Als der Inder Sunil Chhetri 2012 für sieben Monate bei Sporting Lissabon unter Vertrag stand, kam er dort auf drei Einsätze in der zweiten Mannschaft. Danach wechselte er zurück in die Heimat. Der heute 35-Jährige gilt als einer der besten indischen Fussballer aller Zeiten. Er ist immer noch Captain der Nati, die in der WM-Quali hoffnungslos hinter Katar, Oman und Afghanistan zurückliegt. So viel zur Qualität des Fussballs im 1,4-Milliarden-Einwohner-Land Indien.
Trotzdem sagt Massimo Ceccaroni (51): «Ich bin überzeugt, dass in fünf Jahren ein Fussballer von hier gut genug ist, um sich in Europa durchzusetzen.» Mit hier meint er den Chennai City FC, einen der zwei Erstligaclubs aus der 7-Millionen-Metropole im Südosten Indiens.
Vor einem Jahr hat der FC Basel, respektive seine Muttergesellschaft FC Basel Holding AG, 1,3 Millionen Franken bezahlt, um 26 Prozent am Club zu übernehmen. Hinzu kommt ein Kredit über gut 4 Millionen, der grösstenteils aus dem Privatbesitz von FCB-Präsident Bernhard Burgener (62) kommt. Die Rückzahlungskonditionen sind laut Burgener «handelsüblich».
Mit dem Geld will Chennai eine Nachwuchsakademie nach Basler Vorbild bauen. Bald soll sie Fussballer produzieren, die entweder zum FCB gehen oder mit Gewinn an andere Clubs verkauft werden, woran der FCB mitverdienen würde. In Basel träumen sie vom nächsten Mohamed Salah – bloss soll er dieses Mal Inder statt Ägypter sein.
Eine Stunde im Flieger zum Heimspiel
Ein Dienstag Ende Januar, ein wohlhabendes Aussenquartier von Chennai, südindischer Winter, 28 Grad. BLICK schaut sich mit Ceccaroni einen Match der U15-Junioren des Chennai City FC an. Das Niveau: naja. Gegen die U15 des FCB würden die Inder zweistellig verlieren. Und hier soll der nächste Salah spielen, Herr Ceccaroni? «Nein. Wir bauen eine komplett neue Jugendakademie. Wir nehmen nur einzelne Spieler der aktuellen U15 auf. Das Kader soll dann durch Scouting ergänzt und verstärkt werden.» Der Chennai City FC führt seine Nachwuchsabteilung im Moment bloss pro forma, damit er die Lizenz für die erste Mannschaft erhält; deren Spieler wurden anderswo ausgebildet.
Letztes Jahr gewann das Team überraschend die I-League, eine der beiden höchsten Ligen in Indien. Zwei parallele höchste Ligen? Ja – das indische System ist aus europäischer Sicht absurd. Allerdings ist die I-League, in der Chennai City FC spielt, finanziell schlechter aufgestellt und sportlich schwächer. Sie wird in den nächsten Jahren in der Konkurrenz-Liga, der Indian Super League, aufgehen.
Noch skurriler: Weil sich der Chennai City FC die Stadionmiete in Chennai nicht leisten will, hat er zwar die Büros dort, lässt aber die erste Mannschaft in der Stadt Coimbatore trainieren und spielen. Zuschauerschnitt diese Saison: gut 8000. Coimbatore hat zwei Millionen Einwohner und liegt neun Autostunden entfernt im Landesinneren. Um dorthin zu kommen, fliegt man eine Stunde. Flugtickets gibts ab knapp 1400 Rupien pro Weg, also unter 20 Franken.
Klub-Legende Ceccaroni war als Nachwuchschef des FCB von Anfang an am Projekt Chennai beteiligt. Alleine 2019 waren er sieben Mal dort. Anfang 2020 wurde Ceccaroni allerdings als Nachwuchschef durch den Holländer Percy van Lierop (45) ersetzt, den Ex-Leiter der Ajax-Jugend. Aus dem FCB-Verwaltungsrat, in dem er kraft dieser Position sass, wird er bei der nächsten GV voraussichtlich ausscheiden. Präsident Burgener zu BLICK: «Wir hätten ihn dafür gerne im VR der FC Basel Holding AG.»
Ceccaroni sagt dazu: «Es war eine Doppelbelastung, Nachwuchschef und Verantwortlicher für Chennai gleichzeitig zu sein. Es war klar, dass ich das langfristig nicht würde stemmen können.» Dafür ist er jetzt Mister Indien im Vollzeitjob. Dazu, dass dies vielerorts als Wegbeförderung aufgefasst wurde, will er sich nicht äussern. Er fliegt nur noch alle paar Monate in die Schweiz.
Alles neu
Zurück zum Juniorenmatch: Ceccaroni fällt der rechte Flügel der gegnerischen Mannschaft auf, der zwei Tore schiesst. «Stark mit dem Ball am Fuss, guter Schuss und eine positive Einstellung. Können wir den holen?», fragt er Mouriya Sethupandian (26), der neben ihm sitzt. Er solle die Eltern des Spielers kontaktieren und ihnen erklären, warum die Karriere-Chancen für den Teenager in der neuen Akademie besser seien als in seinem jetzigen Team.
Sethupandian ist Ceccaronis rechte Hand beim Aufbau der Akademie. Im Moment leiten sie zwar regelmässig Trainings von Jugendmannschaften, aber entscheidender sind andere Aufgaben: Die beiden reisen zum Beispiel in die entlegensten Ecken Indiens, um Scouting-Events zu organisieren und die Perlen von dort in die Akademie zu locken. Ab Juni, wenn die ersten Plätze fertig sind, sollen 90 Spieler im Alter von 12 und 19 Jahren dort trainieren und in der Nähe zur Schule gehen. Die ersten paar Monate werden sie in betreuten Wohnungen leben und Ende Jahr, wenn alles fertig ist, ihre Zimmer auf dem Trainingscampus beziehen. Ceccaroni zügelt dann auch dorthin.
Die Akademie steht ebenfalls nicht in Chennai, sondern in der Nähe von Coimbatore auf dem Land. Noch ist dort allerdings nur Ackerland. Bald soll der Aushub beginnen. Neben den Wohnanlagen wird es dort dann drei Naturrasen- und zwei Kunstrasen-Plätze geben. Plus ein Basketballfeld, einen See, eine Joggingstrecke, einen Physio- und einen Fitnessraum, Anfahrtsstrassen, Parkplätze, eine Mensa, einen Pool, eine Sauna, ein Dampfbad und sogar ein Eisbad. Die Fläche wird mit 13 Hektar – das entspricht 18 Fussballfeldern – fast dreimal so gross sein wie jene des Nachwuchscampus des FCB. Riesig!
«Beste Akademie Indiens»
«Ob Indien bald gute Fussballer hervorbringt, hängt vor allem davon ab, ob sich die Trainer und die Infrastruktur verbessern. Die Zwölfjährigen hier unterscheiden sich nicht gross von den Gleichaltrigen in der Schweiz, sagt Ceccaroni. Doch in den Jahren danach würden sie technisch, taktisch und körperlich nicht gleich gut ausgebildet wie in der Schweiz.
Ein Beispiel? «Sie rennen und rennen. Aber es wird ihnen zu wenig beigebracht, den Rhythmus im Spiel zu ändern», sagt Ceccaroni. Sethupandian nennt ein anderes Beispiel: «Die Coaches hier haben keine Ahnung, wie man richtig dehnt. Darum haben indische Profis heutzutage viel zu wenig Schnellkraft in den Muskeln.» Bei Spielern der U15 könne man das noch hinbiegen. Bei der U18 sei es allerdings schon sehr schwierig.
Darum hat Sethupandian zehn Jugendtrainer rekrutiert, um mit ihm, Ceccaroni und den Junioren auf dem Campus zu wohnen. «Sie sind alle unter 30. Wir können sie also noch formen», sagt Sethupandian. Er hat mehrere Jahre unter spanischen Trainern in indischen Fussballschulen gearbeitet und coacht heute nach europäischen Methoden. Ceccaroni hat die Uefa-Pro-Lizenz, das höchstmögliche Trainerdiplom. Zudem fliegen ab und zu Schweizer Trainer aus der FCB-Akademie ein, um ihr Wissen weiterzugeben. Als erster war Anfang Januar Thomas Bernhard da, der Athletiktrainer der Basel-Junioren. «In den nächsten Monaten wollen wir alle neuen Trainer auf das neue Niveau heben», sagt Sethupandian. «Dann sind wir die beste Akademie Indiens.»
Kritik von allen Seiten
Das mag alles stimmen – und vielleicht haben all diese Vorhaben sogar Erfolg. Doch die Kritik, die sich die FCB-Führung nach der Bekanntgabe des Chennai-Deals vor einem Jahr anhören musste, war grundsätzlicher: «Söll e Club Bsitzer vomene andere si?», fragten empörte Fans aus der Muttenzerkurve auf einem Transparent. Das Chennai-Projekt war eine Idee von Präsident Burgener, Geld ausserhalb des Kerngeschäfts zu verdienen.
«Als Herr Burgener den FCB 2017 von Bernhard Heusler übernahm, war klar, dass der Club neue Einnahmequellen erschliessen musste», verteidigt Ceccaroni sein Projekt. «Wir verkaufen nicht jedes Jahr einen Embolo oder Xhaka für zig Millionen. Und mit der Reform der Champions-League-Quali ist es schwieriger geworden, in die Gruppenphase einzuziehen.» Also sollen andere Standbeine die Klubkasse füllen und die erste Mannschaft querfinanzieren.
Arunava Chaudhuri (43) hat eine ganz andere Frage: «Indiens Fussball hat Potential. Aber warum hat der FCB genau Chennai City als Partnerverein ausgewählt?» Chaudhuri wuchs als Sohn indischer Einwanderer in Remscheid (Deutschland) auf und kennt sich im deutschsprachigen Raum wohl am besten im indischen Fussball aus. Er hat unter anderem den FC Bayern zum indischen Markt beraten und war 2014 als Geschäftsführer des Profiklubs Mumbai City FC dafür verantwortlich, dass der Klub Altstars wie Nicolas Anelka (heute 40) und Freddie Ljungberg (42) verpflichtete.
Welche Interessen verfolgt Burgener?
Chaudhuri weiter: «Chennai City ist ein Retortenclub in einer Region, wo Fussball bei Weitem nicht so beliebt ist wie Cricket. Basel fängt bei Null an.» Tatsächlich übernahm Rohit Ramesh (33) den Nethaji Sports Club erst 2013 und benannte ihn zum Chennai City FC um.
In anderen Regionen des Landes ist Fussball dagegen die Nummer eins. Atlético Madrid hat das verstanden – der Club engagiert sich als bisher einziger europäischer Club in der Ausbildung von Talenten und ist dafür eine Zusammenarbeit mit der führenden Akademie Indiens nahe der Grossstadt Kolkata eingegangen. Das war die Hauptstadt von Britisch-Indien; entsprechend fussballbegeistert ist die Region im Nordosten des Landes.
Warum ist der FCB also in Chennai, beziehungsweise in Coimbatore? Am plausibelsten scheint, dass Burgener schlicht vom Projekt der Chennai-Besitzer überzeugt war und nicht nach Alternativen in Indien suchte.
Oder hat der Medienmogul gar noch andere private Geschäftsinteressen? Chennai-City-Mehrheitseigner Romit Ramesh (33) kommt immerhin aus einer der wichtigsten Verlegerfamilien Indiens mit besten Kontakten in die Bollywood-Industrie. Mit Michael Bamberg sitzt zudem ein Manager für die FC Basel Holding AG im Chennai-Vorstand, der vorher noch nie in einem Fussballclub gearbeitet hat. Stattdessen war er in Burgeners Firmengruppe für Sport-Projekte zuständig: zuerst bei der Mediengruppe Constantin in München für deren TV-Sender Sport1, danach bei der Highlight Event and Entertainment in Pratteln BL, deren Tochter Team die Champions-League-Rechte vermarktet.
«Diese Spekulationen sind falsch», sagt Burgener zu BLICK. «Indien hat rund 1,4 Milliarden Einwohner, 254 Millionen Inder haben die WM 2018 am TV verfolgt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Inder auch im Fussball erfolgreich durchsetzen werden.»
Alle drei Tage mit dem Sohn (9) telefonieren
Ceccaroni konzentriert sich währenddessen darauf, was er beeinflussen kann. BLICK trifft ihn vier Tage nach dem Juniorenmatch in Coimbatore wieder. Am Abend spielt die Profimannschaft gegen den Traditionsverein East Bengal Club aus Kolkata. Zwei Stunden vor dem Match schlendert Ceccaroni über den Markt in der Nähe des Stadions. Hier ein Schwatz mit Teenagern, dort ein Selfie mit einem Gemüseverkäufer. Es ist laut, dreckig, das Gegenteil der Schweiz. Ceccaroni fühlt sich trotzdem wohl. «Es ist ein grosses Abenteuer für mich, ich nehme jeden Tag als persönliche Herausforderung wahr. Wie die Religionen hier zusammenleben, wie arm es teilweise ist, wie herzlich die Menschen sind. Ich bekomme eine neue Perspektive auf gewisse Lebenssituationen.»
Dafür bleibt das Sozialleben grösstenteils auf der Strecke. Der Alltag ist fast ausschliesslich Arbeit. Zu tun hat er vor allem mit den Klubbesitzern und den Coaches. Mit ein paar anderen Dauergästen im Hotel hat er lose Kontakte. Aber Freunde und Familie sind über 7000 Kilometer weit weg in der Schweiz. Am meisten fehlt ihm sein neunjähriger Sohn (9), mit dem er alle drei Tage telefoniert. «Ja, manchmal bin ich auf mich alleine gestellt», sagt er. «Aber solange ich etwas bewegen kann und ich Sinn in der Sache sehe, ist das in Ordnung.»
Ceccaroni opfert sich also wieder auf für seinen FCB. Wie schon in den 452 Pflichtspielen in 15 Jahren als Spieler, keines für einen anderen Klub, trotz sechs langen Jahren in der Nati B. Sollte in ein paar Jahren ein Inder im Joggeli auflaufen, wird es das alles wert gewesen sein, meint er.
Sie haben grosse Pläne, aber im Moment ausser roten Zahlen wenig vorzuweisen. BLICK hat Rohit Ramesh und Krishnakumar Raghavan, die zusammen mit dem FCB den Chennai City FC besitzen, die wichtigsten Fragen zum Projekt gestellt.
Konrad Staehelin aus Chennai, Indien
Der FCB besitzt 26 Prozent am Chennai City FC. Der Rest gehört Rohit Ramesh (33 Jahre; 69 Prozent) und Krishnakumar Raghavan (32; 5 Prozent). BLICK trifft die beiden zum Mittagessen in Chennai, es gibt Pizza und Pasta. Ständig klingelt ein Handy und einer der beiden verlässt den Tisch für ein paar Minuten. Ramesh kommt aus einer der wichtigsten Verlegerfamilien Indiens, sitzt dort im Vorstand und investiert seine Dividenden aus dem Verlag in den Club. Raghavan führt im Hauptberuf eine erfolgreiche Beratungsfirma.
BLICK: Herr Ramesh, Herr Raghavan, der FC Basel und sein Präsident Burgener haben über fünf Millionen Franken darauf gesetzt, dass Ihr Akademie-Projekt in Coimbatore bald Früchte trägt. Bleibt es bei dem Betrag?
Krishnakumar Raghavan: Der Chennai City FC hat ein Jahresbudget von umgerechnet 1,3 Millionen Franken. Die Einnahmen aus Transfers, Tickets und Sponsoring sind allerdings bloss halb so hoch. Bisher kommen Rohit und ich für die Verluste auf. Aber der FCB wird sich als Minderheitseigner daran beteiligen müssen. Wir versuchen, so bald wie möglich in die schwarzen Zahlen zu kommen. Dann verdient auch der FCB Geld.
Kein Verein in den zwei indischen Topligen schreibt Gewinne. Warum soll das gerade Ihnen gelingen?
Rohit Ramesh: Hinter den anderen Clubs stehen Grossunternehmer. Denen macht es nichts aus, Millionenverluste zu schreiben, weil sie sich im Stadion mit anderen wichtigen Geschäftsleuten vernetzen und so das Geld wieder reinholen. Wir dagegen wollen profitabel arbeiten. Wir sind schon jetzt am erfolgreichsten darin, Spieler mit Gewinn zu verkaufen. Das macht im Moment mehr als die Hälfte unserer Einnahmen aus.
Im Januar haben Sie Ihren spanischen Topscorer Pedro Manzi für gut 130'000 Franken in die zweite japanische Liga verkauft. Es war die höchste Ablösesumme, die ein indischer Club je kassiert hat. Sie bräuchten sechs solcher Transfers pro Jahr, um das aktuelle Loch zu stopfen.
Raghavan: Wir haben noch andere Ansätze. Wir wollen zum Beispiel ein Tour-Programm aufbauen. Indische Eltern sollen dafür bezahlen, dass ihre Kinder ein paar Wochen auf dem Nachwuchs-Campus in Basel trainieren können. Oder wir wollen den FCB als Marke brauchen, um Juniorencamps hier in Indien anzubieten. Natürlich kriegt der FCB eine Gebühr dafür. Wir können uns auch vorstellen, in Zukunft auch Freundschaftsspiele gegen den FCB austragen. Oder in die Wege leiten, dass indische Firmen den FCB sponsern. Wir haben gute Kontakte in die Konzernspitzen hier.
Das klingt nach viel Konjunktiv und hat nicht viel mit dem Sportlichen zu tun. Wie haben Sie FCB-Präsident Bernhard Burgener überzeugt, Ihnen so viel Geld zu überweisen?
Raghavan: Wir sehen es als einmalige Chance, als Erste in Indien die Junioren-Ausbildung nach europäischem Vorbild anzugehen und damit Geld zu verdienen. Darum haben wir 2013 einen Club in unserer Heimatstadt übernommen. Es fehlte bloss ein Investor, der mit seinem Geld und Knowhow zur Seite steht. Wir haben Manchester City und Borussia Dortmund angefragt, aber die waren bloss am schnellen Geld interessiert und wollten Gebühren von uns, damit wir ihren Namen brauchen dürfen. Darum haben wir einen Club gesucht, der keine globale Marke ist und an den langfristigen sportlichen Erfolg denkt.
Möglich, dass Indien der Markt der Zukunft ist. Aber Chennai? Hier interessiert sich kaum einer für Fussball.
Ramesh: Unser Bundesstaat Tamil Nadu ist trotzdem der richtige Ort zum Investieren. Der indische Schachmeister kommt von hier, der aktuelle Badmintonmeister, das zweiterfolgreichste Cricketteam. Im Fussball kommen mit Bengaluru und uns die aktuellen Meister aus beiden Ligen von hier. Kein anderer Bundesstaat ist sportlich so erfolgreich.
Sie haben grosse Pläne, aber im Moment ausser roten Zahlen wenig vorzuweisen. BLICK hat Rohit Ramesh und Krishnakumar Raghavan, die zusammen mit dem FCB den Chennai City FC besitzen, die wichtigsten Fragen zum Projekt gestellt.
Konrad Staehelin aus Chennai, Indien
Der FCB besitzt 26 Prozent am Chennai City FC. Der Rest gehört Rohit Ramesh (33 Jahre; 69 Prozent) und Krishnakumar Raghavan (32; 5 Prozent). BLICK trifft die beiden zum Mittagessen in Chennai, es gibt Pizza und Pasta. Ständig klingelt ein Handy und einer der beiden verlässt den Tisch für ein paar Minuten. Ramesh kommt aus einer der wichtigsten Verlegerfamilien Indiens, sitzt dort im Vorstand und investiert seine Dividenden aus dem Verlag in den Club. Raghavan führt im Hauptberuf eine erfolgreiche Beratungsfirma.
BLICK: Herr Ramesh, Herr Raghavan, der FC Basel und sein Präsident Burgener haben über fünf Millionen Franken darauf gesetzt, dass Ihr Akademie-Projekt in Coimbatore bald Früchte trägt. Bleibt es bei dem Betrag?
Krishnakumar Raghavan: Der Chennai City FC hat ein Jahresbudget von umgerechnet 1,3 Millionen Franken. Die Einnahmen aus Transfers, Tickets und Sponsoring sind allerdings bloss halb so hoch. Bisher kommen Rohit und ich für die Verluste auf. Aber der FCB wird sich als Minderheitseigner daran beteiligen müssen. Wir versuchen, so bald wie möglich in die schwarzen Zahlen zu kommen. Dann verdient auch der FCB Geld.
Kein Verein in den zwei indischen Topligen schreibt Gewinne. Warum soll das gerade Ihnen gelingen?
Rohit Ramesh: Hinter den anderen Clubs stehen Grossunternehmer. Denen macht es nichts aus, Millionenverluste zu schreiben, weil sie sich im Stadion mit anderen wichtigen Geschäftsleuten vernetzen und so das Geld wieder reinholen. Wir dagegen wollen profitabel arbeiten. Wir sind schon jetzt am erfolgreichsten darin, Spieler mit Gewinn zu verkaufen. Das macht im Moment mehr als die Hälfte unserer Einnahmen aus.
Im Januar haben Sie Ihren spanischen Topscorer Pedro Manzi für gut 130'000 Franken in die zweite japanische Liga verkauft. Es war die höchste Ablösesumme, die ein indischer Club je kassiert hat. Sie bräuchten sechs solcher Transfers pro Jahr, um das aktuelle Loch zu stopfen.
Raghavan: Wir haben noch andere Ansätze. Wir wollen zum Beispiel ein Tour-Programm aufbauen. Indische Eltern sollen dafür bezahlen, dass ihre Kinder ein paar Wochen auf dem Nachwuchs-Campus in Basel trainieren können. Oder wir wollen den FCB als Marke brauchen, um Juniorencamps hier in Indien anzubieten. Natürlich kriegt der FCB eine Gebühr dafür. Wir können uns auch vorstellen, in Zukunft auch Freundschaftsspiele gegen den FCB austragen. Oder in die Wege leiten, dass indische Firmen den FCB sponsern. Wir haben gute Kontakte in die Konzernspitzen hier.
Das klingt nach viel Konjunktiv und hat nicht viel mit dem Sportlichen zu tun. Wie haben Sie FCB-Präsident Bernhard Burgener überzeugt, Ihnen so viel Geld zu überweisen?
Raghavan: Wir sehen es als einmalige Chance, als Erste in Indien die Junioren-Ausbildung nach europäischem Vorbild anzugehen und damit Geld zu verdienen. Darum haben wir 2013 einen Club in unserer Heimatstadt übernommen. Es fehlte bloss ein Investor, der mit seinem Geld und Knowhow zur Seite steht. Wir haben Manchester City und Borussia Dortmund angefragt, aber die waren bloss am schnellen Geld interessiert und wollten Gebühren von uns, damit wir ihren Namen brauchen dürfen. Darum haben wir einen Club gesucht, der keine globale Marke ist und an den langfristigen sportlichen Erfolg denkt.
Möglich, dass Indien der Markt der Zukunft ist. Aber Chennai? Hier interessiert sich kaum einer für Fussball.
Ramesh: Unser Bundesstaat Tamil Nadu ist trotzdem der richtige Ort zum Investieren. Der indische Schachmeister kommt von hier, der aktuelle Badmintonmeister, das zweiterfolgreichste Cricketteam. Im Fussball kommen mit Bengaluru und uns die aktuellen Meister aus beiden Ligen von hier. Kein anderer Bundesstaat ist sportlich so erfolgreich.
Geplant ist, dass erst in ein paar Jahren Spieler von Indien nach Basel wechseln. Andersrum passierts jetzt schon: FCB-Nachwuchsspieler Jan Muzangu (19) landete Anfang Januar in Indien. Er ist bis im Sommer ausgeliehen. So richtig angekommen beim Chennai City FC ist er spätestens seit vorletzter Woche: Im Auswärtsspiel bei den Churchill Brothers erzielte er in der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer. Bis auf letztes Wochenende, als er wegen einer Verhärtung fehlte, stand er in jedem Spiel in der Startelf. «Er kam in der zweiten Mannschaft des FCB kaum zum Einsatz», sagt Ceccaroni. Die Chennai-Bosse hätten ihn gefragt, ob er nicht bei Basel einen kenne, den er sich in Indien vorstellen könne. «Jan hatte es nicht leicht in Basel, und die Zeit hier wird ihm in der Persönlichkeitsentwicklung helfen.» (Konrad Staehelin)
Geplant ist, dass erst in ein paar Jahren Spieler von Indien nach Basel wechseln. Andersrum passierts jetzt schon: FCB-Nachwuchsspieler Jan Muzangu (19) landete Anfang Januar in Indien. Er ist bis im Sommer ausgeliehen. So richtig angekommen beim Chennai City FC ist er spätestens seit vorletzter Woche: Im Auswärtsspiel bei den Churchill Brothers erzielte er in der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer. Bis auf letztes Wochenende, als er wegen einer Verhärtung fehlte, stand er in jedem Spiel in der Startelf. «Er kam in der zweiten Mannschaft des FCB kaum zum Einsatz», sagt Ceccaroni. Die Chennai-Bosse hätten ihn gefragt, ob er nicht bei Basel einen kenne, den er sich in Indien vorstellen könne. «Jan hatte es nicht leicht in Basel, und die Zeit hier wird ihm in der Persönlichkeitsentwicklung helfen.» (Konrad Staehelin)
Von Alain Kunz
Vorreiter einer Kooperation mit einem Klub aus einem Ausbildungsland eines anderen Kontinents war YB. Es ist der damalige CEO Stefan Niedermaier, der im Februar 2008 einen Partnerschaftsvertrag mit der Fussballschule des Teams Athletic Adjamé in der ivorischen Hauptstadt Abidjan abschliesst, der bis Juni 2012 läuft. Eingefädelt wurde das ganze durch den damals in Bern allmächtigen Spielerberater Jean-Bernard Beytrison. Der heutige YB-Präsident Albert Staudenmann erinnert sich: «YB unterstützte die Fussballschule mit einem kleinen Betrag pro Jahr, stellte Sportkleidung zur Verfügung und unterstützte die Verantwortlichen bei der Entwicklung der Schule.»
Die zur Verfügung gestellten Shirts waren gebrauchte. Dazu wurde weiteres Material wie Bälle etc. nach Afrika geschickt und auch Coaches zur Trainerausbildung. Wieviel der jährliche Betrag betragen hat, ist unklar. Von 100'000 Franken bis mehrere Hunderttausend ist die Rede, je nach Quelle.
Der damalige Sportchef Alain Baumann war jedenfalls zufrieden mit der Kooperation. «Die Zusammenarbeit klappt hervorragend. Wir sind froh, wenn die Spieler möglichst jung zu uns kommen. Dann können sie sich besser an den europäischen Fussball adaptieren.»
Gleichzeitig sah die Partnerschaft vor, dass YB bei allfälligen Transfers der Spieler von Adjamé ein Vorrecht hatte. Auf diese Weise landeten Seydou Doumbia, Thierry und Pascal Doubai, Youssuf Traoré sowie Hassan Lingani bei YB. Für Adjamé rechnete sich das Modell jedenfalls, konnte doch das Budget massiv erhöht und die Hälfte mit YB-Geldern bestritten werden. Und beim Transfer von Doumbia zu ZSKA Moskau für rund 15 Millionen Franken blieb auch den Ivorern eine Stange Geld.
2011 gab CEO Ilja Kaenzig an, die Partnerschaft beenden zu wollen: «Kosten und Nutzen stehen in keinem Verhältnis. Wir möchten das Geld lieber dem eigenen Nachwuchs zukommen lassen.» In den Wirren des Bürgerkriegs in der Elfenbeinküste wurde die Schule noch im gleichen Jahr geschlossen.
PS: Ein ähnliches Modell hatte damals der FC Basel bereits mit einer Fussball-Akademie aus Belo Horizonte in Brasilien laufen.
Von Alain Kunz
Vorreiter einer Kooperation mit einem Klub aus einem Ausbildungsland eines anderen Kontinents war YB. Es ist der damalige CEO Stefan Niedermaier, der im Februar 2008 einen Partnerschaftsvertrag mit der Fussballschule des Teams Athletic Adjamé in der ivorischen Hauptstadt Abidjan abschliesst, der bis Juni 2012 läuft. Eingefädelt wurde das ganze durch den damals in Bern allmächtigen Spielerberater Jean-Bernard Beytrison. Der heutige YB-Präsident Albert Staudenmann erinnert sich: «YB unterstützte die Fussballschule mit einem kleinen Betrag pro Jahr, stellte Sportkleidung zur Verfügung und unterstützte die Verantwortlichen bei der Entwicklung der Schule.»
Die zur Verfügung gestellten Shirts waren gebrauchte. Dazu wurde weiteres Material wie Bälle etc. nach Afrika geschickt und auch Coaches zur Trainerausbildung. Wieviel der jährliche Betrag betragen hat, ist unklar. Von 100'000 Franken bis mehrere Hunderttausend ist die Rede, je nach Quelle.
Der damalige Sportchef Alain Baumann war jedenfalls zufrieden mit der Kooperation. «Die Zusammenarbeit klappt hervorragend. Wir sind froh, wenn die Spieler möglichst jung zu uns kommen. Dann können sie sich besser an den europäischen Fussball adaptieren.»
Gleichzeitig sah die Partnerschaft vor, dass YB bei allfälligen Transfers der Spieler von Adjamé ein Vorrecht hatte. Auf diese Weise landeten Seydou Doumbia, Thierry und Pascal Doubai, Youssuf Traoré sowie Hassan Lingani bei YB. Für Adjamé rechnete sich das Modell jedenfalls, konnte doch das Budget massiv erhöht und die Hälfte mit YB-Geldern bestritten werden. Und beim Transfer von Doumbia zu ZSKA Moskau für rund 15 Millionen Franken blieb auch den Ivorern eine Stange Geld.
2011 gab CEO Ilja Kaenzig an, die Partnerschaft beenden zu wollen: «Kosten und Nutzen stehen in keinem Verhältnis. Wir möchten das Geld lieber dem eigenen Nachwuchs zukommen lassen.» In den Wirren des Bürgerkriegs in der Elfenbeinküste wurde die Schule noch im gleichen Jahr geschlossen.
PS: Ein ähnliches Modell hatte damals der FC Basel bereits mit einer Fussball-Akademie aus Belo Horizonte in Brasilien laufen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |