FCZ-Boss Canepa über sein verrücktes 2022
«Welpe Nyki lenkt uns von Kookis Tod ab»

Nicht nur die Achterbahnfahrt vom Sensations-Titel zum Liga-Schlusslicht war für FCZ-Präsident Ancillo Canepa enorm emotional. Auch der Abschied von Kult-Hündin Kooki hinterliess Spuren.
Publiziert: 25.12.2022 um 09:35 Uhr
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Aktualisiert: 25.12.2022 um 09:52 Uhr
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FCZ-Präsident Ancillo Canepa trauert um Kooki: Die Schäferhündin ist im November verstorben.
Foto: TOTO MARTI
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Blick: Vor einem Jahr war der FCZ Leader, Sie sagten an Weihnachten: «Wir brauchen keine Geschenke, 40 Punkte sind Geschenk genug.» Jetzt ist Zürich Letzter. Mussten Sie sich nun also wieder um ein Geschenk für Heliane bemühen?
Ancillo Canepa:
Wir haben uns ein gegenseitiges Geschenk gemacht. Nyki ist unser neuester Familienzuwachs. Das ist ein acht Wochen alter Welpe, der uns und auch unserer Hündin Chilla riesige Freude bereitet.

Sie reden vom putzigen Hündchen, das hinter Ihnen gerade den Büroboden nass macht?
Oha, das muss ich rasch saubermachen. Sie sehen, Heliane und ich sind ziemlich gefordert, bis Nyki aus dem Flegelalter raus ist. Es ist momentan eine 24/7-Aufgabe. Sie lenkt uns auch davon ab, dass Kooki leider im November von uns gegangen ist.

Hündin Kooki erlangte als bekanntester Hund der Liga Kultstatus.
Sie wäre im Januar 14-jährig geworden. Andere Hundehalter verstehen sicher, wie es einem zumute ist, wenn man seinen Hund gehen lassen muss. Auch jetzt kommen immer noch Emotionen auf, wenn ich an Kooki denke. Die Beziehung zum eigenen Hund ist enorm eng. Ich bin mit ihr auf dem Velo Tausende Kilometer durch die Wälder gefahren, Heliane war mit ihr in unzähligen Kursen. Nach einer Bandscheiben-OP vor zwei Jahren hatte Kooki aber immer mehr Mühe, selbständig aufzustehen und sich zu bewegen. Wir haben alles getan, um ihr ein schmerzloses Leben zu ermöglichen. Aber am Ende sah man an ihrem Blick, dass sie gehen wollte. Wir mussten uns sehr überwinden, um ihren Wunsch zu erfüllen.

Haben Sie Kooki begraben lassen?
Wir werden die Urne mit ihrer Asche noch bekommen. Und ich habe im Garten eine zwei Meter hohe Rotbuche gesetzt als Erinnerung. Es ist sehr emotional. Zu ihren Ehren haben wir uns auch bereit erklärt, uns die nächsten zwei Jahre als «Hundebotschafter» der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft zu engagieren.

Ebenso emotional war auch das FCZ-Jahr. Vom Meister zum Schlusslicht!
Wenn man nur die Tabellen vergleicht, macht es einen fassungslos. Ich will keine Ausreden suchen, aber es gibt Gründe dafür. Durch den Europacup hatten wir zwölf englische Wochen, ein reguläres Training war so nicht mehr möglich. Für viele Spieler war diese physische und mentale Belastung neu. Immerhin waren unsere Spiele im Europacup mit Ausnahme der beiden gegen Eindhoven so schlecht nicht. Gegen das grosse Arsenal spielten wir zweimal auf Augenhöhe.

Aber Zürich hat die Champions League verpasst. Wird jemals wieder eine solche Chance kommen?
Ein Traum bleibt es. Ob er realisierbar ist, steht auf einem anderen Blatt. Mir kommen aber fast die Tränen, wenn ich sehe, dass wir uns für eine Gruppe mit Bayern, Inter und Barcelona hätten qualifizieren können. Gegen Karabach wäre mehr möglich gewesen. Und Pilsen setzte sich in der Quali gegen Karabach durch. Gegen Pilsen hätten wir sicherlich auch eine Chance gehabt.

Entledigt sich Zürich im neuen Jahr ohne die Doppelbelastung der Abstiegssorgen?
Das ist die Hoffnung und auch die Erwartung. Wir müssen einfach mal weg vom Tabellenende. Ich kann ja nicht täglich zur Beruhigung meiner Nerven die Tabelle umgedreht betrachten!

Kriegt Trainer Bo Henriksen noch ein Weihnachtsgeschenk in Form eines Stürmers?
Wir stecken in der Kaderplanung, auch schon für die nächste Saison. Spruchreif ist aber noch nichts.

Henriksen ist schon der vierte FCZ-Trainer im Jahr 2022.
Der vierte?

Breitenreiter, Foda, Interimstrainer Colatrella und der Däne.
Okay, stimmt. Über Foda will ich nicht mehr viel sagen. Nur so viel: Er ist grundsätzlich ein sehr guter und fleissiger Trainer, aber es hat einfach nicht gepasst.

Was kaum jemand weiss: Fodas Assistenztrainer Imre Szabics arbeitete beim FCZ als U21-Trainer weiter. Bleibt er auch 2023?
Er hatte ja einen laufenden Vertrag. Es war eine gute Übergangslösung, nachdem U21-Trainer Colatrella ad interim zu den Profis wechselte.

Haben Sie noch Kontakt zu Meistertrainer André Breitenreiter?
Ich habe ihn einmal kurz getroffen, als er überraschend an eines unserer Heimspiele kam. Sonst gab es keinen Kontakt mehr.

Verlief die Trennung doch nicht so harmonisch?
Optimal ist es nicht abgelaufen. Wir haben erst am Morgen vor dem letzten Meisterschaftsspiel erfahren, dass er einen Vertrag bei einem Bundesligaverein unterschreiben wird. Obwohl wir drei Tage vorher noch miteinander gesprochen haben. Tempi passati. Und mit Bo Henriksen haben wir jetzt auch wieder einen sehr guten Trainer gefunden.

Ist es kein Problem, dass Henriksen nur Englisch spricht?
Wir hatten ja mal einen Trainer, der darauf bestand, nur Zürichdeutsch zu reden …

… war das Urs Fischer?
Wer auch immer. Jedenfalls war es dann so, dass vier, fünf Spieler kein Zürichdeutsch verstanden haben. Im aktuellen Kader verstehen zwar die meisten Spieler Hochdeutsch. Aber die Ansprachen auf Englisch verstehen sie fast noch besser. Ausserdem versteht Bo perfekt Deutsch.

2022 ist das Jahr der Zürcher Sensations-Meisterschaft. Ihr bester Moment beim Titelgewinn?
Natürlich war die Feier auf dem Helvetiaplatz mit weit über 10'000 Fans ein Wahnsinnsereignis. Aber ich empfand auch die Schifffahrt mit dem Pokal auf dem Zürichsee als enorm. Wir haben in vier Orten gestoppt, die Euphorie war überall gewaltig. Schüler hatten für uns die Schule geschwänzt, oder ganze Klassen waren gleich mit dem Lehrer gekommen. Ich durfte mit dem FCZ ja schon einige Meistertitel und Cupsiege feiern. So emotional wie dieses Jahr war es aber noch nie.

Woran lag das?
Wohl, weil der letzte Meistertitel schon 13 Jahre zurücklag und weil wir aus dem Nichts Meister geworden sind. Der Zuschauerschnitt stieg enorm, die Kurve war immer voll und auswärts immer mit Tausenden dabei. Es war unglaublich. Auch der Trikot-Verkauf explodierte. Es soll keiner sagen, Zürich sei keine Fussballstadt.

Ganz reibungslos soll die Schifffahrt aber nicht verlaufen sein …
(Lacht.) Es war in Männedorf. Es hatte zu regnen begonnen, die Spieler wurden zurück aufs Schiff geschickt. Doch es waren noch Dutzende Fans da, ich wollte allen die Selfie- und Autogrammwünsche erfüllen. Da hörte ich plötzlich, wie das Horn tutete und das Schiff tatsächlich ablegte. Ohne mich! Da mussten sie halt wieder umdrehen, um mich wie einen Schiffbrüchigen einzusammeln.

Waren Sie schon im neuen Zürcher Eishockey-Tempel?
Ich hatte eine Einladung fürs Eröffnungsspiel, war aber verhindert. Es ist sensationell, was die ZSC Lions geschafft haben, da schaue ich schon etwas neidisch darauf. Der ZSC musste früher ja für die Champions League auch mal nach Rapperswil ausweichen, wie wir dieses Jahr auch für zwei Europacup-Spiele nach St. Gallen ausweichen mussten. Das hat uns einen finanziellen Schaden von fast 3 Millionen Franken verursacht. Das liegt an den Zusatzkosten und daran, weil wir gegen Gegner wie Arsenal im Letzigrund deutlich mehr Tickets hätten verkaufen können.

Beim Fussballstadion geht das Warten weiter.
Leider haben wir es mit willkürlichen Einsprachen zu tun. Diese sind zwar völlig chancenlos, werden aber dennoch bis ans Bundesgericht weitergezogen, was uns viel Zeit und viel Geld kostet. Diese Einsprachekultur in der Schweiz hat mit Demokratie nichts mehr zu tun. Aber ich bin 100-prozentig sicher, dass das Fussballstadion kommt.

Werden Sie bei der Eröffnung noch FCZ-Präsident sein?
Ich hoffe es (lacht).

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
18
6
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
30
4
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
FC Zürich
18
-1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
6
25
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-10
15
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-24
13
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