FCZ-Trainer Henriksen
«Wenn du gewinnst, bleibst du, wenn du verlierst, musst du gehen»

Am 10. Oktober verpflichtet der FCZ den in der Schweiz damals kaum bekannten Bo Henriksen. Vor dem Abflug ins Trainingslager zog der 47-jährige Däne gegenüber Blick eine erste Bilanz.
Publiziert: 07.01.2023 um 11:34 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2023 um 11:37 Uhr
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Bo Henriksen begann am 10. Oktober seine Arbeit beim FCZ.
Foto: Sven Thomann
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Blick: Bo Henriksen, wie haben Sie die Feiertage verbracht?
Henriksen: Es gab viel zu tun, da meine Frau und meine beiden jüngeren Söhne (6 und 14 Jahre alt, d. Red.) in die Schweiz gezogen sind. Der Älteste ist in Odense geblieben und wird dort die Schule im Sommer abschliessen. Wir haben eine schöne Wohnung in der Agglomeration von Zürich bezogen, aber so ein Umzug gibt einiges zu tun: Krankenkasse, Versicherungen usw.

In dem Fall haben Sie geplant, länger in Zürich zu bleiben?
Mein Plan ist, zu siegen. Wenn du als Trainer gewinnst, dann bleibst du, wenn du verlierst, musst du gehen. So einfach ist Fussball.

In welchem Zustand befand sich die Mannschaft, als Sie im Oktober ihre Arbeit aufnahmen?
Ich spürte, dass die Energie aufgrund der englischen Wochen teilweise etwas fehlte. Erst vor dem letzten Spiel gegen Servette (4:1 – d. Red.) hatten wir eine normale Trainingswoche, was sich positiv auswirkte. Wenn du Meister bist und dann plötzlich Letzter, ist das nicht einfach. Aber es macht Spass, hier zu sein. Denn die Mannschaft hat viel Qualität, Energie und Power.

Wären Sie lieber erst in der Winterpause gekommen?
Nein, ich bin froh, dass ich bereits drei Monate da bin. Nun kenne ich die Liga, weiss, wie der Klub, seine Mitarbeiter, Fans und Sponsoren funktionieren. Und mit acht Punkten aus den letzten sechs Liga-Spielen lief es am Ende sportlich auch etwas besser als zuvor.

Zwei der letzten drei Meisterschaftsspiele vor der WM-Pause hat der FCZ gewonnen. Kam die Unterbrechung zum falschen Zeitpunkt?
Nein, den Spielern tat die Pause gut. Es war in vielerlei Hinsicht ein verrücktes Jahr: der Gewinn der Meisterschaft, der Absturz ans Tabellenende, zwölf englische Wochen wegen des Europacups – da kam einiges zusammen. Fussballer zu sein, ist ein Privileg, aber es ist auch harte Arbeit, wenn man sich alle drei Tage auf ein Spiel vorbereiten muss, vor allem mental. Denn der Druck ist gross.

Bo Henriksen

Bo Henriksen ist am 7. Februar 1975 in Roskilde geboren. Der Däne ist verheiratet und hat drei Söhne (18, 14 und 6 Jahre alt). Als Spieler gewann Henriksen 2000 mit Herfolge den dänischen Meistertitel, später spielte der Stürmer auch noch in England, Island und auf den Malediven. Als Trainer war Henriksen ausschliesslich in Dänemark tätig, zuletzt eine Saison bei Midtjylland, ehe er am 10. Oktober 2022 beim FCZ vorgestellt wurde.

Bo Henriksen ist am 7. Februar 1975 in Roskilde geboren. Der Däne ist verheiratet und hat drei Söhne (18, 14 und 6 Jahre alt). Als Spieler gewann Henriksen 2000 mit Herfolge den dänischen Meistertitel, später spielte der Stürmer auch noch in England, Island und auf den Malediven. Als Trainer war Henriksen ausschliesslich in Dänemark tätig, zuletzt eine Saison bei Midtjylland, ehe er am 10. Oktober 2022 beim FCZ vorgestellt wurde.

Der FCZ ist noch immer Tabellenletzter...
Es wird eine herausfordernde zweite Saisonhälfte, denn wir müssen einen Berg erklimmen. Viele waren bereits beim Meistertitel dabei. Den haben sie nicht geholt, weil sie mehr Ballbesitz als der Gegner hatten oder individuell viel besser waren, sondern weil sie alle hart füreinander gearbeitet haben. Diese Kultur müssen wir wieder Spiel für Spiel aufleben lassen. Aber wir wollen auch Spass haben. Denn Fussball ist Spass.

Der FCZ hat mit Simic und Afriyie zwei Spieler verpflichtet. Vor allem Ihr Wunsch nach einem Stürmer wurde vom Präsidenten erhört.
Um das zu erkennen, musste kein Däne kommen... (lacht). Wir freuen uns über die Neuverpflichtungen, müssen jedoch als ganzes Team besser werden und mehr Präsenz im Strafraum haben, denn dort fallen 90 Prozent der Tore. Die Defensive hat besser funktioniert, aber auch da müssen wir uns noch verbessern.

Mit Murat Ural haben Sie auch einen neuen Assistenten.
Geni (Colatrella - Red.) hat einen tollen Job gemacht, aber er geht zurück in den Nachwuchs, was Sinn macht, denn dort – und das machen viele Klubs falsch – brauchen wir die besten Leute. Murat ist genau der Kandidat, den ich gesucht habe. Er war Stürmer und kennt den offensiven Teil des Spiels. Und er kennt die Liga. Ich hatte viele Bewerbungen aus Dänemark, aber Murat ist die richtige Wahl für die Zukunft des Klubs. Er hat fantastische Anlagen, weil er clever ist, Energie hat und weiss, was er will. Und wenn die Spieler jeden Tag nur mich hören, der Anweisungen auf dem Platz gibt, werden sie irgendwann müde...

Der FCZ weilt im Trainingslager in der Türkei. Was sind die Ziele?
Wenn man eine Woche zusammen ist, dann baut man Beziehungen auf. Das ist das Wichtigste. Zudem können wir im taktischen Bereich noch mehr in die Details gehen, denn wir wollen in der Rückrunde ein Team sein, das angreift, Chancen kreiert und guten Fussball spielt.

Gibt es vom Spielsystem her eine Neuausrichtung?
Nein, wir halten am bewährten System fest, werden im Mittelfeld aber offensiver agieren.

Wie haben Sie die WM verfolgt?
Ich habe praktisch alle Spiele gesehen, was als Trainer ja normal ist. Es gab weniger Tore nach Standards als gewöhnlich. Die Schweiz war mit Ausnahme des letzten Spiels stark – und deutlich besser als Dänemark. (lacht)

Hat Sie etwas überrascht?
Die einzig wirklich grosse Überraschung war die zusätzliche Nachspielzeit.

Wäre es wünschenswert, wenn auch in den Ligen länger nachgespielt würde?
Für mich wäre das okay, denn je länger man spielt, desto grösser ist die Chance, dass das bessere Team gewinnt. Es müssen einfach für alle Spiele die gleichen Richtlinien gelten.

Was wünschen Sie sich für das neue Jahr?
Mein einziger Wunsch ist, zu gewinnen. Denn dafür bin ich hier.

Wer wird Schweizer Meister?
Es sieht gut aus für YB, aber im Fussball kann alles passieren.

Der FCZ aber wohl eher nicht ...
Für uns geht es in erster Linie darum, so schnell wie möglich den letzten Tabellenplatz zu verlassen.

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