David Degen war der weisse Ritter, der den FC Basel aus den Händen ausländischer Investoren rettete. Keine zwei Jahre später steht das rot-blaue Pulverfass kurz vor der Explosion. Auf und neben dem Platz türmen sich die Probleme. Ein Überblick, was beim tief gefallenen Serienmeister des letzten Jahrzehnts alles schiefläuft.
Anspruch vs. Realität
«Sparen» ist bei Rot-Blau Antritt zum Mantra geworden. Der FCB soll ein Durchlauferhitzer sein für günstige Jungprofis, die bei grösseren Klubs den Durchbruch nicht geschafft haben. Gleichzeitig soll Rot-Blau nach Degens Vorstellung möglichst schnell Meister werden und in die Champions League einziehen. Mit weniger Ausgaben wieder Titel reinholen? Dass diese Rechnung nicht aufgehen kann, zeigt allein der Blick auf die Tabelle: Gerade hat der FCB die schlechteste Vorrunde der Super-League-Geschichte hinter sich.
Keine Balance im Kader
Jung und alt – dazwischen nichts. Den Mittelbau, also gestandene Profis im besten Alter zwischen 26 und 30, die konstant Leistung bringen, sucht man bis auf Innenverteidiger Kasim Adams (27) vergebens. Talent wäre im FCB-Kader genügend vorhanden – aber die Jungen plagen Formschwankungen, die Ü30-Fraktion körperliche Probleme. Mehr als Rang 6 gibt die Qualität her, aber für den von Degen geforderten Rang 2 muss a) alles zusammenpassen und b) die Konkurrenz schwächeln.
Trainer wirkt resigniert
Nach der Heimpleite gegen Luzern sagte Alex Frei zum wiederholten Mal: «Es ist allein meine Schuld!» Um dann gefrustet anzufügen: «Im Training haben wir 1000 Mal geübt, wie man das Gegentor von Jashari verteidigt. Also – 1000 Mal weiterüben.» Das naive Verhalten seiner Spieler ist eine Tortur für den ehrgeizigen Frei. Nicht auszuschliessen, dass er ohne Strategieänderung im Sommer hinschmeisst. Falls er bis dann überhaupt noch im Amt ist.
Finanziell am Abgrund
Das einst prall gefüllte Festgeldkonto ist leer. Und trotz 30 Millionen Franken Einnahmen durch Transfers und Europacup stehen Ende 2022 1,2 Millionen Verlust. Im FCB-Umfeld fragt man sich: Wie kann das sein, wenn doch die Lohnkosten gemäss Klubführung drastisch gesenkt wurden? Fürs laufende Jahr kündigt sich ein noch grösseres Millionendefizit an. Degen selber könnte ein solches nicht decken, seine Verwaltungsratskollegen schon. Doch sind Dan Holzmann und das Ehepaar Rey-Krayer überhaupt bereit dazu? Alternativen wären eine Kapitalerhöhung und frisches Kapital von neuen Investoren.
Zoff mit Fans
Bernhard Burgener musste sich vor zwei Jahren dem Widerstand der Fans beugen. Geraten die aktuellen Klubbesitzer gerade in einen ähnlichen Sturm wie ihr Vorgänger? Beim FCL-Heimspiel prangte ein Plakat in der Muttenzerkurve mit der Aufforderung, den Verein als Basis zu verstehen. Kürzlich wollten die Besitzer dem Verein einen Teil von dessen Aktien wegnehmen, wenn er sich nicht mit 300'000 Franken am Defizit beteiligt. Kurz darauf der Rückzieher. Dennoch: Gemäss Insidern hätten Degen und Co. mit dem Versuch, die Basis zu entmachten, den Kardinalfehler begangen.
Zoff im Team
Fabian Frei und Marwin Hitz gelten als besonnene Zeitgenossen. Dass es nach dem Luzern-Spiel selbst aus den Routiniers herausbricht, lässt tief in die Stimmung in der Kabine blicken. «Das ist eine Frage der Erziehung», motzt Frei in Richtung der Spieler, die ohne Gruss bei den Fans in die Garderobe schlichen (siehe Video unten). Und Hitz: «Das ist eine Katastrophe. Wir machen Dinge, die im Erwachsenenfussball nichts verloren haben.» Auch wenn die Kritik nachvollziehbar ist: Ankommen wird sie bei der heutigen Generation Jungprofis nicht gut.
Mangelnde Identifikation
Freis Wutrede zielt auch auf die mangelnde Identifikation der Spieler mit dem FCB. Neben dem Captain sind Taulant Xhaka sowie die Ersatzgoalies Mirko Salvi und Nils de Mol die einzigen, die schon als Junioren Rot-Blau trugen. Mit Liam Chipperfield, Tician Tushi und Yannick Marchand wurden im Winter ausgerechnet drei Eigengewächse aussortiert.
Zuschauer laufen davon
Das Bild, das der FCB abgibt, lässt die Fans zu Hause bleiben. Im Schnitt knapp 22'000 Zuschauer kamen in dieser Saison an die Heimspiele. Das sind 3000 weniger als in der letzten Spielzeit vor den Corona-Einschränkungen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |