FCB-Legende Costanzo
«Wenn der FCB ruft, komme ich sofort»

Nach einem Burnout beendete Ex-FCB-Goalie Franco Costanzo 2012 die Karriere. Dann gab er den Rücktritt vom Rücktritt. Heute spielt er für Universidad Católica in Chile. SonntagsBlick hat ihn zum Interview getroffen.
Publiziert: 18.10.2015 um 12:43 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:42 Uhr
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Heute spielt Franco Costanzo für Universidad Católica in Chile.
Foto: Pablo Croquevielle
Von Konrad Stähelin (Interview) und Pablo Croquevielle (Foto) aus Santiago de Chile

Es war eine Traumehe: Zusammen gewannen Franco Costanzo und der FCB in fünf Jahren je drei Mal die Meisterschaft und den Cup, die Bebbi liebten ihren Goalie. Unvergessen sein Abschied unter Tränen im Joggeli, als der Argentinier 2011 nach 203 Spielen das Rheinknie verliess und zu Olympiakos nach Griechenland wechselte. Glücklich wurde er dort nicht, im Gegenteil: Nach nur einem halben Jahr löste er den Vertrag auf und beendete seine Karriere.

So schien es zumindest. Heute ist Costanzo 35 und denkt nicht mal ans Aufhören. Vor zwei Jahren hat er in Chile den Rücktritt vom Rücktritt gegeben. Beim Spitzenklub Universidad Católica wechselt er sich mit dem chilenischen Nati-Keeper Toselli zwischen den Pfosten ab. SonntagsBlick hat den Ex-Basler im Trainingszentrum seines neuen Klubs im Millionenmoloch Santiago de Chile aufgespürt und ihn nach dem Training zu seinem Comeback befragt. Eine Herkulesaufgabe, denn Costanzo gibt eigentlich keine Interviews. Doch für den Besuch aus der Schweiz machte er eine Ausnahme.

SonntagsBlick: Franco Costanzo, die Fussballschweiz glaubte, Sie hätten die Goalie-Handschuhe an den Nagel gehängt, und jetzt finden wir Sie hier: Wie ist das möglich?
Franco Costanzo:
Ganz einfach: Ich habe das Kribbeln wieder gespürt, dann einen Klub gefunden, und bin jetzt sehr glücklich. Ich habe gemerkt: Ich gehöre auf den Fussballplatz, und sonst nirgendwo hin.

Von Anfang an: Nach dem Abschied beim FCB haben Sie 2011 bei Olympiakos nur neun Spiele gemacht, dann wurden Sie auf die Bank verbannt. Wenige Monate darauf beendeten Sie Ihre Karriere.
Ich hatte keinen Spass mehr am Fussball. Es war ein Burnout. Ich habe immer gesagt, dass ich aufhöre, wenn ich es nicht mehr geniesse, ins Stadion einzulaufen.

Hätte Ihnen das auch in Basel passieren können?
Das ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall wäre das Ganze anders abgelaufen. Ich hatte in der Schweiz ein stabiles Umfeld, der Klub hätte mir den Rücken gestärkt.

Was stellten Sie nach dem Rücktritt mit der vielen freien Zeit an?
Wir zügelten zurück nach Argentinien. Meine drei Kinder hatten noch nie dort gelebt, sie wurden in Basel geboren. Ich gründete mit einem Freund eine Firma, mit der ich aktiven Fussballern half, die Zeit nach der Karriere zu planen. Ein tolles Projekt, wir hatten viele Kunden, waren erfolgreich.

Tönt doch prima ...
Ich habe zu dieser Zeit gemerkt, dass ich eigentlich selbst noch jeden Tag auf dem Platz stehen sollte und nicht nur meine Klienten. Ausserdem waren wir als Familie nicht glücklich. Wir hatten uns im Ausland an Dinge gewöhnt, die in Argentinien nicht normal sind, Sicherheit zum Beispiel. Uns ging es dort nicht gut. Also organisierte mir ein Agent den Vertrag in Chile.

Sie sind jetzt schon seit zwei Jahren in Santiago, spielen regelmässig und haben noch einen Vertrag für anderthalb Saisons. Dann ist aber endgültig Schluss, oder?
Nein! Ich fühle mich bestens, bin erst 35. Wir haben schon oft gesehen, dass gesunde Goalies bis 40 spielen können.

Wie gehts weiter, wenn Ihre Karriere dann definitiv zu Ende ist?
Ich werde wohl eine Ausbildung als Goalietrainer für Kinder und Jugendliche machen. Ich trainiere jetzt schon einmal pro Woche die Junioren-Goalies meines Klubs. Am liebsten würde ich natürlich mal für den FCB arbeiten.

Ist ein Wechsel in die Super League auch schon vor Ihrem endgültigen Rücktritt eine Option?
Das wäre ein Traum, die Schweiz ist erste Wahl für mich. Für meine Familie wäre es fantastisch, wenn ich meine Karriere dort beenden könnte, wo wir am glücklichsten waren.

Könnte es sogar der FCB sein?
Von der Klubphilosophie her ist das unwahrscheinlich. Basel bildet Spieler aus, damit er sie später verkaufen kann.

Delgado ist zurückgekommen, Huggel, Streller und Alex Frei auch.
Ja, aber die waren viel jünger, als sie zurückkehrten, im besten Alter. So wie Zdravko Kuzmanovic jetzt auch wieder. Ausserdem macht Tomas Vaclik einen tollen Job. Aber keine Frage: Wenn der FCB ruft, komme ich sofort. Ich würde notfalls auch durch Argentinien bis ans Meer rennen und von dort über den Atlantik schwimmen! Ich vermisse Basel.

Könnten Sie sich vorstellen, überhaupt für einen anderen Klub in der Schweiz zu spielen?
Das ist schwer zu sagen. Ich identifiziere mich sehr mit dem FCB, ich werde immer Fan des Vereins sein. Es ist fast unmöglich, für einen Zürcher Klub zu spielen.

Luzern soll mal interessiert gewesen sein.
Das war während meiner Auszeit und hat mit Carlos Bernegger zu tun. Als er dort Trainer war, hat er mich angerufen und sich erkundigt, ob ich nicht weitermachen will. Konkret war das Interesse vom FCL aber nie.

Wie verfolgen Sie das Geschehen in der Schweiz vom anderen Ende der Welt aus?
Ich informiere mich jeden Tag im Internet. Und ich schaue mir viele Spiele im TV an.

Dann kriegen Sie also mit, wie sich Ihre ehemaligen Teamkollegen machen: Ist Yann Sommer, dem Sie in Basel vor der Sonne standen, heute besser als Sie?
Ja, keine Frage. Er ist unglaublich gut mit dem Fuss. Er hat schon als Kind mit Goalietrainer trainiert, und das sieht man. Bei uns war das damals noch ganz anders. Da hat man sich ins Tor gestellt, und die Spieler haben einfach mal drauf los geschossen.

Was halten Sie von Shaqiris letzten Karriereschritten?
Er hat auch bei Inter gezeigt, dass er ein einzigartiger Spieler ist. Es ist halt schwer, in sechs Monaten zu zeigen, wie gut man wirklich spielen kann. Er ist immer noch sehr jung, und jetzt lernt er in England eine ganz andere Form Fussball kennen, die ihm besser liegt als die italienische.

Und Granit Xhaka?
Der Junge spielte bei uns vom ersten Tag an so, als hätte er schon 150 Spiele in der ersten Mannschaft gemacht. Der war 18-jährig und abgezockt wie ein 30-Jähriger. Ein fantastischer Spieler. Er wird sich weiterhin verbessern und bald einer der Besten in Europa sein.

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