FCB-Legende Teofilo Cubillas
«Die Mentalität in Basel hat mir zu schaffen gemacht»

Er war der erste Superstar im Schweizer Fussball. Der Peruanische WM-Held von 1970 und 1978, Teofilo Cubillas: «Das Essen, die Kälte haben mir zugesetzt. Aber ich bin der Schweiz ewig dankbar!»
Publiziert: 26.06.2017 um 20:32 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:15 Uhr
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Cubillas zog von Basel weiter nach Porto. Dort schoss er in 108 Spielen 65 Tore.
Foto: Imago
Martin Arn

Wir rufen aus der Schweiz an…
Teofilo Cubillas: …auf die Minute!

Es hiess um 17 Uhr…
Pünktlichkeit habe ich in der Schweiz gelernt. Die Peruaner sind da sehr entspannt. Wenn es heisst: «Um 17 Uhr, dann darf man auch um 17.30 oder um 18 Uhr erscheinen. Das wusste ich nicht, als ich 1973 nach Basel kam. Es hat mich ein  Spiel gekostet!

Sie kamen zu spät zum Anpfiff?
Es war ein Auswärtsspiel, wir reisten mit dem Zug an. Ich war sieben Minuten zu spät und der Zug war weg. In Peru nennen sie mich nun «Schweizer». Weil ich seither immer pünktlich bin. Es ist für mich eine Frage des Respekts.

Ist man Ihnen mit in der Schweiz mit Respekt begegnet?
Ich verstehe die Frage nicht.

Es hiess, die Teamkollegen damals seien neidisch gewesen wegen Ihres Gehalts. Sie seien beleidigt worden.
Ich sage Ihnen Eines: Niemals habe ich Neid gespürt. Vielleicht spüre ich Neid nicht, das kann sein. Aber ich habe die besten Erinnerungen an die Schweiz. Es war mein erstes Auslandjahr.

Sie waren einer der Stars bei der WM 1970: Wie kamen Sie überhaupt nach Basel?
Die Geschichte ist ziemlich kompliziert. Es gab ein Benefizspiel in Basel für die Unicef zwischen einer südamerikanischen Auswahl und den Europa-Stars. Nach dem Spiel fragte mich Ruedi Reisdorf (der bekannte Unternehmer verstarb vor einem Jahr. Er war Gründer der Fracht AG, organisierte die Stadtfeste und holte u.a. die Tour de France nach Basel Anm. d. Red), ob ich Lust hätte, für den FCB zu spielen und was ich kosten würde. 

Was haben Sie gesagt?
Ich sagte: «100'000 Dollar». Ich war ja immerhin Südamerikas Fussballer des Jahres gewesen. Für mich war die Sache damit erledigt. Ich flog zurück nach Peru, zu meinem damaligen Klub Alianza. Eines Tages stand Ruedi vor mir. In Lima! In Peru. Er wollte Alianza 100 000 Franken bezahlen und mich gleich mit nach Basel nehmen. Ich geriet in Panik, denn ich wollte gar nicht weg. 

Was haben Sie zu Ruedi Reisdorf gesagt?
Dass mein Preis inzwischen bei 300 000 Dollar liegen würde. Aber wissen Sie was?

Was denn?
Ruedi hat die 300 000 Dollar aufgetrieben und mich trotzdem gekauft!

Und wie war das, als sie nach Basel kamen?
Es war kalt, fürchterlich kalt. Ich trainiert im Wollpulli, mit langen Hosen und mit Mütze. Aber das war nicht alles. Ruedi hat mich auf Diät gesetzt (lacht).

Ach?
Ja! Ich wohnte bei ihm und er sagte: «Du musst dich gut ernähren, du musst topfit sein!». Es gab nur Salat und Gemüse. Als ich kam wog ich 76 Kilo. Ich war ein Stier. Nach einem halben Jahr bei Ruedi war ich nur noch 64 Kilo schwer. Mein Gesicht war schon ganz eingefallen (lacht).

Sie haben bei Basel nur 12 Spiele gemacht…
…aber auch ein paar Tore… 

Weshalb hat das mit dem FCB nicht geklappt?
Ich war der einzige Vollprofi im Team. Alle anderen arbeiteten neben her noch. Auch die Sprache, die Mentalität haben mir zu schaffen gemacht. Spanisch ist nun mal nicht dasselbe wie Schweizerdeutsch.

Bereuen Sie den Schritt heute?
Ganz und gar nicht! Es war meine erste Auslandstation, eine ganz wichtige Lebenserfahrung. Ich habe wundervolle Menschen kennengelernt, durfte mit Odermatt und Hitzfeld spielen. Auch Ruedi Reisdorf bin ich sehr dankbar. Er war ein aussergewöhnlicher Mensch. Wissen Sie, was er gemacht hat, als ich nach ein paar Monaten zum FC Porto wechselte? 

Erzählen Sie!
Porto bezahlte 400'000 Dollar, also 100'000 mehr, als Ruedi für mich ausgegeben hatte. Er eröffnete ein Konto und sagte: «Teo, auf diesem Konto sind 50'000 Dollar. Sie sind für deine Kinder, damit sie in Peru studieren können.» Wissen Sie, was Ruedi mit den übrigen 50'000 gemacht hat? 

Nein.
Er hat sie für einen wohltätigen Zweck gespendet. So einer war Ruedi.

Was machen Sie heute?
Ich halte Vorträge, lebe mit meiner Familie in Miami und Lima. Ausserdem bin ich Botschafter verschiedener Projekte und berate den peruanischen Fussballverband.

Und den FCB, verfolgen Sie den auch noch?
Ja, und ich freue mich jedes Mal, wenn sie etwas Positives erreichen. Ich glaube, sie sind Meister, oder?

Zum achten Mal in Serie!
Oh, unglaublich! Es freut mich, das zu hören!

Peru ist in der WM-Quali nur auf Platz 7 und wird die   Endrunde wohl verpassen. Warum sind die Peruaner in Südamerika nicht konkurrenzfähig?
Jahrelang gab es Schwierigkeiten im Verband, mit Spielern, deren Mentalität nicht so war, dass man damit etwas hätte erreichen können. Ich glaube, das hat sich gebessert. Wir haben eine Generation von Spielern, die professionell arbeitet. Die letzten Testresultate, ein 1:0 gegen Paraguay und ein 3:1 gegen Jamaica, machen mir Mut. Auch die Fans unterstützen das Nationalteam wieder. Aussderdem habe ich mir geschworen, dass ich nicht von dieser Welt gehe, bevor Peru wieder bei einer WM dabei ist!

**********

Persönlich

Teofilo Cubillas (68), debutierte mit 17 beim peruanischen Spitzenklub Alianza Lima. Cubillas nahm an der WM 1970 und 1978 teil und erzielte jeweils 5 Tore. 1973 wechselte er für die damalige Rekordsumme von 300 000 Dollar zum FC Basel (12 Spiele, 5 Tore). Cubillas ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Er lebt in Miami und Lima.

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1. Günter Netzer (De, 1976 zu GC): Schillernder Revoluzzer der 70er, Barbesitzer, Porschefahrer, Frauenheld. Macht Gladbach zur Marke, zieht die Fäden, als die Deutschen 1972 ruhmreich Europameister werden. Drei Jahre bei Real Madrid, ab 1976 bei GC. Später Erfolgsmanager in Hamburg, prämierter TV-Experte und erfolgreicher Geschäftsmann. Lebt noch heute in Zürich.
Foto: KEY
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