweils den ganzen Tag. Als Teenager gingen wir manchmal kurz nach Hause, tranken einen Grenadine-Sirup und machten einen Jass. Dann gingen wir wieder auf die Piste. Hinter dem Haus 
haben wir eine Schanze gebaut.

Und Sie sind geflogen?
Und wie! Da sprang ich jeweils mit einer 360-Grad-Drehung drüber. So richtig hoch und weit.

Warum sind Sie eigentlich nicht Skifahrer geworden?
Pirmin Zurbriggen war zwar mein grosses Jugendidol, aber Skifahren war für mich irgendwie immer einfach gleichbedeutend mit Spass.

Haben Sie in der Vorbereitung auch Ihre Frau Velo fahren lassen wie Ex-Leverkusen-Stürmer Stefan Kiessling?
Nein! Da war ich professionell, deshalb bin ich wohl auf dem Platz auch mehr gelaufen als Kiessling. Seine Aussage hat mich aber verwundert, denn eigentlich müsste man anhand der Herzfrequenz merken, falls jemand die Uhr weitergegeben hat.

Verlangen Sie von Ihren Spielern viel über die Weihnachtszeit?
Ich gebe nicht jeden Tag zwei, drei Stunden Arbeit mit nach Hause, denn dann machts keiner. Unser Programm über die Festtage ist menschlich und familienfreundlich. Aber ich erwarte, dass sich die Spieler an die Auflagen halten.

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