Heiko Vogel, haben sich auch Frauen auf den Trainerjob beim FC Basel beworben?
Heiko Vogel: Lassen Sie mich überlegen, es waren sehr viele Bewerbungen. Doch, eine Frau war dabei. Hochdekoriert, aus Brasilien, beeindruckender Lebenslauf. Sie hat in ihrer Heimat einige Titel geholt.
Ist sie in die engere Auswahl gekommen?
Wir haben andere Vorstellungen, das Paket hat nicht gepasst. Aber: Viele Frauenteams werden von Männern trainiert, warum soll das umgekehrt nicht auch so sein? Es steckt noch in den Kinderschuhen, aber Frauen an der Seitenlinie von Männerspielen sind ein Bild, an das wir uns gewöhnen dürfen.
Das tönt jetzt anders als die Worte, die ihnen vor zwei Jahren als Trainer der U21 von Gladbach um die Ohren geflogen sind. Damals sagten Sie zu einer Schiedsrichterin, dass Frauen auf dem Fussballplatz nichts verloren hätten...
Das ist so. Und ich würde die Worte von damals definitiv nicht nochmals wählen. Das kam aus dem Affekt heraus und widerspiegelte schon damals nicht meine grundsätzliche Haltung – ganz im Gegenteil.
Die Trainersuche läuft nun schon drei Monate. Sagen die Kandidaten reihenweise ab oder wissen Sie immer noch nicht, was für einen Trainer Sie suchen?
Weder noch! Wir lassen uns ausreichend Zeit und hoffen, dass wir sehr bald etwas verkünden können.
Die Wunschlösung von Mannschaft und Vorstand wäre bereits vor Ort…
Die da wäre?
Die Person sitzt hier im Raum. Tipp: Der Fotograf und ich sind es nicht.
Noch einmal: Ausgeschlossen, dass ich Trainer bleibe.
Ist mit der Entlassung von Alex Frei auch die Freundschaft zwischen ihnen in die Brüche gegangen?
Von meiner Seite definitiv nicht. Der Fussball funktioniert nach Prinzipien, die man Alex nicht erklären muss. Ich habe volles Verständnis, dass er Abstand braucht. Aber ich hoffe schon, dass wir irgendwann wieder einen normalen Umgang haben.
Sie haben nie etwas von Frei gehört seit Anfang Februar?
Nein. Alex ist im Lead, wann es soweit sein soll.
Welche Entlassung als Trainer tat Ihnen am meisten weh?
Ganz klar die hier in Basel.
Bernhard Heusler sagte damals: «Ein FCB-Trainer muss auch mal in der Freien Strasse einkaufen.» Sieht man Sie seit Ihrer Rückkehr nach Basel öfter dort?
Nein. Weil ich bislang keine Zeit hatte und eh nicht so der Flaniertyp bin. Aber ich fühl mich sehr wohl hier, Basel hat ja viel mehr zu bieten als die Freie Strasse.
Der Sportchef und Interimstrainer des FC Basel wurde 1975 im deutschen Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz) geboren. Seine Aktivkarriere musste er mit 19 Jahren wegen Knöchelproblemen beenden. Statt ins Weinbau-Unternehmen seiner Familie einzusteigen, entschied er sich für ein Sportstudium. 1998 nahm er seine erste Stelle als Jugendtrainer bei Bayern München an. 2009 kam er als Assistent von Thorsten Fink erstmals nach Basel, 2011 übernahm er den Posten des Chefcoachs, im Herbst 2012 wurde er entlassen. Seither arbeitete er mehrere Jahre im Jugendbereich von Bayern München und war Profitrainer in Deutschland und Österreich. Seit Anfang 2023 ist er zurück beim FC Basel. Vogel ist verheiratet, seine Frau lebt am Tegernsee.
Der Sportchef und Interimstrainer des FC Basel wurde 1975 im deutschen Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz) geboren. Seine Aktivkarriere musste er mit 19 Jahren wegen Knöchelproblemen beenden. Statt ins Weinbau-Unternehmen seiner Familie einzusteigen, entschied er sich für ein Sportstudium. 1998 nahm er seine erste Stelle als Jugendtrainer bei Bayern München an. 2009 kam er als Assistent von Thorsten Fink erstmals nach Basel, 2011 übernahm er den Posten des Chefcoachs, im Herbst 2012 wurde er entlassen. Seither arbeitete er mehrere Jahre im Jugendbereich von Bayern München und war Profitrainer in Deutschland und Österreich. Seit Anfang 2023 ist er zurück beim FC Basel. Vogel ist verheiratet, seine Frau lebt am Tegernsee.
Heusler kritisierte, dass Sie Ihre Freizeit bei der Familie am Tegernsee statt in der Basler Innenstadt verbrachten. Nachvollziehbar?
Ich würde nichts anders machen. Ich brauche ab und an nicht nur den geistigen, sondern auch den geografischen Abstand. Das gibt neue Blickwinkel aufs Leben und verhindert Vereinsblindheit.
Es ist also kein Thema, dass der Vogel sein Nest nach Basel holt?
Das Zuhause unserer Familie ist der Tegernsee. Der Fussball ist so schnelllebig, ein Nomadenleben wollte ich meiner Frau und den Kindern nicht zumuten. Und selbstverständlich habe ich auch in Basel eine Bleibe.
Ergänzen Sie bitte: Der Einzug in den Conference-League-Final wäre...
Phänomenal!
Nochmals ergänzen: Der Gewinn der Conference League wäre…
Phuu! Schwierig, in ein Wort zu fassen. Der Final in Prag ist unser Ziel – und dann wollen wir das Ding auch gewinnen. Und wenn ich das einer Mannschaft zutraue, dann der, die ich gerade trainieren darf. Sollten wir das schaffen, dürfen die Jungs feiern bis zum Abwinken und ich geniesse in Ruhe daneben.
Wie würden Sie sich im Fall des Conference-League-Titels belohnen?
Mit einem Sabbatical (lacht)! Nein im Ernst: Ich würde mich dann vor allem auf die Zeit mit meiner Familie freuen. Das ist Belohnung genug.
Es könnte auch das Horrorszenario eintreffen, dass der Europacup nächste Saison ohne den FC Basel stattfindet. Treibt Ihnen das als Sportchef den Schweiss auf die Stirn?
Daran verschwende ich keine Gedanken.
Eine Saison ohne Europacup wäre eine Katastrophe für den FCB, einverstanden?
Wir wären zur Kreativität gezwungen. Das Verpassen von Zielen bietet die Chance, Dinge anders anzugehen.
Von einem Sportchef sind andere Facetten als von einem Trainer gefragt: Sind Sie ein guter Verhandler?
Viel wichtiger als gutes Verhandeln ist Entscheidungsgeschick. Ich muss im Sinn des FC Basel entscheiden, welche Summe mir eine Vertragsverlängerung oder ein neuer Spieler wert ist. Hat mein Gegenüber diametral andere Vorstellungen, können wir verhandeln, so lange wie wir wollen – finden werden wir uns wohl nicht.
Sind Sie zufrieden mit der Summe, die der Verwaltungsrat Ihnen mit auf den Sommer-Transfermarkt gibt?
Es gibt klare Grenzen. Kreativität ist gefragt. Und warum immer extern suchen, wenn die Lösung vielleicht schon im Verein ist? Der Weg vom Nachwuchs in die Profiabteilung soll wieder eine Landstrasse statt ein Trampelpfad sein.
These: Die definitive Übernahme von Zeki Amdouni und Andy Diouf kann sich der FCB nur leisten, weil der Weiterverkauf in eine Topliga bereits aufgegleist ist.
Provokativ (lacht)! Nein, so ist es nicht.
Dann haben die Verwaltungsräte die geschätzt sechs bis sieben Millionen Franken vorgeschossen. Die Klubkasse ist ja praktisch leer.
Kein Kommentar.
Haben Sie den Auftrag, Amdouni und Diouf mit möglichst grosser Marge weiterzuverkaufen?
Jeder Spieler hat eine Schmerzgrenze, aber nein, den Auftrag habe ich nicht. Wenn Amdouni so weitermacht, werden automatisch Angebote reinkommen. Das gleiche gilt für Diouf. Sie spielen eine super Saison, aber es ist ihre erste auf diesem Niveau. Sportlich würde ich ihnen raten, noch ein Jahr bei uns zu bleiben – und bin da gar nicht mal so pessimistisch.
Wie pessimistisch oder optimistisch sind Sie, dass Topskorer Darian Males dem FCB erhalten bleibt?
Die Gespräche laufen, für eine Tendenz ist es zu früh. Wir sind mit allen Leihspielern zufrieden und versuchen, in unserem Sinn eine Lösung zu finden.
Der FCB muss sparen, will aber wieder um Titel mitspielen. Sie brauchen eher einen Zauberer statt einen Trainer.
Vom neuen Trainer das Double zu fordern, wäre absurd. Wenn wir mal wegkommen vom Gerede um Titel, dann ist es doch so: Wir sind ein sehr spannendes Projekt. Wenn wir gewisse Dinge gut hinbekommen, wird es zeitnah wieder so sein, dass der Meistertitel das logische Ziel ist. Aber nicht nächste und wohl auch nicht übernächste Saison.
Ist YB 22 Punkte (Abstand vor dem 32. Spieltag) besser als Basel?
Nein. Genauso wenig war der FCB in seiner glorreichen Ära so weit weg vom Rest der Liga. YB ist ein würdiger, völlig verdienter Meister. Sie machen vieles richtig. Wir schauen auf uns, wollen uns verbessern und parat sein, wenn YB schwächeln sollte.
Sie haben vor sechs Jahren in Davos bei Arno Del Curto hospitiert. Wie kams dazu?
Ich war bei Sven Furrer (Comedian und Moderator; d. Red.) in einer Sendung und er hat mich ermuntert, mal bei Arno anzurufen. Daraus wurden drei Tage in Davos, eine mega Erfahrung.
Haben Sie bei Del Curto gewohnt?
Nein, im Hotel. Aber sonst war ich sehr nah dran. Bei einem Auswärtsspiel in Bern hiess es: Komm zu uns auf die Spielerbank - wow! Die Gespräche mit Arno waren fantastisch. Jedem, der die Chance hat mit Arno zu reden, rate ich: Gut zuhören!
Haben Sie noch Kontakt?
Leider nicht regelmässig. Also Arno: Du bist in Basel jederzeit eingeladen!
Viele sagen: Eishockey oder Fussball. Wie Coop oder Migros. Beides geht nicht.
Finde ich nicht. Ich liebe Eishockey, die Dynamik, super spannend!
Welche Sportarten mögen Sie sonst noch?
Ich bin passionierter Sportschauer. Im Winter freue ich mich auf Biathlon, Ski schaue ich und mache ich gerne selber. Bei der Tour de France finde ich faszinierend, zu was der Mensch fähig ist.
Leider oft auch der getunte Mensch…
Wie auch immer und ohne jemandem etwas zu unterstellen: Wer meint, nur dank Doping sind 3500 Kilometer in 21 Tagen möglich – Bullshit! Ich finds faszinierend und lass es mir nicht schlecht reden.
Als Spieler haben Sie es bis in die deutsche Oberliga geschafft. Warum nicht höher?
Das war damals die dritthöchste Liga in Deutschland, wegen einer Knöchelverletzung musste ich leider früh aufhören. Danach habe ich den Zivildienst in einer Werkstätte für behinderte Kinder absolviert und währenddessen entschieden, nach München zu gehen und dort Sport zu studieren. Eines kam zum anderen und irgendwann war ich Jugendtrainer bei Bayern.
Ist der Mensch Heiko Vogel nahe am Trainer und Sportchef Heiko Vogel?
Privat bin ich anders.
Ihre Frau muss also weniger zur Gelben Karte greifen als die Schiedsrichter?
Die zeigt direkt Rot (lacht)! Ich bin kein anderer Mensch, aber schon entspannter. Ausser wenn wir die Gesellschaftsspiele aus dem Schrank holen – ich bin von Natur aus ein schlechter Verlierer.
Was muss man sonst noch über den Privatmensch Heiko Vogel wissen?
Eigentlich gar nichts (lacht).
Ich frage trotzdem: Hobbys?
Hab ich tatsächlich. Radfahren. Und ich spiele gerne Schach. Ich bin generell der Spielertyp.
Mario Kart sollen Sie gut können.
Stimmt. Ich hab meine Spieler schon einige Male zum Duell aufgefordert, um ihnen die Grenzen aufzuzeigen. Ohne Reaktion, anscheinend ist die Angst zu gross.
Lieblingsfilm?
«Die Jagd auf Roter Oktober» habe ich im Kino gesehen und danach noch gefühlt 100 Mal. Zwischendurch gerne den «Bergdoktor», überragend, da stehe ich gerne dazu.
Lieblingsmusik?
Atypisch zum «Bergdoktor», meistens läuft Hip Hop und Rap im Speziellen. Public Enemy, Run DMC, Beastie Boyz, Tupac Shakur, Jay-Z. Aber auch Deutschrap, Fanta 4 ist Weltklasse.
Wie schalten Sie ab vom Fussball?
Es gibt mittlerweile viele gute TV-Serien. Und mit Schachspielen. Weil man beim Schach alles andere vergisst.
Wer ist Ihr Lieblingsgegner?
Zurzeit der Computer.
Und gegen wen wollen Sie gerne mal antreten?
Garri Kasparow, weil er mein Schachvorbild ist. Ihn würde ich auch gerne als Mensch kennenlernen. Und Magnus Carlsen. Das Gegenteil von Kasparow, unorthodox, aber genial. Das Ziel wäre gegen beide, nicht vor dem zehnten Zug Schachmatt zu sein.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |