Foto: Marc Schumacher/freshfocus

Fabian Frei wehrt sich gegen Vorwürfe
«Ich der Anführer der Trainer-Rebellion? Blödsinn!»

FCB-Mittelfeldmotor Fabian Frei (30) über seine Degradierung durch Coach Koller. Und warum er Valentin Stocker (30) die Captain-Binde gönnen mag.
Publiziert: 08.09.2019 um 12:22 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:14 Uhr
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Erst kürzlich ist Fabian Frei zum zweiten Mal Vater geworden – und deshalb nicht traurig, zu Hause anstatt bei der Nati zu sein.
Foto: TOTO MARTI
Stefan Kreis

BLICK: Fabian Frei, sassen Sie diese Woche auf Nadeln?
Fabian Frei:
Warum meinen Sie?

Weil Sie im erweiterten Nati-Kader standen und auf Abruf bereit sein mussten.
Da habe ich mir keine Sorgen gemacht, ich ging zu 99 Prozent davon aus, dass ich nicht dabei bin. Ich habe die Pikettliste gesehen und dachte, dass da noch zwei, drei vor mir kommen.

Sie sind soeben zum zweiten Mal Vater geworden. Froh, bei der Familie zu sein statt bei der Nati?
Ich geniesse die Zeit mit meiner Frau und den Kindern. Wir sind mit dem FC Basel viel auf Achse, da tut es gut, mal ein paar Tage am Stück zu Hause zu sein.

Auch sportlich läufts rund. Der FCB steht wieder auf Platz 1, nach zweijähriger Wartezeit. Ein gutes Gefühl?
Es ist jetzt nicht so, dass ich die Tabelle ausgeschnitten und zu Hause aufgehängt habe, aber natürlich tuts gut, wenn man in der Stadt ist und positive Reaktionen bekommt. Dass wir als Leader in die Nati-Pause gehen, ist positiv. Und dass wir als Nummer 1 zum Auswärtsspiel nach Bern fahren können, ebenfalls.

Sie selbst haben mit zwei Toren und drei Assists massgeblichen Anteil daran. Woher kommt diese Torgefährlichkeit?
Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Es läuft der ganzen Mannschaft gut, wir schiessen allgemein viele Tore.

Mit Eder Balanta hat der FCB nun aber seinen 6er verloren. Werden Sie im zentralen Mittelfeld vermehrt wieder defensivere Auf­gaben wahrnehmen?
Da haben wir ja Tauli dafür (lacht). Was meine Aufgaben betrifft: Da wird der Trainer entscheiden.

Wie schwer wiegt Balantas Abgang?
Eder war für uns auf und neben dem Platz ein wichtiger Spieler. Er ist ein Topmann, hat uns sehr geholfen. Wenn man aber sieht, dass Brügge bald gegen Real Madrid und PSG spielt, kann man seinen Wechsel nachvollziehen.

Wie sehr schmerzt es, dass Brügge in der Champions League steht und nicht der FCB?
Wir habens selber verspielt gegen Linz. Hätten wir diese Hürde genommen, wäre gegen Brügge etwas möglich gewesen. Aber nichtsdestotrotz hätten viele nach der Aus­losung die Europa League unterschrieben. Kaum einer hat damit gerechnet, dass wir Eindhoven eliminieren, das darf man auch nicht vergessen.

Mit Getafe, Krasnodar und Trabzonspor warten nun drei schwere, aber nicht sehr bekannte Gegner. Einverstanden?
Klar, das sind schwere Gegner, und es warten nicht die kürzesten Reisen auf uns. Trotzdem ist es eine reizvolle Gruppe: Wir treffen zum ersten Mal auf diese Mannschaften, und in dieser Gruppe ist da für alle Teams viel möglich.

Persönlich

Fabian Frei (30) wächst in Frauenfeld TG auf und lernt bereits im Kindergarten seine heutige Ehefrau Muriel kennen. Mit ihr hat Frei zwei Töchter, Lena ist zwei, Mara vor kurzem auf die Welt gekommen. Freis Familie ist fussballbegeistert, Vater Markus coachte die U17-Nati 2002 zum EM-Titel. Fabian ist damals 13, zwei Jahre später folgt der Wechsel zum FCB. Dort holte der Mittelfeldspieler bislang fünf Meistertitel und drei Cupsiege.

Fabian Frei (30) wächst in Frauenfeld TG auf und lernt bereits im Kindergarten seine heutige Ehefrau Muriel kennen. Mit ihr hat Frei zwei Töchter, Lena ist zwei, Mara vor kurzem auf die Welt gekommen. Freis Familie ist fussballbegeistert, Vater Markus coachte die U17-Nati 2002 zum EM-Titel. Fabian ist damals 13, zwei Jahre später folgt der Wechsel zum FCB. Dort holte der Mittelfeldspieler bislang fünf Meistertitel und drei Cupsiege.

In der Vorbereitung war Ihre Degradierung das dominierende Thema. Waren Sie enttäuscht, dass Marcel Koller Sie nicht zum Captain gemacht hat?
Natürlich war ich enttäuscht, absolut. Aber zwischen dem Trainer und mir ist alles okay, es wurde viel Quatsch geschrieben.

Was für Quatsch?
Dass ich im Dezember der Anführer der Rebellion gegen den Trainer gewesen sein soll. Das ist Blödsinn. Ich habe mich damals als Einziger öffentlich zum Thema geäussert, das war im Nachhinein vielleicht nicht das Schlauste. Aber ich war damals Vizecaptain und hatte meiner Meinung nach das Recht, Dinge anzusprechen, die ich für verbesserungswürdig hielt.

Nun hat Marcel Koller Valentin Stocker zum Captain gemacht. Wie hat er das begründet?
Dass er mit Vali gute Gespräche gehabt und sich für ihn entschieden habe. Für mich hat sich deswegen aber nicht viel geändert, ich bin auf und neben dem Platz derselbe wie zuvor.

Es hiess, Sie und Stocker hätten sich in letzter Zeit entfremdet.
Das ist der nächste Blödsinn. Unser Verhältnis ist wunderbar. Dass er nun Captain ist, gönne ich ihm von Herzen. Er hat ja dasselbe Recht wie ich, hat extrem viel gemacht für den Verein, ist gleich alt, zig Jahre dabei.

Stocker sagt, Sie seien der cleverste Spieler in der Mannschaft. Tragen Sie immer noch den Spitznamen Schlaubi?
Ja, aber den kennen nur noch jene Spieler, die schon lange dabei sind.

Was wäre aus Ihnen geworden, hätten Sie nicht Fussball gespielt?
Gute Frage (lacht). Ich habe damals die Schule abgeschlossen und die Handelsmittelschule gemacht. Ein Bürojob wäre aber nicht mein Ding gewesen.

Es heisst, Sie würden nach dem Ende der Karriere gerne ein Café eröffnen.
Ja, das ist eine Idee. Ich bin mittlerweile 30 Jahre alt und muss mir langsam überlegen, wie es weitergeht, und herausfinden, was mir Spass macht. Ich habe nicht jahrelang viel in den Fussball investiert, um danach etwas zu machen, was ich nicht will. Es soll etwas Spannendes sein, ich will nicht einfach zu Hause herumhocken.

Ihre Frau sagte mal, dass sie Sie keine zwei Tage am Stück zu Hause aushält. Ist das immer noch so?
Ja, sie geniesst es zwar, wenn ich zu Hause bin, aber sie sagt auch, dass ich nicht die ganze Zeit hier herumhocken müsse (lacht).

Dann wäre ein Anruf von Vladimir Petkovic und damit ein Nati-Aufgebot wohl doch nicht ganz ungelegen gekommen, oder?
Wie gesagt, als ich die Pikettliste gesehen habe, wusste ich, dass dieser Anruf wohl eher nicht kommen wird.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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