Trinken Sie Mate?
Nicolás Andereggen: Selbstverständlich. Wenn ich vom Training nach Hause komme, bereite ich mir gerne ein paar Mates zu. Am liebsten mit meiner Freundin.
Lebt Sie auch hier?
Ja, teilweise. Sie spielt Landhockey in Italien. Wir haben uns hier kennengelernt durch gemeinsame Freunde.
Ihr Leihvertrag mit dem FC Zürich läuft aus: Kehren Sie nach Argentinien zurück?
Ja. Ende Jahr gehe ich zurück zu meinem Stammklub Union de Santa Fé.
Wie geht es danach weiter?
Das weiss ich noch nicht. Ich habe dort noch eineinhalb Jahre Vertrag. Ich weiss nicht, ob sie mit mir rechnen.
Was ist Ihr Ziel?
Mein Ziel wäre es eigentlich gewesen, weiter in Zürich zu spielen. Leider wird das nicht klappen.
Warum konnten Sie sich beim FCZ nicht durchsetzen?
Ich kann mir nicht viel vorwerfen. Vielleicht hat dem Trainer mein Spielstil nicht gefallen, vielleicht habe ich nicht ins taktische Schema gepasst.
Sie haben lediglich zehn Minuten gespielt…
…ja, im letzten Frühling gegen Basel.
Das muss ziemlich enttäuschend sein!
Es ist frustrierend. Ich kam schon mit einem anderen Ziel. Es hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Es war eine Riesenchance für mich, die ich leider nicht nutzen konnte.
Gibt es auch positive Dinge, die Sie mitnehmen?
Auf jeden Fall! Ich konnte Europa kennenlernen, die Schweiz, das Land aus dem meine Urgrosseltern kommen.
Wie viel Schweizer steckt in Ihnen?
Uh, schwer zu sagen. Eigentlich gar nichts mehr: Ich spreche kein Deutsch, ich bin durch und durch Argentinier. Aber ich habe den Schweizer Pass (lacht). Und dann habe ich noch zwei Onkel, die in der Schweiz leben. Sie haben mir sehr geholfen, als hier alles neu war für mich.
Wie muss man sich das Leben in Ihrem Heimatort San Jerónimo Norte vorstellen?
Zunächst einmal ist es ein sehr kleiner Ort. Und das Spezielle ist natürlich, dass dort sehr viele Familien mit Schweizer Wurzeln leben. Sie halten die Schweizer Traditionen aufrecht. Es gibt Schweizer Feste mit Folklore und Schweizer Trachten. Mein kleiner Bruder hat immer mitgetanzt. Man fühlt sich dort fast ein wenig wie in einem Schweizer Dorf. Es gibt auch einen Verein, wo Schweizerdeutsch unterrichtet wird.
Welche Bilanz ziehen Sie nach diesem Jahr in der Schweiz?
Es tut wie gesagt weh, dass ich nicht öfter spielen konnte. Aber ich habe sehr viel gelernt, menschlich, fussballerisch. Ich kehre sicher stärker nach Argentinien zurück. So gesehen ziehe ich trotz allem eine positive Bilanz.
Welches sind die Unterschiede zwischen dem Schweizer und dem argentinischen Fussball?
In der Schweiz hat die Taktik einen höheren Stellenwert, das Spiel ist technischer. In Argentinien wird dafür schneller gespielt, es wird mehr gelaufen. Das Spiel in Argentinien ist physischer, manchmal ein wenig dreckig.
Und die Fans sind ziemlich verrückt, oder?
Und wie! Es ist unglaublich! Beim Clasico in Santa Fe zwischen Unión und Colón sind die Fans schon Stunden vor dem Spiel vor dem Stadion und machen Lärm. Dieses Gefühl, wenn du mit dem Bus zum Stadion fährst und dich da schon Tausende anfeuern, das gibt dir einen zusätzlichen Kick. Leider läuft es dann aber auch sehr oft aus dem Ruder.
Sie sprechen die Gewalt an…
…Ja, das ist hässlich! Meine Freundin ist aus Rosario. Sie geht da nicht mehr ins Stadion. Nach einem Clásico musste sie sich mit ihrem Vater hinter einem Müllcontainer verstecken, weil die Polizei mit Gummischrot geschossen hat. Die Gewalt ist ein grosses Problem, nicht nur im Fussball. Da fehlen dir die Worte. Du musst ständig aufpassen, auf dein Handy, auf dein Portemonnaie, du musst immer nach allen Seiten schauen. Seit ich die Schweiz kenne, weiss ich, dass es auch anders gehen könnte.
Was hat Ihnen in der Schweiz am meisten gefallen?
Die Landschaften sind wunderschön, die Lebensqualität ist extrem hoch. Die Schweiz ist sehr sauber, sehr ordentlich. Die Leute gehen äusserst respektvoll miteinander um. Ich habe mich sehr wohl gefühlt.
Dinge, die Ihnen nicht gefallen haben?
Mir fällt nichts ein!
Was haben Sie am meisten vermisst?
Die argentinischen Grillfeste! Und meine Familie. Okay, in umgekehrter Reihenfolge natürlich.
Sie haben nur drei Tore erzielt. Das ist zu wenig für einen Mittelstürmer!
Das ist so. Ich hatte auch nur wenig Einsatzzeit. Seit einer ganzen Weile spiele ich überhaupt nicht mehr, weil der FCZ meinen Vertrag nicht verlängern wollte.
Wo sehen Sie sich in zwei, drei Jahren?
Ich darf nicht aufgeben. Ich will wieder das Niveau erreichen, das ich hatte, bevor ich in die Schweiz kam. Den Traum von Europa habe ich noch nicht aufgegeben. Und ich möchte auch wieder für die Nationalmannschaft aufgeboten werden.
Sie waren vor der WM 2018 mit der U21 Sparringpartner für Messi und Co. Wie war das?
Es war grossartig. Einmalig!
Wie ist Messi?
Über den Fussballer Messi müssen wir nicht sprechen. Er ist ein Crack. Vermutlich der Beste der Welt. Aber er ist auch eine herausragende Persönlichkeit. Sehr respektvoll im Umgang mit allen. Er hat keinerlei Allüren. Es ist ein Geschenk, dass er Argentinier ist.
Und trotzdem wird er in Argentinien von Teilen der Fans sehr hart kritisiert.
Das verstehe ich auch nicht. Mich erstaunt, mit wie viel Ruhe er das erträgt. Ich weiss nicht, was die Leute noch von ihm erwarten. Er kann die WM nicht alleine gewinnen. Das kann niemand.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |