FCL-Trainer Babbel über Eren Derdiyok
«So viel Potenzial und so faul!»

FCL-Trainer Markus Babbel spricht im «SonntagsBlick» Klartext: Warum sein Team nicht fit war. Warum ihm Alex Frei leidtut. Warum er Eren Derdiyok «faul» findet.
Publiziert: 31.05.2015 um 15:15 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:54 Uhr
Von Felix Bingesser und Andreas Böni

Herr Babbel, haben Sie dem FC Basel schon eine Kiste Bier versprochen? Wenn der FCB im Cupfinal Sion schlägt, spielen Sie Europa League.
Markus Babbel: Ich hoffe, mein ehemaliger Stuttgarter Zimmerpartner Marco Streller macht das. Er weiss, dass ich nicht knausrig bin und dann sicher ein Essen springen lasse.

Wie gefällts Ihnen als Bayer in der Innerschweiz?
Die Innerschweizer sind von der Mentalität her ähnlich wie wir. Ich fühle mich wohl und mich verbundener als vielleicht mit den Norddeutschen oder so. Und ich habe mich schon immer für den Schweizer Fussball interessiert. Trotzdem sagte ich Alex Frei, als er mich holen wollte, ganz klar: Versprich mir nicht das Gelbe vom Ei. Sag mir einfach, wie Luzern wirklich ist.

Und dann hat er Ihnen gesagt, dass er bald weg ist?
Nein, natürlich nicht. Das war nicht vorhersehbar. Er hat mir die Mannschaft erklärt, den Verein. Und es ist wirklich eins zu eins so, wie er es erzählt hat.

So schön oder so schlimm?
So schön. Der Verein lebt, die Mannschaft will. Und den Trubel in einem Klub, das kenn ich ja von Bayern oder Hertha BSC. Da schepperts halt manchmal.

Tuts Ihnen leid, dass Alex Frei nicht mehr dabei ist? Jetzt, wo man Erfolg hat?
Ja, auf der einen Seite schon. Auch wenn wir mit Rolf Fringer einen tollen Mann dazugewonnen haben. Er hat Ruhe in den Verein gebracht mit Präsident Ruedi Stäger. Und Alex Frei war für den einen oder anderen Spieler sicher ein Alibi.

Wie meinen Sie das?
Der eine oder andere hatte die Einstellung, dass er ja nicht so gut spielen kann, weil im Verein Unruhe herrsche. Das ist Quatsch. Aber der eine Spieler hatte vielleicht schon ein Problem mit Alex. Aber ich hatte ein gutes Verhältnis mit ihm, und ich bin überzeugt, dass er das Potenzial hat, ein grosser Manager zu werden. Wenn er denn will.

Warum kam der Erfolg erst verspätet? Einen Effekt spürte man beim Trainerwechsel vorerst nicht.
Ich kam zum zwölften Spieltag, und die Mannschaft konnte nur 60 Minuten. So was habe ich noch nie erlebt. Das war für mich neu. Die Jungs wollten, konnten aber nicht. Da war mir schnell klar, warum man so in der Krise steckt. Die Qualität kannst du nicht ausspielen, wenn du körperlich nicht mehr drauf hast. Die wollten 100 Prozent, konnten aber nur 80.

Was hat Ihr Vorgänger Carlos Bernegger falsch gemacht?
Das weiss ich nicht. Jeder hat seine eigene Philosophie. Meine ist: Wenn du topfit bist, hast du mehr Chancen, dich durchzusetzen. Bei kleinen Spielern siehst du das vielleicht nicht so. Aber bei grossen Akteuren sieht das dann gruselig aus. Mir war schnell klar, dass wir da den Hebel ansetzen müssen. Zum Glück haben wir mit Christian Schmidt einen hervorragenden Konditionstrainer.

Das ist doch der gleiche wie unter Bernegger?
Ja. Aber er kann ja nichts machen, wenn man ihn nicht lässt. Mich hats gewundert, dass man ihn nicht nutzt.

Sie haben mit dem FC Luzern eine tolle Rückrunde hingelegt. Haben Sie sich als Belohnung nun das FCL-Tattoo stechen lassen?
Das kommt jetzt im Sommer. Und ich werde es im Gegensatz zu dem, was der BLICK fälschlicherweise geschrieben hat, auch bezahlen. Da haben Sie mir ein schönes Ei gelegt und mich völlig zu Unrecht als arroganten deutschen Geizling dargestellt.

Dafür entschuldigen wir uns, das war ein Fehler.
Akzeptiert. Sprechen wir wieder vom Fussball.

In der Rückrunde gabs 34 Punkte. So wäre Luzern ein Titelkandidat.
In der nächsten Saison ist die Messlatte nun sicher höher. Wir müssen das bestätigen. Wir müssen nun die erfolgreiche Denkweise in die Köpfe bekommen. Der Ansporn muss sein, in den nächsten Jahren einen Titel zu holen. Auch wenn wir finanziell nicht ganz vorne mitspielen können. Wie der FC Thun, der das Maximale aus sich herausholt. Der dümmste Satz für mich ist: «Wir haben nichts zu verlieren.» Wir haben immer was zu verlieren. Auch in Basel verlieren wir drei Punkte bei einer Niederlage.

Apropos verlieren und Gerüchte: Geht Jakob Jantscher? Er kann dank einer Ausstiegsklausel für 1,6 Millionen Franken wechseln.
Ich habe viel mit ihm geredet. Wenn ein Traum-Angebot aus der Bundesliga kommt, kann es zu einem Wechsel kommen. Das ist ja klar, da bin ich nicht blauäugig.

Zu YB geht er also nicht?
Nein. Da bleibt er bei uns. Er fühlt sich pudelwohl hier. Er ist nicht unterwegs und sucht sich einen Verein.

Torino war an Remo Freuler dran.
Ihm würde es gut tun, noch ein Jahr in Luzern zu bleiben. Er hat erst ein Jahr Super League gespielt. Mit seinem Potenzial kann er Nationalspieler werden. Er muss jetzt alles bestätigen. Wie ich immer sage: den Männerfussball in den Körper bekommen.

Und geht Marco Schneuwly zu Karlsruhe?
Da mache ich mir gar keine Sorgen. Was will Marco in Karlsruhe? Da ists bei uns besser.

Sie haben nur einen Ein-Jahres-Vertrag bekommen. Hätten Sie sich einen anderen Vertrauensbeweis gewünscht?
Im Fussball gehts so schnell. Vielleicht läufts ja nicht nächstes Jahr, und dann trennt man sich lieber. Nein, das macht mir null Kopfzerbrechen.

Sie sind der teuerste Trainer der Super League, oder?
(lacht) Das denke ich nicht. Aber ich weiss, dass der Klub mich für seine Möglichkeiten gut entschädigt. Und der FCL ist ein gebranntes Kind. Carlos Bernegger steht ja noch bis 2016 unter Vertrag.

Sie waren in Hoffenheim Trainer von Eren Derdiyok. Und es krachte zum Schluss.
Ich verstehe ihn halt nicht. Wenn man so viel Potenzial hat und so faul ist. Er bringt alles mit zum internationalen Top-Stürmer und kann sich einfach nicht quälen. Der liebe Herrgott gibt dir so viel mit, und du machst nichts draus. Und beklagst dich nur. Nun spielt er halt in der Türkei statt bei Chelsea, Real Madrid oder Barcelona.

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