FCB-Star Fabian Frei
«Die wollten, dass ich in Liverpool bleibe»

Fabian Frei schoss Basel in Liverpool ins Glück. Er redet über Nervosität, Sousa und seinen Spanischkurs.
Publiziert: 14.12.2014 um 12:36 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:28 Uhr
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Der Ort, an dem alles begann: Fabian Frei auf der kleinen Allmend in Frauenfeld.
Foto: Toto Marti
Von Stefan Kreis (Text) und Toto Marti (Fotos)

Fabian Frei steht dort, wo alles begann. Auf der kleinen Allmend in Frauenfeld. Nebenan ist er aufgewachsen, hier absolvierte er seine ersten Schritte als Fussballer.

20 Jahre später schiesst der Thurgauer beim 1:1 in Liverpool das wichtigste Tor seiner Karriere und steht zum zweiten Mal in einem Champions-League-Achtelfinal.

Just in dem Moment, als das Foto-Shooting für SonntagsBlick beginnt, klingelt sein Handy. Es ist Nati-Coach Vladimir Petkovic, der dem Mittelfeldspieler zu seiner hervorragenden Leistung gratulieren will. Einmal mehr hat der 25-Jährige demonstriert, dass er langfristig ein Kandidat für einen Platz im Schweizer Kader werden kann.

Doch die Alternativen im zentralen Mittelfeld sind zahlreich, nur fünf Länderspiele hat Frei bislang absolviert. Wurde er zur falschen Zeit geboren? «Das ist vielleicht so. Natürlich ist die Konkurrenzsituation gross. Alle spielen auf hohem Niveau. Andererseits können wir auch froh sein, dass wir so viele gute Spieler haben. So ein grosses Land sind wir ja nicht.»

«Black Frei-Day» titelt die englische «Sun» nach dem 1:1 gegen Liverpool und schreibt, dass Sie Nachfolger von Steven Gerrard bei den Reds werden könnten.
Fabian Frei:
Nach dem Spiel hat mir ein Liverpool-Fan zugerufen, dass ich gleich hier bleiben und Gerrard ersetzen soll.

Und was haben Sie ihm entgegnet?
Dass er das so weiterleiten soll (lacht). Aber ich glaube, das war nicht ganz ernst gemeint von ihm.

Und was, wenn Liverpool in der Winterpause anklopft und Ihnen einen Fünfjahresvertrag offeriert?
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das passieren wird, ich kann das schon einschätzen. Wenn ein Angebot kommen sollte, überlege ich mir das, aber ich bin grundsätzlich skeptisch gegenüber einem Transfer im Winter.

Warum?
Man kommt als Neuer dazu, die Mannschaft hat sich schon gefunden. Darum würde ich mich wohl eher dafür entscheiden, die Saison in Basel zu beenden und den Champions-League-Achtelfinal mitzunehmen. Ich habe beim FCB ja noch einen Vertrag bis 2017. Im Sommer sieht es dann vielleicht wieder anders aus. Irgendwann will ich mal im Ausland spielen. Am liebsten in der Bundesliga oder in England.

Zurück zum Liverpool-Spiel am Dienstag. Wie haben Sie in der hektischen Schlussphase die Nerven behalten
Ehrlich gesagt: Das habe ich nicht. Für gewöhnlich bin ich auf dem Rasen nie aufgeregt, aber in den letzten zehn Minuten war ich grausam am Zittern. Ich wusste: Das wird eine ganz enge Kiste. Die Atmosphäre war unbeschreiblich, es stand sehr viel auf dem Spiel.

Zu diesem Zeitpunkt trugen Sie die Binde, weil Captain Streller schon ausgewechselt wurde. Welche Verantwortung haben Sie als Führungsspieler in einem solchen Moment?
Obwohl ich selber nervös war, musste ich meinen Mitspielern ein anderes Gefühl vermitteln. Ich probiere, in solchen Situationen Ruhe reinzubringen, den Ball zu halten und diesen auch mal humorlos aus der Gefahrenzone zu schiessen. Mal ein taktisches Foul an der Mittellinie ist auch eine Möglichkeit. Das Wichtigste aber ist die Kommunikation mit meinen Mitspielern. 

Sie sprechen neben Ihrer Muttersprache auch noch perfekt Französisch und Englisch…
… und ich lerne auch noch Spanisch. Zusammen mit Luca Zuffi, Fabian Schär und Philipp Degen besuche ich einmal pro Woche einen Kurs.

Und wer hat am meisten Talent?
Ich habe halt den Vorteil, dass ich in der Schule schon Spanisch hatte. Luca und Fabian machen das auch sehr, sehr gut. Und Philipp, nun ja, der bastelt im Moment noch ein bisschen, und manchmal ist es sehr lustig. Aber das ist normal, wenn vier Fussballer einen Sprachkurs machen. Und nachher reden wir mit den Spanisch sprechenden Mitspielern in der Garderobe, und sie finden das sehr amüsant.

Auch Paulo Sousa hätte einen Sprachkurs nötig ...
Vielleicht kann er schon ein bisschen Deutsch, aber will es erst zeigen, wenn er es richtig gut kann. Wenn du Trainer bist, musst du schon aufpassen, was du in deiner Muttersprache sagst. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt. Drum kann ich verstehen, dass sich Paulo Sousa nicht auf Deutsch äussern möchte.

Sousa spricht Portugiesisch, Spanisch, Italienisch, Französisch und Englisch. Hält er die Teamsitzungen in verschiedenen Sprachen ab?
Nein, nur auf Englisch. Die Sitzungen gehen grundsätzlich länger als bei anderen Trainern. Wenn er das Ganze auch noch in unterschiedlichen Sprachen absolvieren würde, würde es zu lange dauern.

Sousa gilt als akribischer Arbeiter, der kein Detail ausser Acht lässt. Ist er manchmal sogar zu akribisch?Grundsätzlich ist es gut, dass er uns detailliert auf die Gegner vorbereitet und wir im Training wissen, was mir machen müssen. Es kann sein, dass es manchmal zu akribisch wird, aber es liegt an uns Spielern, das locker zu nehmen. Und wenn wir im Training mal lachen, dann macht er uns nicht die Hölle heiss.

Sousa wirkt gegenüber der Öffentlichkeit distanziert. Ist er ein vorsichtiger Mensch?
Er ist schon lange im Fussballbusiness und weiss, wie es läuft. Und mit der Zeit wird man vorsichtiger. Das ist sein Recht, denn wenn es nicht gut läuft, ist er derjenige, der kritisiert wird.

Er selbst hat noch nie einen Spieler gegenüber den Medien abgewatscht.
Das hilft uns sehr, denn es ist für einen Spieler nie leicht, wenn er öffentlich kritisiert wird.

Trotzdem trifft er unpopuläre Entscheidungen. Philipp Degen beispielsweise durfte vor dem Spiel gegen Liverpool in jedes Mikrofon sagen, was es bedeutet, gegen seinen Ex-Klub zu spielen. Am Ende sass er 90 Minuten auf der Bank. 
Das war für Philipp sicher nicht einfach. Und auch für den Trainer nicht. Wenn wir rausgeflogen wären, wäre Philipps Nichtberücksichtigung zum Thema geworden. Und dessen ist sich Paulo Sousa bewusst. Er hat das gemacht, was er für richtig hielt, und hat sich für Taulant Xhaka und die etwas defensivere Variante entschieden. Am Schluss stehen halt nur elf Spieler auf dem Platz, und es gibt immer welche, die vielleicht unglücklich sind. Aber Philipp verkraftet das, und schliesslich profitiert auch er davon, dass wir jetzt im Achtelfinal stehen. 

Welche Mannschaft wünschen Sie sich als Gegner?
Dortmund. Wir waren im Bernabeu in Madrid und an der Anfield Road, jetzt wollen wir im Signal-Iduna-Park spielen.

Mit einer ähnlichen Leistung wie gegen Liverpool ist sogar der Viertelfinal drin.
Das Wichtigste ist, dass wir Spass am Fussballspielen haben und offensiv agieren. Das ist momentan der Fall. Manchmal geht es in die Hose wie bei der 1:5-Niederlage in Madrid, manchmal klappt es so wie in den beiden Spielen gegen Liverpool.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
18
6
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
30
4
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
FC Zürich
18
-1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
6
25
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-10
15
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-24
13
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