Die Handvoll Fans beim Erstliga-Spiel zwischen GC II und FC Luzern II staunen nicht schlecht: Auf Platz 1 in Niederhasli entdecken sie ein bekanntes Gesicht. Beim 1:1 im U21-Spiel gibt der 31-jährige Milan Vilotic den Abwehrchef der Junioren.
Der 90-Minuten-Einsatz im Nachwuchs ist am 15. April definitiv der letzte Auftritt des ehemaligen GC-Captains. In den letzten fünf Runden der U21-Meisterschaft dürfen keine Spieler aus der ersten Mannschaft eingesetzt werden. Und weder Interims-Trainer Mathias Walther noch der neue Übungsleiter Thorsten Fink setzen auf die Dienste des Routiniers, der am 29. März wegen eines Rundumschlags im Team-Chat gegen den damaligen Trainer Murat Yakin suspendiert wurde. Vilotic war auch am Sonntag beim Spiel in Thun (1:2) nicht gefragt.
Vilotic hält sich aber weiter bei GC fit. Unterkriegen lässt sich der Serbe nicht so leicht. Er hat den Jugoslawien-Krieg erlebt. Und eine Krebserkrankung überlebt.
Vilotic ist 13, als in seiner Heimatstadt Belgrad der Jugoslawien-Krieg tobt. «Eine Bombe explodierte nur einen Kilometer von unserem Haus entfernt.»
Der Krieg ist allgegenwärtig. Vilotic: «Eines Tages musste ich zu einem Auswärtsspiel zu Partizan. Meine Mutter verbot es mir, weil in der Nacht zuvor Bombardierungen stattfanden. Ich sagte: ‹Mama, ich muss spielen!› Unterwegs musste ich zweimal den Bus wechseln. Und während des Spiels brannte neben dem Platz das Feuer.»
15'000 Krebserkrankungen
Elf Jahre später ist Vilotic, Captain von Roter Stern Belgrad, am Boden zerstört. Es wird bei einer Routineuntersuchung ein bösartiger Knochentumor entdeckt.
Vilotic zu BLICK: «Vielleicht bekam ich Krebs wegen der schmutzigen Bomben, die bei uns im Krieg abgeworfen wurden.» Der serbische Verband zur Krebsbekämpfung schätzt, dass zwischen 2001 und 2010 Tausende Erkrankte und Sterbefälle auf radioaktive Bomben zurückzuführen sind.
Bei Nato-Luftangriffen im Jahr 1999 habe das Verteidigungsbündnis bei seinen Bombardements Sprengsätze mit abgereichertem Uran eingesetzt. Studien hätten gezeigt, dass der Einsatz der radioaktiven Bomben zu 15'000 Krebserkrankungen und 10'000 Toten geführt habe, sagte Verbandsleiter Slobodan Čikarić.
Vilotic: «Die Radioaktivität im Boden ist bei uns zu Hause heute immer noch hoch.» Im September 2010 wird Vilotic in Bologna (It) operiert. Bereits sechs Monate später gibt er sein Comeback.
Vilotic hat das Kämpfen im Blut. «60 Prozent der Leute, die mit mir aufgewachsen sind, wurden kriminell oder stürzten wegen Drogen ab. Der Fussball hilft dir, dass du normal bleibst.»
Jetzt plant Vilotic seine unmittelbare Zukunft. «Ich möchte gerne in der Schweiz bleiben. Ich kenne die Liga. Und meiner Familie gefällts hier sehr gut.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |