Erstes Interview seit seiner Demontage beim FCZ
Da Costa: «Degradierung hat mich tief getroffen»

Im Interview erzählt Goalie Da Costa, warum er bei seinem Herzensklub FCZ degradiert wurde, ob er zu aufmüpfig war und wie stark ihn dieser Vorfall mitgenommen hat.
Publiziert: 25.06.2015 um 16:48 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:31 Uhr
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Da Costa konnte die Degradierung nicht verstehen.
Foto: Keystone
Von Michael Wegmann

BLICK: David da Costa, sind Sie gerade in Novara auf Wohnungs­suche?
David da Costa (29):
Wir haben bereits eine schöne Wohnung gefunden. Im Moment sind wir auf Sizilien in den Ferien.

Lernen Sie Italienisch?
Müssen wir nicht. Ich spreche sehr gut Italienisch. Und der Vater meiner Frau ist Italiener.

Ihr erster Eindruck von Novara?
Super! Die Stadt ist sehr schön. Und auch der Klub mit seiner tollen Infrastruktur macht Eindruck.

Klingt euphorisch!
Ich freue mich auch riesig auf die neue Herausforderung, auf Italien, auf die Serie B. Für mich ist Novara einen Schritt vorwärts. Ich glaube, der italienische Fussball passt zu mir. Er ist voller Emotionen.

Haben Sie den FCZ-Frust schon verdaut? Immerhin wurden Sie als Vize-Captain mitten in der Saison abgesägt?Mittlerweile geht es mir wieder gut. Wenn sich eine Tür schliesst, öffnet sich eine andere. Aber klar, was im April passiert ist, hat mich schon tief getroffen.

Seit Ihrer Demontage haben Sie geschwiegen. Erzählen Sie nun endlich Ihre Version der Geschichte? Weshalb wurden Sie abgesägt?
Trainer Urs Meier und Präsident Ancillo Canepa haben mir dasselbe gesagt: dass der Trainer zukünftig nicht mehr auf mich, sondern auf den jüngeren Yanick Brecher setzen will. Für mich heisst das, dass ich den Ansprüchen nicht mehr genügt habe.

Können Sie das nachvollziehen?
Nein, muss ich aber auch nicht. Das war die Entscheidung des Trainers. Ich denke aber, dass ich so schlecht nicht gewesen sein kann. Immerhin habe ich mit dem FCZ Geschichte geschrieben und vorletzte Saison den Cup geholt. Und falls ich so schlecht gewesen wäre, hätte ich auch kaum Angebote bekommen. Es gab ja neben Novara noch andere Interessenten.

Es wird gemunkelt, Sie hätten den Trainer mehrmals vor versammelter Mannschaft kritisiert.
Ich hatte nie das Gefühl, dass ich kritisiere. Ich sagte nur meine Meinung. Das ist in meinen Augen etwas komplett anderes. Falls es einen anderen Grund als einen sportlichen gegeben haben sollte, weiss ich ihn bis heute nicht.

Waren Sie zu aufmüpfig?
Ich bin eben so, wie ich bin, und ich verstelle mich nicht. Man hat von mir verlangt, dass ich ein Führungsspieler bin. Also habe ich Verantwortung übernommen und meine Meinung eingebracht. Ich versuche, alles für den Erfolg zu tun. Es ging mir nie um persönliche Dinge.

Um was ging es konkret?
Das sind Interna. Dazu will ich mich nicht äussern. Das habe ich auch noch nie getan. Irgendjemand hat mal gesagt, wer Interna preisgibt, begehe eine Todsünde. Und wer will das schon!

Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrem Nachfolger Yanick Brecher?
Ich mag ihn gut und gönne ihm diese Chance. Yanick kann nichts dafür. Ich wäre auch froh gewesen, hätte ich als Junger die Möglichkeit gehabt, beim FCZ die Nummer 1 zu sein.

Die Degradierung war bereits der zweite Vorfall beim FCZ. 2006, im Zusammenhang mit dem schlimmen Autounfall Ihres ehemaligen Teamkollegen Kresimir Stanic, wurden Sie rausgeworfen.
Das ist eine alte Geschichte, die ich nicht mehr aufrollen will. Nur noch das: Die Degradierung in diesem April, so überraschend sie auch gekommen ist, war für mich ein­facher zum Verarbeiten. Denn ich bin mir keiner Schuld bewusst und kann jeden Morgen mit gutem Gewissen in den Spiegel schauen.

Der FCZ ist für Sie eine Herzensangelegenheit. Als Bub standen Sie in der Südkurve. Wie stark hat Sie dieser Vorfall mitge­nommen?
Am Anfang war ich sehr überrascht. Dann sehr enttäuscht und auch gefrustet. Es hat mir sehr weh getan! Es war wirklich eine ganz schwierige Zeit für mich.

Wer hat Ihnen geholfen?
Zum Glück habe ich eine derart tolle Familie, die mir ganz viel Kraft gibt. Und auch gute Freunde und einen Berater, der mir hilft. Ich glaube nicht, dass ich diese grosse Enttäuschung ohne sie alle so gut hätte verdauen können.

Musste Ihre Familie nicht unter Ihrer Situation leiden?
Nein, ich habe die Enttäuschung vor allem für mich selbst im Auto verarbeitet. Ich durfte den Ärger ja auch nicht nach Hause nehmen. Denn da warteten ja mein Sohn und meine schwangere Frau auf mich. Und man weiss ja, wie schwangere Frauen sein können...

Wann werden Sie wieder Papi?
Termin ist im September. Das Kind kommt wohl in Italien zur Welt. Wir freuen uns wahnsinnig! 

Sind Sie noch FCZ-Fan?
Ja sicher! Spieler kommen und gehen. Auch Goalies. Aber der Klub mit seinem Wappen und seiner Geschichte bleibt.

Dann gehen Sie auch wieder in den Letzigrund?
Wenn ich in Zürich bin und mir Ancillo Canepa Tickets hinterlegt, jederzeit gerne.

Zurück zu den Wurzeln? Zurück in die Südkurve?
Muss nicht sein, aber auch das schliesse ich nicht aus. Nur das Megafon nehme ich nicht mehr in die Hand.

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