Er hinterlässt vier Kinder
Vor zwei Jahren begann das Schindelholz-Drama

Nach einem Spiel im Sommer 2020 fühlte er sich unwohl, kurz darauf erhielt Nicolas Schindelholz die Diagnose Lungenkrebs. Bis zuletzt war die Hoffnung auf Heilung gross, ehe er am Sonntag der Krankheit erlag.
Publiziert: 20.09.2022 um 08:09 Uhr
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Aktualisiert: 20.09.2022 um 15:49 Uhr
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Nicolas Schindelholz im Juli 2020, in seinem letzten Spiel als Profifussballer. Kurz darauf erhält er die niederschmetternde Diagnose Lungenkrebs.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
Sebastian Wendel

Man hat irgendwann damit rechnen müssen. Doch als am Sonntag im Brügglifeld vor dem Cup-Duell zwischen Aarau und Basel durchsickert, dass Nicolas Schindelholz im Alter von nur 34 Jahren den Kampf gegen den Lungenkrebs verloren hat, fährt die Nachricht durch Mark und Bein. Der Schweizer Fussball steht unter Schock. Von nah und fern teilen Klubs, frühere Teamkollegen und Weggefährten in den sozialen Medien ihr Mitgefühl mit.

Es gilt in erster Linie der Familie des verstorbenen Verteidigers. Mit Ehefrau Burcin hatte Schindelholz vier Kinder, das jüngste ist kurz nach Erhalt der niederschmetternden Diagnose im August 2020 zur Welt gekommen.

Damals hat der FC Aarau die schwierige Aufgabe, die Erkrankung seines Spielers bekannt zu geben. Kurz zuvor, am drittletzten Spieltag der Saison 2019/20, absolviert Schindelholz seine letzte von insgesamt 177 Profipartien (Aarau, Luzern, Thun). Nach Spielschluss in Wil klagt Schindelholz über Unwohlsein. Weil keine Spielaktion als Grund dafür ausfindig gemacht werden kann, begibt er sich zur Kontrolle ins Spital.

Erst ging man von Lungenentzündung aus

Erst geht man dort davon aus, Schindelholz habe eine verschleppte Lungenentzündung, ehe nach weiteren, zahlreichen Untersuchungen endgültig feststeht: Es ist Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Die Überlebenschancen für diese Art von Krebs sind gemäss Statistik gering.

Schindelholz informiert die engsten Bezugspersonen beim FCA persönlich über seine Erkrankung. Der Grossteil der Mannschaft jedoch erfährt es erst einige Wochen später beim Trainingsstart. Auf Wunsch von Schindelholz, der nicht will, dass die Ferien der Teamkollegen durch die Schock-Meldung gestört werden. Sinnbildlich für den Blondschopf, der für beinharte Zweikämpfe, aber ebenso als grosser Teamplayer bekannt war.

Beim Warmmachen vor dem ersten Spiel der Saison 2020/21 tragen die Aarauer Spieler Trikots mit der Aufschrift «Team Schindi» – ein Symbol dafür, dass alle dem im Klub sehr beliebten Schindelholz im Kampf gegen den Krebs beistehen.

Am Schluss verloren die Medikamente ihre Wirkung

Dieser Kampf liefert anfangs dann auch Grund zur Hoffnung: Die Behandlung schlägt an und Schindelholz fühlt sich in den ersten Monaten nach der Diagnose körperlich so gut, dass er regelmässig als Zaungast im FCA-Training auftaucht und trotz Corona-Stadionsperren fast alle Heimspiele im Brügglifeld besucht. Im Nachwuchs der Rüebliländer sammelt er gar erste Erfahrungen als Trainer. Im Sommer 2021 läuft dann sein Vertrag beim FC Aarau aus und wird nicht verlängert. Doch der Klub versichert Schindelholz, ihn so lange wie nötig unterstützen zu wollen.

Letztmals im Brügglifeld zu sehen ist Nicolas Schindelholz am 21. Mai 2022. Am Tag, an dem der FC Aarau den Aufstieg gegen den Vaduz verspielt. Drei Jahre zuvor war er noch selber aktiv, als der FCA an derselben Stelle gegen Xamax schon einmal die sicher geglaubte Super-League-Rückkehr aus den Händen gab. Dieses Mal leidet Schindelholz auf der Tribüne mit, sichtlich gezeichnet von seiner Krankheit, aber immer noch voller Hoffnung, wieder gesund zu werden. Doch als die Medikamente ihre Wirkung verlieren, verschlechtert sich sein Zustand rapide. Am Sonntag hat Nicolas Schindelholz nach zwei Jahren den Kampf gegen den Krebs verloren.

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