FCB-Legende Karli Odermatt (76)
«YB muss sich diese Saison warm anziehen!»

FCB-Verwaltungsrat Karli Odermatt über das Titelrennen mit YB, seinen Ruf als Einflüsterer von FCB-Präsident Burgener und seine muskulösen Oberschenkel.
Publiziert: 19.10.2019 um 11:03 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:12 Uhr
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FCB-Legende Karli Odermatt ist sich sicher: Basel wird YB das Leben schwer machen diese Saison.
Foto: TOTO MARTI
Michael Wegmann

BLICK: Karl Odermatt, vor 15 Monaten und nach dem ersten Meistertitel von YB sagten Sie: «Bayern München ist auch mal Zweiter geworden, aber geändert hat sich in der Bundesliga nichts. Ein Jahr später war Bayern wieder Meister...» Dann meinten Sie noch, YB müsse sich warm anziehen...
Karl Odermatt: Das behaupte ich heute noch!

Damals haben Sie sich aber kapital geirrt. YB musste sich nicht warm anziehen, holte den Titel mit gigantischen 20 Punkten Vorsprung.
Ja, ja. Ich weiss, dass ich mich geirrt habe. Und doch sage ich auch jetzt wieder: «YB muss sich warm anziehen!» Diese Saison wird es stimmen.

Was macht Sie so optimistisch?
Die Mannschaft ist seit der Rückrunde gefestigt, eingespielt und die Mechanismen greifen. Ausserdem haben wir uns verstärkt und YB ist ein wenig schwächer geworden. Wir sind ebenbürtig, da bin ich sicher!

Wie viel Einfluss haben Sie auf Transfers?
Für die Transfers ist Sportchef Ruedi Zbinden verantwortlich. Aber es ist ja klar, dass wir ab und zu miteinander sprechen. Aber die Entscheidung fällt und trägt am Ende der Sportchef. Wir haben volles Vertrauen in Ruedi Zbinden. Er hat längst bewiesen, dass er eine gute Nase und ein gutes Auge hat.

Präsident Bernhard Burgener sagte einst, dass er selbst nicht so viel vom Fussball verstehen würde. Hält er sich aus den Spielerdiskussionen raus?
Bernhard versteht mehr vom Fussball, als alle meinen. Er schaut sich nun seit fast 20 Jahren die FCB-Spiele an. Ich war es übrigens, der ihm damals im 2001 die erste Loge im neuen St-Jakob-Park verkauft habe.

Als Sie noch spielten, war Burgener Ihr grosser Fan, nun sitzen Sie seit Jahren Spiel für Spiel neben ihm und plaudern...
... Jetzt wollen Sie sicher wissen, ob ich der grosse Einflüsterer von Bernhard bin, wie es immer wieder heisst?

Ja. Sind Sie der grosse Einflüsterer von Bernhard Burgener?
Da muss ich lachen! Wir reden über alles, auch über Fussball. Aber das machen wir nun schon seit langem. Wenn ich als Einflüsterer von Burgener bezeichnet werde, tut man ihm unrecht.

Aber er vertraut Ihnen und Ihrem Urteil zu hundert Prozent?
Ich denke schon. Aber die Situation beim FCB ist so: Wir haben einen Sportchef, wir haben einen Präsidenten, einen Trainer und Verwaltungsräte. In unseren regelmässigen Sitzungen besprechen wir alles gemeinsam.

Wurden auch schon Spieler geholt, von deren Verpflichtung Sie abrieten?
Oh, jetzt wollen Sie mich aufs Glatteis führen! (lacht). Nein, ich glaube, ich darf schon sagen, dass ich nicht mit allen Transfers einverstanden gewesen bin. Und bevor Sie fragen: Ich werde keine Namen nennen!

Sie sind nun 76 und immer noch sehr muskulös.
Ja, vor allem meine Oberschenkel sind noch steinhart. (lacht). Aber warum meinen Sie?

Warum lässt der FCB nicht öfters die Muskeln spielen?
Mir fehlte der Kampfgeist zwischendurch auch ein bisschen. Aber zuletzt waren wir immer bereit, wenn es drauf angekommen ist.

Ich rede vom Transfermarkt. Es gab Zeiten, da hätte der FCB einem Assalé oder einem anderen YB-Star ein Angebot unterbreitet, um die Berner ein wenig nervös zu machen.
Ich weiss, was Sie meinen. Das ist nicht unbedingt der Stil von Bernhard Burgener. Er sagt nicht öffentlich, wie andere vor ihm, an welchen Spielern wir interessiert sind. Wir besprechen alles erst intern und entscheiden dann, was wir tun wollen.

Den Konkurrenten nervös zu machen, ist aber ein probates Mittel im Titelkampf.
Denken Sie, YB wäre nervös geworden, wenn wir zum Beispiel einem Assalé ein tolles Angebot gemacht hätten?

Ja.
Vielleicht haben Sie Recht. Wir waren schon aggressiver.

Kann der FCB finanziell mit YB noch mithalten?
Ja, mit Sicherheit.

Beim FCB hatte man zwischenzeitlich fast das Gefühl, dass man mit Platz zwei zufrieden wäre?
Das ist falsch. Wir arbeiten hart, um den Meisterpokal wieder nach Basel zu holen. Aber im Moment arbeiten wir aber lieber in Ruhe. Wir werden nichts Unüberlegtes tun. Wir werden in Zukunft sicher wieder angriffiger werden, auch neben dem Platz.

Was fehlt dem FCB?
Wenig. Vielleicht auf lange Frist ein Spielertyp wie Matias Delgado einer war.

Und was sagen Sie zur Europa League?
YB hat eine wunderbare Gruppe bekommen. Unsere ist für die Zuschauer vielleicht nicht ganz so attraktiv, aber ich erhoffe mir deshalb, dass wir punkten. Das wäre ja auch nicht so schlecht. Für die Schweiz, fürs Jahres-Ranking. Der Anfang mit dem 5:0 gegen Krasnodar war ja schon mal super.

Allfällige Niederlagen in der Meisterschaft begründen Trainer und Spieler dann gerne mal mit der Überbelastung aus der Europa League. Wird dem Fussballer mittlerweile zu viel zugemutet?
Überbelastung? Die heutigen Fussballer arbeiten nicht nebenbei, wie wir es damals taten. Sie können sich erholen. Wir hatten auch Länderspiele, spielten Europa League, Meisterschaft und Cup. Tags darauf gingen wir dann wieder zur Arbeit. Das war eine ganz andere Zeit, als ich noch gespielt habe.

Wie viel haben Sie als Fussballer verdient?
Zu Beginn meiner Karriere verdiente ich 130 Franken im Monat.

Gabs dazu immerhin auch noch Fussballschuhe?
Nein, auch die musste ich selber bezahlen. Bis ich irgendwann einen Vertrag mit Puma unterschrieben habe. Auf dem Höhepunkt meiner Karriere verdiente ich pro Jahr etwa 70'000 Franken.

Wie viel Wert hätte ein Fussballer wie Sie einer waren heute?
Viele Millionen.

Es muss Sie ärgern, dass Sie 50 Jahre zu früh zur Welt gekommen sind.
Nein, jeder hat seine Zeit. Ich arbeitete immer gerne und das tue ich heute noch. Meine Mami hat täglich geschuftet und dafür 680 Franken im Monat verdient. Als mein Vater uns verlassen hat, musste er für uns 90 Franken monatlich abgeben. Das war eben die Zeit damals. So habe ich mein Geld alles meiner Mutter abgegeben, damit wir über die Runden gekommen sind.

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Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
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