Am 27. Februar titelte BLICK: «Bestechungs-Skandal bei den Junioren – GC feuert fünf Trainer». Und deckt auf, dass Nachwuchstrainer einzelne Junioren bevorzugt und dafür sogar Summen von bis zu 30'000 Franken angenommen haben sollen. Am Tag darauf zeigt BLICK den Chat-Verlauf zwischen einem GC-Trainer und einem Vater. Der inzwischen gefeuerte Nachwuchstrainer schreibt: «Das kostet dich mehr als 10'000 Franken.»
«Einmal spielten auch wir den Plan durch»
«Wir haben es immer geahnt», sagen die Eltern eines Ex-U16-Nati-Spielers zu BLICK. Sie wollen ihren heute 20-jährigen Sohn J. M.* schützen und anonym bleiben. Sie fragen sich: «Waren wir vielleicht zu anständig? Einmal spielten auch wir den Plan durch, 10'000 Franken zu zahlen. Uns würde heute wundernehmen, was dann passiert wäre. Es war für uns jetzt eine Genugtuung, als wir die Berichte lasen.» Und sie erheben neue, schwerwiegende Vorwürfe: «Wir sind uns gar sicher, dass Mütter von Junioren die Beine breit machten, damit ihre Söhne spielen konnten.»
«Das mit den Müttern hört man immer wieder», sagt ein Ex-GC-Trainer. «Ich bin jetzt 17 Jahre im Geschäft, mir hat sich noch keine Mutter offeriert. Aber unter Trainern hört man immer wieder: ‹Ich trainiere am liebsten die E-Junioren, denn dort hats unter den Müttern die geilsten Katzen .›»
Plättli legen, Garten machen
Ein anderer Spieler-Vater berichtet: «Man hörte, dass der damalige Footeco-Koordinator sich vom Vater eines Spielers die Plättli legen und von einem andern den Garten machen liess. Auch wenn er dafür bezahlt hätte, wäre eine solche Beziehung meiner Meinung nach nicht korrekt. Die Eltern stehen unter Druck, für ihr Kind mitziehen zu müssen. Es ist eine Frechheit, dass es seitens von GC so dargestellt wird, dass die Eltern Druck machen.»
Gehen solche Aufträge in Richtung Bestechung? GC schreibt: «Wir haben keine Kenntnisse von dieser Schilderung. Sollte es sich um eine Gegenleistung für die Trainings des Junioren bei GC gehandelt haben, würde es klar gegen den Verhaltenskodex des GCZ verstossen.»
Zurück zu J. M. Er wird als Junior 2011 entdeckt. Bald erhält er Nati-Aufgebote. Eine Schambeinentzündung bremst ihn auf Stufe U16 für vier Monate. Er kämpft sich zurück. Die Trainer – vorher trainierten ihn die Ex-Super-League-Spieler Rainer Bieli und Ricardo Cabanas – haben gewechselt. Es sind neu zwei aus Ex-Jugoslawien. Beide sind mittlerweile nicht mehr bei GC.
J.M. versauert auf der Bank
«Da fing die Vetterliwirtschaft an», behauptet der Vater von J. M. «Immer mehr Spieler mit Wurzeln im Balkan kamen ins Team.» GC schreibt dazu: «Diese Behauptung ist falsch. Bei der Nachwuchsarbeit von GC werden keine Bevorzugungen geduldet.» J. M., der zuvor einen Platz als Sechser hinter Nedim Bajrami und Petar Pusic (heute beide Profis) auf sicher hatte, versauert auf der Bank.
«Es mussten auch alle die gleiche Frisur tragen», erzählen die Eltern. «Sieben-Millimeter-Schnitt an den Schläfen und hinten. Sie sagten unserem Sohn: ‹Wenn du nicht zum Coiffeur gehst, spielst du nicht.› Er weigerte sich.» GC schreibt, man dulde keine solchen Aktionen: «Wir schreiten vehement ein, sollte sich eine solche Tendenz irgendwo in der Nachwuchsarbeit ergeben.»
«Leute bei GC bestimmen, wer Nati-Aufgebot erhält»
Die Eltern von J. M. treffen damals Junioren-Nati-Coach Stefan Marini und fragen ihn, weshalb ihr Sohn nicht mehr in der U16-Nati sei. «Er sagte uns, vom Campus habe er die Info erhalten, unser Sohn sei nicht fit. Marini sagte auch, die Leute bei GC bestimmen, wer ein Nati-Aufgebot erhält und wer nicht.»
Der Schweizerische Fussballverband schreibt: «Selbstverständlich bestimmt der Auswahltrainer das Aufgebot. Aber unsere Trainer pflegen mit allen Vereinen gute Beziehungen, tauschen sich laufend aus mit deren Trainern und Talentmanagern, sodass alle stets möglichst up to date sind. Das ist ein Verhältnis des gegenseitigen Vertrauens.» GC ergänzt: «Der genannte Spieler war kein Stammspieler der U16-Nati, sondern nur Mitglied des erweiterten Kaders. Wir legen grossen Wert auf eine sachlich wie fachlich korrekte und transparente Kommunikation gegenüber den Nationaltrainern.»
Nach sechs Jahren bei GC bekommt J. M. zu hören, er habe «zu wenig Persönlichkeit». Es reiche deshalb nicht für die U18-Auswahl. Seine Mutter: «Dabei hat Nati-Coach Marini von der Persönlichkeit unseres Sohnes geschwärmt.» Er kickt heute wieder bei seinem Stammklub. In der 3. Liga. Fazit der Mutter: «Bei GC hat man lieber Eltern, die ihren Mund halten und zahlen. Wir waren sehr unangenehm. Das wurde dann auf dem Rücken unseres Sohnes ausgetragen.»
«Preis pro Training betrage 100 Franken»
Ein anderer Vater erzählt: «Der Trainer unseres Kindes kam im zweiten Halbjahr auf uns zu und empfahl uns, in Privattrainings für unseren Sohn zu investieren. Gleichzeitig sei es am besten, die Trainings bei ihm zu machen. Der Preis pro Training betrage 100 Franken. Als ich meine Bedenken äusserte, sagte er, dass die meisten Kids die Privatausbildung bei einem ihrer Trainer absolvierten. Hätte er einen anderen Trainer empfohlen, wären wir vielleicht einverstanden gewesen. Aber unseren Sohn direkt beim verantwortlichen Trainer ins Privattraining zu schicken, war uns dann doch zu suspekt.»
Diesem Trainer wurde im Zuge der aktuellen Entlassungen nicht gekündigt, er ist immer noch bei GC tätig. GC bestätigt das.
* Name der Redaktion bekannt
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |