66 Tage sind zwischen der Verpflichtung des FCZ von Benjamin Mendy (30) und der Mitteilung, dass der Franzose mit einer Muskelverletzung in der Wade bis Ende Saison ausfallen wird, vergangen. Die sportliche Bilanz des Weltmeisters von 2018 ist überschaubar: acht Einsätze, einer davon über 90 Minuten, 352 Minuten Spielzeit, ein Assist, eine Gelbe Karte.
Trotzdem sorgte der Verteidiger und dessen Vita auf und neben dem Platz für Schlagzeilen en masse:
11. Februar: Um 20.02 Uhr geht die Medienmitteilung raus: «Der FC Zürich verpflichtet den französischen Weltmeister Benjamin Mendy.» Präsident Ancillo Canepa kommentiert den Transfer wie folgt: «Wir sind natürlich sehr erfreut und auch ein wenig stolz, dass wir einen derart hochkarätigen Spieler verpflichten konnten. Er wird vor allem auch für unsere jungen Spieler eine wichtige Stütze sein.» Von Mendys juristischer Vergangenheit steht kein Wort.
12. Februar: Die Frauenzentrale Zürich kritisiert den Transfer des neuen FCZ-Verteidigers massiv: «Fussballklubs haben eine gesellschaftliche Verantwortung. Mit der Verpflichtung leistet der FCZ einen Beitrag zur ‹Rape Culture›. Es sendet die Botschaft: Solange du gut spielst, ist dein Verhalten Frauen gegenüber egal.» Präsident Canepa bezieht gegenüber Blick Stellung: «Wir kennen die Vorgeschichte. Im vorliegenden Fall wurde Mendy aber freigesprochen. Es gab und gibt für uns keinen Anlass, an der Korrektheit der juristischen Aufarbeitung zu zweifeln. Bekannte Fussballer sind oft begehrte Objekte, um sie auch ohne ein Fehlverhalten einzuklagen. Dies in der Absicht, von ihnen ein Schweigegeld zu erpressen. Dafür gibt es leider einige Beispiele.»
13. Februar: Der FCZ reagiert auch in einem Statement auf die Kritik der Frauenzentrale und schreibt, dass den Verantwortlichen die Vorgeschichte Mendys bekannt und der Sachverhalt vor der Verpflichtung sorgfältig geprüft worden sei. Das Verfahren sei vor einigen Jahren vor einem Gericht in England abgeschlossen und Mendy in allen Punkten freigesprochen worden.
22. Februar: Im Heimspiel gegen Yverdon kommt Mendy in der 70. Minute zu seinem Debüt, es ist sein erstes Pflichtspiel seit dem 19. Mai 2024. Vier Minuten später bereitet er den Siegtreffer zum 2:1 vor. Trainer Ricardo Moniz sagt nach dem Spiel: «Mendy war ein Risiko, weil er total nicht fit ist.» Die FCZ-Fans bereiten dem Franzosen einen kühlen Empfang bei dessen Einwechslung: Viele schweigen, einige pfeifen. Vor dem Match sind rund um das Stadion kritische Flugblätter geklebt. Im Kurven-Blatt «Igang 3» wird die Vereinsführung dafür kritisiert, wie sie den Transfer kommuniziert hat.
9. März: Im Heimspiel gegen Servette (1:3) wird Mendy in der Pause beim Stand von 0:2 eingewechselt. In der Nachspielzeit leitet ein Bock des Franzosen die Entscheidung ein, als er den Ball direkt in den Lauf von Ndoye köpfelt. Dieser zieht los und schiebt an Brecher vorbei zum Endstand ein.
30. März: Der FCZ siegt im Derby gegen GC 2:1. Eine Szene hätte das Spiel aber auf den Kopf stellen können. Mendy tritt beim Stand von 0:0 nach einer halben Stunde gegen Benno Schmitz nach und hat Glück, dass er nicht vom Feld gestellt wird. In der Pause wird er ausgewechselt. Schiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger sagt am Tag danach: «Eine rote Karte wäre angebracht gewesen.»
2. April: Der FCZ trifft zu Hause auf Lausanne, ein wegweisendes Spiel im Kampf am Strich. Schon früh liegen die Zürcher zurück, weil zwei grobe Schnitzer Mendys innerhalb kürzester Zeit zum 0:1 führen. Trainer Moniz (60) spricht von «unakzeptablen Fehlern».
5. April: Bei der Nullnummer auf der Schützenwiese gegen Winterthur spielt Mendy auf der linken Abwehrseite 90 Minuten durch und zeigt eine ansprechende Leistung (Blick-Note 4). Es wird sein einziges Spiel über die volle Distanz sein.
12. April: Der FCZ geht im Klassiker gegen Basel trotz einer dominanten Startphase mit 0:4 unter. Mendy wird kurz nach der Pause eingewechselt und trägt mit seiner schwachen Leistung (Blick-Note 2) dazu bei, dass der FCZ in seine Einzelteile zerfällt.
12./13. April: Die Schmach gegen den FCB und die später bekannt werdende Verletzung halten Mendy nicht davon ab, sich ins Zürcher Nachtleben zu stürzen. Im ehemaligen Jelmoli-Warehouse feierte der Franzose bis in die Morgenstunden. Zwar muss Mendy vom Klub keine Konsequenzen fürchten, Trainer Moniz sagt aber: «Nach einem 0:4 kannst du dir das auch gegenüber den Fans nicht erlauben.»
17. April: Der FCZ teilt mit, dass Mendy sich im Spiel gegen Basel einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen hat und vier Wochen ausfällt. Trainer Moniz bestätigt, dass für den Verteidiger die Saison gelaufen ist. «Er hat nicht das gebracht, was man von einem Spieler mit seinem Status erwartet», so der Holländer. Ist das FCZ-Abenteuer für Mendy damit vorbei, obwohl er noch einen Vertrag bis Sommer 2026 besitzt? «Er hat noch nicht gezeigt, dass er eine Option ist, da muss man ehrlich sein», so Moniz.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Basel | 32 | 35 | 58 | |
2 | Servette FC | 32 | 8 | 52 | |
3 | FC Luzern | 32 | 11 | 51 | |
4 | BSC Young Boys | 32 | 6 | 50 | |
5 | FC Lugano | 32 | 3 | 49 | |
6 | FC Zürich | 32 | -3 | 47 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 32 | 6 | 44 | |
8 | FC St. Gallen | 32 | 2 | 44 | |
9 | FC Sion | 32 | -9 | 36 | |
10 | Grasshopper Club Zürich | 32 | -10 | 33 | |
11 | Yverdon Sport FC | 32 | -19 | 33 | |
12 | FC Winterthur | 32 | -30 | 27 |