BLCIK: Silvan Widmer, Sie spielen Gitarre. Geben Sie bald ein Konzert?
Silvan Widmer: Nein, das käme nicht gut. Seit ich Vater bin, habe ich die Musik etwas vernachlässigt, die Gitarre steht im Keller. Ich habe damals in Italien damit angefangen, es war ein guter Ausgleich zum Fussball. Aber jetzt brauche ich meinen Kopf für meine Tochter und die Familie.
Spielen Sie Ihrer Tochter ab und an vor?
Ich habe ihr früher vorgespielt, da war sie aber noch kleiner. Vielleicht sollte ich es wieder mal probieren und schauen, wie sie reagiert.
In dieser Saison sorgen Sie auf dem Platz für die Musik. Der FCB steht auf Platz 1, Sie haben schon drei Kopfballtore erzielt. Warum läufts plötzlich?
Wenns läuft, dann läufts. Ich habe nie gezweifelt. Wusste, dass der Knopf irgendwann aufgehen wird. Die Leistungen sind noch nicht immer komplett fehlerfrei, aber sie sind gut. Auch meine Skorerpunkte stimmen. Wenn ich so weitermachen kann, bin ich happy. Und die Mannschaft auch.
Sie haben nach Ihrem Wechsel zum FCB gesagt, dass Sie Titel gewinnen und international spielen wollen. Hat nicht ganz so gut geklappt, oder?
Wir haben die Erwartungen nicht erfüllt, nein. Wir haben zwar den Cup geholt, aber in der Liga nicht überzeugt und wir sind europäisch rausgeflogen. Diese Saison versuchen wir, es besser zu machen.
Werdet ihr Meister?
Im Moment sind wir vorne, aber es wird eng bleiben bis zum Schluss. Wir werden alles dafür tun, Platz 1 zu verteidigen. Zurzeit bringen wir unsere Qualitäten auf den Platz.
Das hat man vor allem im Rückspiel der Champions-League-Quali gegen Eindhoven gesehen. Ihr persönlicher Karriere-Höhepunkt?
Das Spiel gehört sicher zu meinen Highlights. Ich hatte zwar auch in Italien den einen oder anderen tollen Match. Aber wie gegen Eindhoven das ganze Stadion dabei war und uns gepusht hat, war grossartig.
Nervt es, dass Brügge in der Champions League nun gegen Real Madrid spielt. Im Wissen darum, dass man mit einem Weiterkommen gegen Linz in der Quali auf Brügge getroffen wäre?
Natürlich ist Wehmut dabei. Die Champions League ist und bleibt ein grosser Traum von mir. Vom Namen her ist Eindhoven höher einzustufen als Linz und Brügge. Aber jetzt spiele ich zum ersten Mal Europa League. Wenn wir so weitermachen wie bisher, stehen die Chancen fürs Überwintern gut.
Im Sommer hiess es, Sporting Lissabon und Celtic seien an Ihnen interessiert. Haben Sie mit einem Wechsel geliebäugelt?
Das war für mich nie ein Thema.
Sind Sie geblieben, weil Sie Familienvater sind und wollen, dass Ihre Tochter in der Schweiz aufwächst?
Nein, das spielt keine Rolle. Ich kann mir schon vorstellen, dass ich nochmal ein Ausland-Abenteuer wage. Aber ich war nicht gewillt, den FCB nach so einer Saison wieder zu verlassen.
Es gibt etliche Familienväter beim FCB. Trefft ihr euch auf dem Spielplatz?
Auch, ja. Oder wir gehen in den Basler Zoo mit den Kindern. Und wenn wir die Kinder mal nicht haben, gehen wir zusammen auf den Golfplatz.
Wer ist der beste Golfer?
Ricky van Wolfswinkel, der darf momentan keine Kontaktsportarten machen und ist darum fast täglich auf dem Golfplatz. Ich hoffe aber, dass er bald zurückkommt. Bis dann wird er sein Handicap schön verbessert haben.
Wie gings Ihnen, als Sie von seiner schweren Kopfverletzung erfuhren?
Das war für uns alle ein Riesenschock. Ich hatte auch mal eine Kopf-OP, aber nicht so heftig wie bei Ricky. Für mich selbst war die Operation nicht so schlimm, aber für meine Familie. ‹Silvan hat jetzt eine Kopf-OP›, das klingt schon happig.
Wie kann man Kopfverletzungen im Fussball entgegentreten?
Im Fussball können Kopfverletzungen wohl nie ganz vermieden werden. Ich bin aber der Meinung, dass man hart durchgreifen muss bei absichtlichen Schlägen auf den Kopf. Zum Beispiel bei Ellbogenschlägen ins Gesicht. Vielleicht geht es auch in die Richtung, dass man im Fussball – ähnlich wie im Rugby – irgendwann einen Kopfschutz tragen wird.
Denken Sie zweimal nach, wenn Sie in einen Zweikampf gehen, seit Sie Vater sind?
Nein. Wenn ich auf dem Platz bin, fokussiere ich mich zu 100 Prozent auf das Spiel.
Bekommen Sie eigentlich genügend Schlaf?
Ja, unsere Tochter schläft super durch. Das ist ein Geschenk Gottes.
Kommt die Kleine schon ins Stadion?
Ja, sie ist an jedem Spiel von uns. Sie ist mein Glücksbringer. Wenn wir gewonnen haben, mache ich mit ihr eine Ehrenrunde. Das gibt mir während des Spiels einen Extra-Boost.
Kennt sie die FCB-Songs?
Nein, aber wenn die Fans singen, dann klatscht sie mit.
Hat die Vaterrolle Sie verändert?
Ich denke, ich bin noch ausgeglichener als früher. Ich geniesse die Zeit. Auf dem Fussballplatz bin ich immer noch genauso hungrig wie früher – aber nach dem Spiel kann ich nun deutlich schneller herunterfahren. Das Schönste am Papi sein ist meiner Meinung nach, die einzelnen Schritte mitzuerleben.
Im September wurden Sie für die Nationalmannschaft aufgeboten, spielten aber nicht. Hätten Sie nicht lieber Zeit mit Ihrer Familie verbracht, als umsonst nach Dublin zu fliegen.
Für mich ist die Nati Ehrensache und ich freue mich immer, wenn ich aufgeboten werde.
Zuletzt waren Sie aber nur noch auf Abruf im Kader.
Ich wäre sehr gerne dabei gewesen. Ich verstehe, dass es im Moment auf der Rechtsverteidiger-Position viele Spieler hat – dennoch habe ich mir ein Aufgebot erhofft. Aber ich habe das Beste daraus gemacht und die Zeit zu Hause mit meiner Familie genossen.
Silvan Widmer spielt Gitarre und kocht gerne. Am liebsten Fisch aus dem Ofen. Seine Profi-Karriere startet der Aussenverteidiger bei den Junioren des SV Würenlos. Via Baden und Aarau landet er in der Serie A bei Udinese, wo der 26-jährige Aargauer in fünf Jahren fast 150 Pflichtspiele absolviert. Seit Sommer 2018 steht der neunfache Nati-Spieler beim FCB unter Vertrag. Widmer ist verheiratet mit Céline und Vater von Tochter Alissa.
Silvan Widmer spielt Gitarre und kocht gerne. Am liebsten Fisch aus dem Ofen. Seine Profi-Karriere startet der Aussenverteidiger bei den Junioren des SV Würenlos. Via Baden und Aarau landet er in der Serie A bei Udinese, wo der 26-jährige Aargauer in fünf Jahren fast 150 Pflichtspiele absolviert. Seit Sommer 2018 steht der neunfache Nati-Spieler beim FCB unter Vertrag. Widmer ist verheiratet mit Céline und Vater von Tochter Alissa.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |