Ex-Schiri-Rafati prophezeit
«Erlachner erwarten ‹schwule-Sau›-Gesänge»

Babak Rafati wollte sich einst wegen der Tabus im Fussball umbringen. Er sagt, in der Bundesliga werde schwulsein anonym gelebt. «Darum ist es überragend, was Erlachner macht.»
Publiziert: 12.12.2017 um 12:33 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:10 Uhr
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Rafati bewundert Erlachners Mut.
Foto: imago sportfotodienst
Andreas Böni

Herr Rafati, Sie litten an Depressionen und standen nie zu Ihrer Krankheit. Bis Sie mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne lagen.
Babak Rafati:
Ja, weil ich den Mut nicht fand, mich der Öffentlichkeit zu öffnen und zu meinen Schwächen zu stehen. Ob Depression oder Homosexualität – es gibt Tabus im Fussball bis heute. Genau darum bewundere ich den Mut von Pascal Erlachner, sich als schwul zu outen. Das ist genau der richtige Weg  und muss in der Gesellschaft einfache Normalität finden. Auch in Deutschland haben wir homosexuelle Schiedsrichter.

Können Sie ausführen?
Es ist bekannt, dass ein inzwischen verstorbener Schiri-Boss mit verschiedenen Schiedsrichtern ein Verhältnis hatte. Es war es ein riesiges Thema unter den Schiris. Weil einige das Gefühl hatten, nicht gefördert zu werden, weil sie nicht mit dem damaligen Schiri-Boss auch ein Verhältnis hatten.

Sie auch?
Natürlich machte man sich als hetero diese Gedanken.

Waren die Schiris schwul oder haben Sie sich hochgeschlafen?
Man kennt sich ja untereinander. Ich denke, dass die Schiedsrichter-Kollegen homosexuell sind und nicht gegen ihre Neigung gehandelt haben, was auch ihr gutes Recht ist. Einige davon sind noch heute in der Bundesliga aktiv.

Aber keiner hat sich geoutet.
Der Fussball braucht viel Zeit für diese Themen. Es geht um Sponsoren, die abspringen könnten. Es geht um Fan-Beschimpfungen. Und es geht um die Fehler-Kultur unserer Gesellschaft. Wir wurden gross damit, dass es eine Schwäche ist, depressiv oder schwul zu sein. Das ist der Denkfehler. Wobei ich glaube, dass ein Massen-Outing helfen könnte.

Inwiefern?
Es gibt in jeder Mannschaft drei bis vier Spieler, was mir inzwischen auch Profifussballer im Mentalcoaching bestätigt haben. Wenn sich zwei pro Klub und drei aus der Nationalmannschaft hinstellen an einer Pressekonferenz, hätte das richtig Relevanz. Die Fans eines Klubs beschimpfen doch nicht die schwulen Spieler des gegnerischen Vereins wenn sie damit gleichzeitig ihre eigenen homosexuellen Spieler verspotten, oder?

Vielleicht. Was erwartet Erlachner nun im Stadion?
Das ist klar, er wird von den Fans öfters als «schwule Sau» besungen werden. Aber entscheidend ist was er daraus macht und dass es ihm egal ist. Denn es ist überragend, dass er dazu stehen kann, was er ist. Nämlich ein Mensch mit Gefühlen. Ich hoffe, er öffnet vielen anderen den Weg zur eigenen Selbstbestimmung.

*****

Das ist Babak Rafati

Babak Rafati wird als Sohn von persischen Einwanderern in Hannover geboren. Er schneidet sich 2011 in einem Kölner Hotel vor einem Bundesliga-Spiel die Pulsadern in der Badewanne auf: «Alles war voller Blut.» Er tut es aus Versagens-Angst, leidet an Depressionen und kann in der Öffentlichkeit nicht dazu stehen. Inzwischen hat er seine Krankheit im Griff («Ich kann ausschliessen, dass ich mich nochmals umbringen will»), arbeitet als Mental-Coach und hält Vorträge über Druck- und Stressmanagement.

Super League 24/25 - Meisterschaftsrunde
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Basel
FC Basel
33
40
61
2
Servette FC
Servette FC
33
9
55
3
BSC Young Boys
BSC Young Boys
33
7
53
4
FC Luzern
FC Luzern
33
10
51
5
FC Lugano
FC Lugano
33
1
49
6
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
33
8
47
Champions League-Qualifikation
UEFA Europa League-Qualifikation
Conference League Qualifikation
Super League 24/25 - Relegationsrunde
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC St. Gallen
FC St. Gallen
33
3
47
2
FC Zürich
FC Zürich
33
-4
47
3
FC Sion
FC Sion
33
-10
36
4
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
33
-11
33
5
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
33
-24
33
6
FC Winterthur
FC Winterthur
33
-29
30
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