FCSG-Trainer vor Monsteraufgabe
Wie viel Zauber steckt in Zeidler?

Mehrere Stützen sind weg, fast nur ausländische Junge wurden geholt – dazu ein Bläh-Kader und die Chefs wollen unbedingt Spektakel. Auf FCSG-Trainer Peter Zeidler wartet in der neuen Saison ein Knochenjob.
Publiziert: 19.07.2018 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:13 Uhr
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Zeidler weiss, was er zu tun hat – er kennt die Forderungen seiner Chefs.
Foto: GIAN EHRENZELLER
Michael Schifferle

Peter Zeidler ist gut gelaunt. Der neue St. Galler Trainer sagt: «Hier bin ich bei einem Klub, der interessiert, der die Menschen beschäftigt.» Er ist verblüfft, wie viele Fans ihn auf der Strasse erkennen und rufen: «Hopp Sanggalle!»

Im Mai hoben Präsident Matthias Hüppi und Sportchef Alain Sutter den 55-Jährigen mit grossen Worten ins Amt. Für Sutter war er «absoluter Wunschkandidat». Hüppi lobte den «ausgewiesenen Fussballsachverstand», «seine Persönlichkeit, Sozialkompetenz und Offenheit, die weit über den Fussball hinausgehen». Der Makel: Giorgio Contini hörte Vergleichbares – und wurde gefeuert.

Zeidler kennt den Ehrgeiz seiner Chefs. Ihr Anspruch? Den Kybunpark füllen und die Top 5 erreichen! Zeidler lacht und sagt: «Wir sind alle ambitioniert und wollen mittelfristig in die Top 5. Aber wir wissen auch, dass es dazu Geduld braucht.» Wer Hüppi kennt, weiss: je schneller, desto besser.

Dafür muss Zeidler zaubern! Er muss ein Team zu Hochleistung treiben, das die letzten sieben Spiele der vergangenen Saison verlor – und erst noch Substanz einbüsste.

Captain Nzuzi Toko? Weg. Runar Mar Sigurjonsson, der beste Espe im Frühjahr? Wieder bei GC. Abwehrtalent Jasper van der Werff? Nach Salzburg verkauft. Ein Verlust an Klasse, den von den Neuen nur Ex-GC-Mann Milan Vilotic (31) und Freiburg-Leihgabe Vincent Sierro (22) sofort auffangen dürften.

Zeidler betont: «Eine Mannschaft wächst nicht von heute auf morgen zusammen.»
Foto: EDDY RISCH

Die anderen? Sind jung, aus dem Ausland, heissen zum Beispiel Mosevich, Kchouk oder Quintilla. Und kommen aus Argentinien, Tunesien und Puerto Rico. Das soll nichts über ihre Qualität sagen. Bloss: Wie schnell kann Zeidler sie inte­grieren? Im Test gegen Brighton erklärte er Kekuta Manneh mehrfach, wie er sich bei Ballbesitz am Flügel positionieren muss. Erfolglos.

Eine zusätzliche Erschwernis: Zeidler muss zumindest vorübergehend mit 31 Spielern trainieren. Nahezu unmöglich! Der Trainer sagt: « Wir brauchen Geduld, das ist klar. Eine Mannschaft wächst nicht von heute auf morgen zusammen

Droht ein Fehlstart gegen Basel und Sion? Zeidler: «Angst habe ich sicher nicht. Und ich glaube auch nicht, dass wir unten reinrutschen. Dafür hat dieser Klub zu viel Kraft.»

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Die aktuellen Super-League-Trainer | FC Basel: vakant.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Kraft sollte auch der Nachwuchs beisteuern. Ihn zu fördern, das schrieben sich Hüppi und Sutter auf die Fahnen. Und Zeidler ins Pflichtenheft. Und doch werden FCO-Jungs wie Silvan Gönitzer und Cédric Gasser verliehen, damit sie Leihspielern weichen können. Identifikation stiftet es nicht. Zeidler begreift den Argwohn. Er sagt aber: «Es ist wichtig, dass junge Spieler wie Silvan Gönitzer regelmässig auf dem Platz stehen. Das hätte er bei uns nicht oft gekonnt.»

Letztlich zähle nur eins: Qualität. Und die der Leih­spieler stuft er höher ein als die vieler Eigengewächse. «Wären Jungs von der Kategorie Van der Werff oder Silvan Hefti greifbar, nähme ich sie.» Von den Talenten Nils Traber oder Betim Fazliji hält Zeidler zwar viel. «Aber sie brauchen noch Zeit.»

Zeidler glaubt an sein Team, Angst vor einem Fehlstart hat er nicht.
Foto: GIAN EHRENZELLER

Zeidlers Ansprüche sind hoch. Er ist ein Schüler von Ralf Rangnick. Hohes Pressing, rasches Umschalten, meist mit drei Spitzen – das will er sehen. Können die Espen das umsetzen? Zeidler deutlich: «Ja!»

In Sion begeisterte Zeidler. Und wurde doch entlassen – als Dritter und Cupfinalist. Für viele ein Riesenfehler. Nur eins werfen ihm Sion-Experten aber vor: Er habe keinen Plan B gehabt. Seine Taktik sei durchschaut und sein hoch pressendes Team ausgekontert worden.

Zeidler sagt: «Wir haben eher Plan A nicht mehr konsequent umgesetzt.» Formschwächen kamen dazu. Und: CC bleibt CC, impulsiv, ehrgeizig. Mit fordernden Chefs kennt sich Zeidler jedenfalls aus.

FCSG-Zugänge:
Sliman Kchouk (24, Tun)
Jordi Quintilla (24, Spa)
Majeed Ashimeru (20, Gh)
Kekuta Manneh (23, USA-Gam)
Leonel Mosevich (21, Arg)
Milan Vilotic (31, Ser)
Vincent Sierro (22, Sz)
Dereck Kutesa (20, Sz-Ang)
Axel Bakayoko (20, Fr/Elf)
Nias Hefti (19 zurück aus Wil)

FCSG-Abgänge:
Van der Werff (19, Salzburg)
Karim Haggui (34, Tun)
Nzuzi Toko (27, Al-Fateh, Saudi-Arabien)
Yrondu Musavu-King (26, Gab)
Danijel Aleksic (27, Malatyaspor)
Stefan Lapcevic (24, Ser)
Silvan Gönitzer (21, Rappi)
Cédric Gasser (20, Sz)

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
15
4
23
6
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
15
2
21
7
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
8
FC Sion
FC Sion
15
0
18
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
15
-5
17
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
15
-21
12
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
15
-11
10
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