FCB-Boss Burgener im grossen Interview
«Zu Streller stehe ich in guten wie in schlechten Zeiten»

FCB-Boss Bernhard Burgener erklärt die Wahl des neuen Trainers. Und sagt über die Entlassung von Wicky: «Wir hatten ihm klare Anforderungen gestellt.»
Publiziert: 03.08.2018 um 03:08 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:37 Uhr
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Basel-Boss Burgener spricht im BLICK-Interview Klartext.
Foto: Christian Merz
Andreas Böni

Es ist warm im Büro von Bernhard Burgener (60) in Pratteln BL, der Raum nicht klimatisiert. Es ist knapp 30 Minuten her, da sassen Marco Streller (37) und Marcel Koller (57) in diesen Räumlichkeiten. Sie klärten die letzten Details, bevor der Erfolgs-Trainer beim FC Basel die Nachfolge von Raphael Wicky (41) übernimmt.

Danach erklärt Burgener BLICK die Wahl von Koller, die Entlassung von Wicky, die Stellung von Streller und warum Basel die Champions League in fünf Jahren nur zwei Mal erreichen muss.

Herr Burgener, warum Marcel Koller?
Bernhard Burgener: Weil wir einen erfahrenen Trainer brauchen, der schon eine Erfolgs-Geschichte hat. Einer, der die Mannschaft jetzt in die Hand nimmt, der die Balance zwischen internationalem Geschäft und Super League finden muss. Wir hatten drei Kandidaten, mit denen wir auch gesprochen haben, aber Marcel Koller war für uns stets erste Wahl.

Koller, Ralph Hasenhüttl und Martin Schmidt.
Dazu sage ich nichts. Aber es war von Anfang an klar, dass wir keinen Trainer, der in der Schweiz unter Vertrag steht, angehen. Das hat mit Anstand und Respekt zu tun.

Wie empfanden Sie Koller in den Gesprächen?
Sachlich, kompetent und zielorientiert habe ich ihn zusammen mit Roland Heri und Marco Streller erlebt.

Basel-Burgener und BLICK-Böni im Gespräch.
Foto: Christian Merz

Wie schockiert sind Sie über den Zustand der Mannschaft beim 0:3 gegen Saloniki?
Es ist eine grosse Enttäuschung, dass wir an der ersten europäischen Herausforderung chancenlos gescheitert sind. Wir müssen jetzt die richtigen Schlüsse daraus ziehen und uns sofort auf die Qualifikation für die Europa League und die Meisterschaft konzentrieren.

Warum haben Sie Raphael Wicky entlassen?
Ich möchte erst nochmals betonen: Raphael Wicky hatte es verdient, im Sommer Trainer zu bleiben. Er hat fünf Spiele in der Champions League gewonnen, das ist die erfolgreichste Basler Kampagne aller Zeiten. Er hat einen Teil der FCB-Geschichte geschrieben. Aber wir haben ganz klare Anforderungen bezüglich Meisterschaft gestellt.

Welche?
Wir haben gesagt: Es darf nicht wieder einen Fehlstart geben. Im letzten Sommer starteten wir schlecht, im Winter ebenfalls – und das hat uns den Meister-Titel gekostet. Dann verloren wir in der Sommer-Vorbereitung 1:2 gegen Wolverhampton, 1:4 gegen Aarau, 0:5 gegen Feyenoord Rotterdam, gefolgt von einem 1:2 gegen St. Gallen und einem 1:2 in Saloniki. Es war alarmierend und nach der fünften Niederlage in Folge sahen wir keine Alternative mehr.

Heisst: Hätte Wicky gegen Binningen getestet und 13:0 gewonnen, wäre er noch Trainer.
Nein, nein. Wir haben ja nicht nach den Testspielen gehandelt. Die zweite Anforderung war, dass wir im Joggeli wieder eine Macht sein müssen. Früher war es eine Festung. In der letzten Saison gab es Niederlagen gegen Teams wie Lugano und St. Gallen. Das sollte es nicht mehr geben. Und dann wiederholt sich die Geschichte schon im ersten Spiel.

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Die FCB-Karriere von Raphael Wicky in Bildern | Am 21. April 2017 wird klar: Raphael Wicky wird neuer Trainer von FC Basel und beerbt Urs Fischer.
Foto: KEY

Aber jetzt mal im Ernst: Diese Mannschaft ist doch einfach zu schlecht, um YB zu gefährden diese Saison.
Doch, sie ist stark genug. Wir verloren die Meisterschaft nicht im direkten Duell gegen YB, da waren wir sogar leicht besser statistisch. Sondern mit der Heimstärke, die wir preisgaben.

Die Kommunikation nach dem Wicky-Rauswurf war ein Desaster. Man kann doch nicht den Trainer entlassen und sich dann zwei Tage verkriechen.
Nein. Es wurde der Wunsch an mich herangetragen, dass man sich in Ruhe auf das Spiel gegen Xamax vorbereiten wolle.

Das ist eine Amateur-Entscheidung. Da hätten Sie als Chef eingreifen müssen.
Ich sagte: Ihr wisst, was das heisst? Da wird eine Welle der Kritik kommen, weil es nach aussen wie ein Maulkorb wirkt. Ich konnte die Begründung aber nachvollziehen.

Das wirkte wie Vladimir Petkovic, der nach einer beendeten WM einfach abhaut.
Stopp! Marco Streller hat sich dann nach dem Spiel ja gestellt. Aber ich will nochmals etwas zur Wichtigkeit von Wickys Champions-League-Erfolgen sagen...

... bitte.
Im erfolgreichsten Geschäftsjahr 2016 des FC Basel nahm man 61 Millionen Euro mit Transfers ein. Im Jahr davor 28. 2017, als Urs Fischer zwar das Double holte, waren die Transfererlöse rund acht Millionen. Es war nicht nach einem einzigen Spieler eine Nachfrage da. Nun 2018 als Vizemeister, nach den Siegen von Wicky in der Champions League, war die Nachfrage so gross und wir mussten und konnten Akanji, Elyounoussi, Steffen, Vaclik und Lang verkaufen.

Über 50 Millionen Franken hat der FCB an Transfers verdient, nur 15 ausgegeben. Das freut Bernhard Burgener, er streicht ja die fette Dividende ein.
Bisher habe ich kein Geld weder Gehalt noch Dividenden bezogen. Ich habe die Mehrheit des FCB erworben und - wenn es der finanzielle Erfolg zulässt - habe ich mein Wort gegeben, maximal 50 Prozent eines Jahresgewinnes als Dividende zu beziehen. Und die anderen 50 Prozent werden zu Eigenkapital.

Was bedeutet das Verpassen der Champions League nun?
Dass wir eine Chance verpasst haben, die Spieler ins grosse Schaufenster zu stellen und Begehrlichkeiten zu wecken. Wirtschaftlich kann man das mit der Europa League nicht kompensieren. Wir als FC Basel sollten in fünf Jahren zwei Mal die Champions League erreichen. Aber die Gruppenphase der Europa League ist Pflicht.

Die NZZ bezeichnet Marco Streller als «dienliche Figur, sich abzureagieren». Steht er zur Diskussion?
Nein, er ist ganz sicher kein Thema. Ich stehe zu ihm, in guten und in schlechten Zeiten. Aber man kann doch nicht den Stab über ihn brechen, nur weil man den Trainer entlassen hat. Jeder Transfer geschah übrigens in Absprache mit dem Trainer.

Streller sagte selber, das zweitschwächste Glied sei der Sportchef. Der Trainer ist nun weg.
Ich urteile doch nicht in Gliedern. Marco kann mit der Situation umgehen.

Sportchef Streller steht am Rheinknie nicht zur Diskussion.
Foto: Sven Thomann

 

Die «Basler Zeitung» schrieb über Ihr Konzept: «Ein Projekt in Trümmern».
Darauf reagiere ich nicht. Ich nehme es einfach zur Kenntnis.

Gut, mit Fehlern wie der Ernennung von Jean-Paul Brigger zum CEO liefern Sie auch Stoff.
Er wurde in Basel nicht akzeptiert. Er kam zu mir und bat um die Auflösung seines Vertrags, weil er sich die Anfeindungen nicht mehr antun wolle. Ich konnte es verstehen.

Werden Sie in der Regionalpresse härter attackiert, weil Bernhard Heusler extrovertiert war und Sie sich eher zurückziehen?
Sagen wir mal so: Ich bin immer erreichbar, wenns um den FCB geht. Aber man muss ja nicht jede Information nach aussen tragen. Es ist meine Philosophie: Aufbauen, Leute einsetzen, Vertrauen schenken. Ich sage ein Leben lang: Der «Inhalt», nicht ich, gehört in den Vordergrund. Die Fans gehen wegen des Traditionsklubs und wegen der Spieler und Trainer ins Stadion, nicht wegen des Präsidenten.

Gigi Oeri sagte in der «Aargauer Zeitung», Sie habe einen Anflug von schlechtem Gewissen, Sie zum FCB gebracht zu haben.
Ach nein, ich bereue es keine Sekunde. Ich durfte fünf Champions-League-Siege erleben, das ist doch auch schön.

Das wird es diese Saison nun nicht geben.
Leider. Die Ziele bleiben trotzdem die gleichen wie vor der Saison. Europäisch überwintern. Und der Meister-Titel.

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