Erich Vogel über das Urteil im Fussball-Krimi
«Die Wahrheit kennt nur der liebe Gott»

Erich Vogel geht in Berufung und fordert einen Freispruch. Im Telefongespräch mit BLICK nimmt er Stellung zu seinen Aussagen und redet über das Fussball-Geschäft.
Publiziert: 28.11.2014 um 20:50 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:19 Uhr
Von Andreas Böni

BLICK: Herr Vogel, dürfen wir dieses Telefongespräch aufzeichnen?
Erich Vogel (lacht):
Das dürfen Sie. Wenn man mich fragt, ist das kein Problem.

Ihre Telefongespräche wurden protokolliert, später wurden Sie abgehört – und jetzt verurteilt. Ihre erste Reaktion?
Es ist mehr als nur ein Teilsieg. Der Staatsanwalt forderte 14 Monate bedingt, jetzt ists noch eine Geld-Busse, die zudem noch auf Bewährung ausgesetzt ist. Aber ich bin nicht ganz zufrieden und melde deswegen Berufung an.

Weil Sie einen Freispruch fordern.
Die Hauptargumente des Staatsanwalts sind abgeschmettert worden. Zurück bleiben zwei Äusserungen am Telefon von mir, die zugegebenermassen nicht besonders klug waren. Ich soll diesen Bozzetti psychisch unterstützt haben.

Als Sie zu Bozzetti bei einem abgehörten Telefonat sagten, er solle mehr Geld als die 131 000 Franken verlangen und sich zusichern lassen, mit Bickel wieder Transfers machen zu können.
Ja, genau diese Bemerkungen hätte ich besser unterlassen. Wobei ich bei diesen Äusserungen nur Ideen von Bozzetti aufgenommen habe. Das Gericht ist nun der Ansicht, ich hätte ihn mit diesen in seinem Tatentschluss bestärkt.

Wie oft sind Sie gedanklich das Gespräch durchgegangen?
Nicht oft. Man gesteht sich ja nicht gerne eigene Fehler ein. Aber man muss auch bedenken, dass man in einem 50-minütigen Telefonat auch mal spontan Dinge sagt, welche den eigentlichen Gedanken nicht genau wiedergeben. Ich sagte ja auch x-mal, dass man Fredy Bickel vor Peter Bozzetti beschützen müsste.

Wie ist Ihre Beziehung zu Ihrem ehemaligen Ziehsohn Fredy Bickel heute?
Da ist keine Beziehung. Ich habe ihn nie mehr gesehen. Er hat auch nicht gegen mich Anzeige erhoben, sondern gegen Bozzetti. Ich kam erst bei drei abgehörten Telefonaten ins Spiel.

Vielleicht sehen Sie ihn am 6. Dezember. Da spielt GC gegen YB.
Und dann schüttle ich ihm die Hand. Ich sage jedem Grüezi und Adieu. Aber dass er mit Bozzetti einen ehemals guten Freund ins Gefängnis bringt, das muss er mit sich und seinem Gewissen selbst verantworten. Schliesslich hat ihm dieser auch schon mal aus der Patsche geholfen.

In Ihrem Plädoyer äusserten Sie sich emotional zum Transfer von Milan Vilotic von GC zu YB.
Das war ein normaler Transfer, für den YB vier Millionen Franken an GC und dann noch zusätzlich eine Million an den Berater gezahlt hat. Ich wollte dem Staatsanwalt, der gemäss eigener Aussage keine Ahnung von Fussball hat, zeigen, was ein Spielervermittler wie Bozzetti in diesem Geschäft verdienen kann.

Ist Fussball ein Drecksgeschäft?
Nicht mehr als andere Geschäfte. Es gibt eine Tendenz, mehr vor Gericht zu gehen. Im Fussball von heute wird eher weniger gemauschelt und betrogen.

Sie prägten einst den Satz, dass man im Fussball lügen müsste.
Nein, das stimmt nicht. Ich sagte nur, man könne nicht immer die Wahrheit sagen. Wie auch sonst im Leben. Schauen Sie, es gibt doch zwei Extreme. Die Wahrheit, die nur der liebe Gott kennt. Und die Lüge. Dazwischen gibts ganz viele Übergänge, auf einer Klaviatur, die man doch auch privat spielt.

Zum Beispiel?
Wenn Sie bei guten Freunden zum Essen waren, sagen Sie zum Abschied doch nicht: «Danke vielmals, aber das Essen war grauenhaft.» Nein, da bedanken Sie sich. Sonst wäre es doch eine furchtbar brutale Welt.

Reden wir noch über GC. Wie gross ist da Ihr Einfluss noch?
Null. Auch ich bin den Altklugen, die alles besser wussten, immer aus dem Weg gegangen. In dem Moment, als Heinz Spross seinen Rücktritt gab, als man ihn rausekelte, ging mein GC-Herz ein wenig verloren. Aber alle, die Stimmung gegen ihn machten, sollen jetzt mal die Löcher stopfen. Spross ist ein unermesslicher Verlust. Aber Präsident Stephan Anliker hat eine gute Entscheidung getroffen.

Mit der Begnadigung von Ex-Captain Vero Salatic?
Ja. GC hat momentan keinen mit der menschlichen Qualität von Vero Salatic, der eine Gruppe führen kann. So einer fehlt auch dem FCZ, so einer fehlt auch YB. Und der zweite gute Entscheid war es, Sportchef Axel Thoma vom FC Wil zu holen. Er hat bewiesen, dass er ein gutes Näschen für Spieler hat. Und er kann die Vorwürfe, die von Spieler-Seite gegen Trainer Michael Skibbe erhoben wurden, überprüfen und sich so ein eigenes Bild machen.

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