FCL-Legenden über Trainer-Abgang zu YB
«Schon als Spieler wechselte Seoane für mehr Geld»

Gerry Seoanes Abgang zu YB erschüttert die Innerschweiz. Auch die FCL-Legenden können den Wechsel nur zum Teil nachvollziehen. Die YB-Präsentation von Seoane gibts ab 12 Uhr live bei BLICK!
Publiziert: 03.06.2018 um 23:32 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:46 Uhr
Peter Nadig, spielte von 1988 bis 1995 für den FCL. Er wurde 1989 mit den Luzernern Meister und 1992 Cupsieger.

Roger Wehrli, Ex-Natispieler, Meister 1989 mit Luzern. War für seine giftige Art auf dem Platz bekannt, er spricht auch heute noch stets Klartext.
«Menschlich kann man zwar freundlicher werden, aber den Charakter kann man nicht plötzlich ändern. Nach 62 Jahren Lebenserfahrung kann ich das beurteilen. Ich bin auch nicht plötzlich der liebe Siech, das kauft man mir auch nicht ab. Schon bei Luzern damals als Spieler wechselte Seoane für mehr Geld zu Sion. Aber ich freue mich, dass es so gekommen ist. Denn damit habe ich im Februar Recht gehabt mit meiner Prognose. Rein sportlich verstehe ich Seoanes Schritt natürlich. Das, was Seoane in der Rückrunde geleistet hat, ist nicht zu toppen. YB hat den besten Sportchef der Liga. Christoph Spycher wird Seoane sicherlich den Rücken stärken.» (Aufgezeichnet: Michel Wettstein)

Urs «Longo» Schönenberger, Meister und Cupsieger mit dem FCL, später auch Trainer bei den Luzernern.
«Ich verstehe natürlich jeden Fan des FC Luzern, der jetzt enttäuscht oder sauer ist. Nach dieser tollen Rückrunde muss man jetzt wieder von vorne beginnen. Aber ich verstehe auch Gerardo Seoane. Er hat die Chance, den Schweizermeister zu trainieren, die Qualifikation für die Champions League. Für ihn ist YB ein grosser Aufstieg. Vor einem halben Jahr war er ja noch U21-Trainer. Aber er traut sich die Aufgabe zu, sonst hätte er nicht zugesagt. Er ist von sich überzeugt, das war er schon als Bub. Ich trainierte Gerry bei den C-Junioren des FC Luzern.» (Aufgezeichnet: Michael Wegmann)

Urs « Longo » Schönenberger.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Rolf Fringer, spielte als Spieler beim FCL, coachte die Luzerner später drei Jahre lang, war 2015 bis 2016 Sportchef beim FCL.
«Grundsätzlich muss man Verständnis haben für Gerry Seoane. Wenn ein aufstrebender Trainer eine solche Chance bekommt, dann ist es legitim, dass er die Chance packt. Und ist der FCL mit dem Transfer einverstanden und bekommt dazu noch eine Abslöse, dann ist es eher eine Win-Win-Situation. Dass man in Luzern enttäuscht ist, ist klar. Aber bekommt man als Trainer diese Chance, dann muss man sie nutzen. Jammere ist Fehl am Platz. Schade für die junge FCL-Mannschaft. Aber es gibt noch andere gute Trainer auf dem Markt.» (Aufgezeichnet: Marco Mäder)

Rolf Fringer (r.).
Foto: freshfocus
Peter Nadig.

Peter Nadig, spielte von 1988 bis 1995 für den FCL. Er wurde 1989 mit den Luzernern Meister und 1992 Cupsieger.
«Es geht halt schon sehr schnell im Fussball-Business. Als Trainer wird man ja auch schnell entlassen. Man kommt und geht, als Spieler und als Trainer. Gerry hat in Luzern tolle Arbeit geleistet, jetzt hat er die Chance bekommen, beim Meister zu arbeiten. Und damit wahrscheinlich auch einiges mehr zu verdienen. Wer hätte das nicht gemacht! Klar, dass jetzt alle in Luzern sauer sind, aber jetzt müssen sie eben – schon ein wenig kurzfristig – einen neuen Trainer suchen. Das sollte aber klappen. Es gibt ja genug arbeitslose Trainer auf dem Markt.» (Aufgezeichnet: Michael Wegmann)

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Und das meint BLICK-Kolumnist Kubi zum neuen YB-Trainer

«Nichts gegen Seoane, gar nichts. Was der ehemalige Teamkollege von YB-Sportchef Christoph Spycher bei GC mit einer höchst mittelmässigen Mannschaft in seinem ersten Halbjahr als Trainer einer Profimannschaft erreicht, ist bemerkenswert. Er hat den FC Luzern übernommen, als das Team höchst abstiegsgefährdet war. Er hat es auf Platz drei geführt. Und dies im oft überhitzten Dampfkessel am Pilatus. Ohne einiges draufzuhaben kriegt man solch ein Wunder-Halbjahr nicht hin. Auch wenn solche Ranglistensprünge durchaus symptomatisch sind für den Schweizer Fussball und eine Zehnerliga. 

Ich komme aber nicht umhin, das Ganze ein wenig mit dem zu vergleichen, was vor einem Jahr in Lugano abging. Dort führte Paolo Tramezzani den FC Lugano auch sensationell auf Platz drei und heuerte dann bei einem vermeintlich Grossen an, beim FC Sion. Doch der Italiener scheiterte an der riesigen Erwartungshaltung im Wallis und an einer Garderobe mit viel mehr Stars als im Tessin.

Bei YB ist das genau gleich. Nein. Alles ist eine Schuhnummer grösser! Die Stars sind echte Stars. Und die Erwartungshaltung gewaltig. Wer Meister war, darf nicht mehr vorsichtig ankündigen, einfach vorne mitspielen zu wollen. Für den kann es nichts Anderes als die Titelverteidigung geben. Und YB will unbedingt erstmals in die Champions League. So nahe wie 2018 war man den fetten Fussball-Honigtöpfen noch nie!

Wäre YB nicht Meister und nicht in den Königsklassen-Playoffs gegen einen anderen Meister einer vergleichbaren Nation, sähe alles ganz anders aus. Dann wäre die Wahl von Seoane logisch. Aber einen Frischling unter diesen doch ganz speziellen Umständen ins Rennen zu schicken, ist gewagt. Sehr gewagt!

Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass YB von Beginn weg einen Trainer Typ Seoane oder Joël Magnin wollte. Einen, den man lenken, manövrieren kann. Nicht mehr eine so starke Persönlichkeit wie Adi Hütter, die sich nicht dreinreden liess. So etwas kann für die Verantwortlichen schnell anstrengend werden.

YB hat einen starken technischen Staff mit Spycher, Chappi, Castella und Graf. Und herausragende Leaderfiguren in der Mannschaft mit Hoarau, Von Bergen, Wölfli und Sanogo. Eine enorm starke Basis! Aber solch eine starke Basis bringt es auch mit sich, dass die Herren ihre Ideen einbringen wollen. Naturgemäss ist dies bei einem jungen Trainer einfacher. So gesehen ist die Anstellung von Seoane eine Soft-Wahl.

Zwei Dinge werden entscheidend sein, ob Seoane in Bern den Durchbruch schafft: Zum einen, wie er mit diesen Herren klarkommt. Wie clever er Garderobe und technischen Staff handhabt. Zum anderen der Saisonstart. Gewinnt er nicht sofort und scheitert er in den Champions-League-Playoffs, ist seine Position von Beginn weg geschwächt. Kredit kriegt er von den Stars nur durch Siege, durch nichts anderes. Das ist das grosse Risiko, das YB mit seiner Trainerwahl eingeht. Wenn BLICK am Samstag von einem russischen Roulette schrieb, dann trifft das den Nagel auf den Kopf.»

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