Espen-Assistent Amanatidis
«Ich war nie so geldgierig wie andere»

Ioannis Amanatidis (37) war ein «junger Wilder» in Stuttgart und ein Held in Frankfurt. Nun hilft er Peter Zeidler in St. Gallen. Um den heissen Brei reden wird er nicht.
Publiziert: 29.01.2019 um 14:43 Uhr
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Sein bekanntes Gesicht versteckt Ioannis Amanatidis hinter einem dicken Bart.
Foto: Christian Merz
Michael Schifferle

Ioannis Amanatidis rümpft die Nase, wenn er Floskeln hört. Und der Deutsch-Grieche hat schon viele gehört – nach 198 Bundesliga-Spielen und 54 Toren für Stuttgart, Frankfurt und Lautern. 2011 hörte der Stürmer auf und sagte zur «FAZ» übers Fussball-Geschäft: «Das Schlimmste ist die Heuchelei.»

Nun sitzt er im Kybunpark in einer VIP-Loge, 37 Jahre ist er ­inzwischen alt, die Haare sind kürzer, der Bart noch voll. Künftig sagt er in St. Gallen, was er denkt. Peter Zeidler machte ihn zu seinem Co-Trainer. Vermittelt hat den Kontakt Ex-Stürmer Kevin Kuranyi, der nun Berater ist und mit Amanatidis in Stuttgart ein «junger Wilder» war. Kuranyi wusste, dass Amanatidis eine Trainerstelle reizte. Die erforderlichen Diplome hat er auch – 2016 half er schon für 15 Tage bei Iraklis Saloniki aus. Zeidler trainierte ihn im VfB-Nachwuchs. Und lockte ihn auch mit seiner Offensivphilosophie.

«Ioannis war ein typischer Torjäger»

Amanatidis’ Worte sind zwar ruhig – aber prägnant. «Wenn ich etwas sage, meine ich es auch so. Soll ich jemandem ins Gesicht sagen, dass ich ihn mag – und nachher über ihn lästern? Das bringt doch niemanden weiter.»

Ex-Nati-Ass Benjamin Huggel spielte mit ihm in Frankfurt. Er sagt: «Ioannis war ein sehr stolzer Typ, manchmal auch eigensinnig, ein typischer Torjäger halt. Aber nun als Co-Trainer hat er eine andere Rolle. Wir haben uns sehr gut verstanden.» Stolz? Amanatidis sagt: «Kann sein. Ich war halt zu stolz, ein Spiel zu verlieren, tat alles für den Sieg.»

Nicht immer nützt das. Etwa 2006, als er im 
DFB-Pokalfinale kurz vor Schluss aus der Drehung das 1:1 für die Eintracht gegen die Bayern zu erzielen glaubte – und die Hand von Oliver Kahn dazwischenkam. «Darum war er ja ein Weltklasse-Torhüter.» Der deutsche Cupfinal war ein Höhepunkt mit der Eintracht, für die er 2004 und von 2005 bis 2011 kickte, die darauffolgenden Uefa-Cup-Spiele waren andere.

Es gibt auch Enttäuschungen. Unter Friedhelm Funkel, bei dem er zuletzt hospitierte, ist er als Captain unangefochten. Dessen Nachfolger Michael Skibbe, der spätere GC-Trainer, setzt ihn in einer ersten Amtshandlung als Spielführer ab – und befördert Christoph Spycher. «Skibbe hat das in den Ferien entschieden, bevor wir mit dem Training begannen. Das hat mich enttäuscht. Aber Wuschu war und ist ein super Typ. Mit ihm hatte das nichts zu tun.» Sie hätten sich auch für Ergänzungsspieler eingesetzt, wenn diese in Prämienrunden nicht berücksichtigt wurden.

Eskalation in Frankfurt

Amanatidis’ Status beginnt 2010/11 zu bröckeln – auch wegen Knieproblemen. Im Frühjahr 2011 eskalierts. Skibbe setzt Amanatidis nicht mehr ein. Begründung: Er sei nicht fit. Der wehrt sich öffentlich. Und wird suspendiert. Die Eintracht steigt ab. Es rumort im Klub.

Im Sommer 2011 erhält er Post – «vom berühmten Sportanwalt Christoph Schickhardt». Die Eintracht will seinen Vertrag auflösen. Einfach so? «Ja, ich kann nicht viel mehr dazu sagen.» Im Umfeld wird das Gerücht gestreut, Amanatidis genüge nach seinen Knieproblemen nicht mehr. «Ich denke eher, dass ich einigen im Klub zu stark war.» Er habe Chef Heribert Bruchhagen damit konfrontiert. «Aber er wich aus.» Dennoch willigt Amanatidis in die Trennung ein.

Dabei galt er als Anwärter für einen Job im Klub, gar als Sportdirektor. «Aber einige im Klub waren nicht fair zu mir nach all den Jahren, in denen ich mich für den Klub eingesetzt hatte.» Amanatidis hört 2011 auf, mit 29. Nicht zu früh? «Nein. Ich hätte in die Ukraine gehen können oder nach Aserbaidschan. Aber was soll ich in Baku? Ich war nie so geldgierig wie andere.» Amanatidis bedauert zwar, dass er keinen grossen Abgang hatte – sein Verhalten ändern würde er aber nicht. «Ich war immer ehrlich. Das ist halt manchmal unangenehm. Aber letztlich gehts nur um den Verein.»

Über den FCSG weiss er noch nicht sehr viel. «Aber das Niveau ist gut, die Jungs sind willig.» Und ehrliche Tipps vom 
berühmten Co gibts bestimmt.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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