Die schönste Geschichte zum Jahresende
Fringer und CC versöhnen sich nach Prügel-Attacke!

Die grosse Geste zum Jahresende: Rolf Fringer und Christian Constantin reichen sich die Hand. «Wir schliessen Frieden», sagen die beiden Ex-Streithähne. Das letzte Gespräch zu den Vorfällen von Lugano.
Publiziert: 31.12.2017 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:25 Uhr
Das grosse Wiedersehen von Constantin und Fringer!
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Die beiden Streithähne im Interview:Das grosse Wiedersehen von Constantin und Fringer!
Felix Bingesser und Alain Kunz (Text), Toto Marti (Fotos)

Der Rahmen ist passend. Die Baracca Zermatt im Klotener Stadtpark. Eine ehemaliges Post-Provisorium aus dem Dorf am Fusse des Matterhorns, das in der «Üsserschwiiz» wieder aufgebaut wurde. Ein Stück Heimat für den in Adliswil geborenen Österreicher Fringer. Aber auch für den Walliser Constantin, der in Zermatt eine Ferienwohnung hat. Hier, in dieser Walliser Enklave, sprechen sich Fringer und CC aus. Gegenseitig erkennen sie in den Augen des anderen eine Erleichterung darüber, diese Sache endlich hinter sich gelassen zu haben.

Christian Constantin: Rolf Fringer, warum hast Du mich so heftig kritisiert?

Rolf Fringer: Weil ich der Überzeugung bin, dass unter deiner Führung beim FC Sion vieles falsch läuft. Du hast das Recht, unzählige Trainer zu entlassen und ein Ultimatum nach dem anderen zu stellen. Oder der Mannschaft mit Sanktionen zu drohen. Auf der anderen Seite muss man das aber auch kritisieren dürfen. Wenn Spieler auf den Präsidenten losgehen wollen, dann läuten bei mir die Alarmglocken. Es ist meine Aufgabe als Experte des Teleclub, dem Publikum Zusammenhänge aufzuzeigen.

Constantin: Ich kann mit dieser sachlichen Kritik leben. Ich gebe mir im Moment ja auch selber kein gutes Zeugnis. Was ich aber nicht verstehe: Warum wirfst Du mir vor, dass ich der Liga nichts bringe? Das Gegenteil ist der Fall.

Fringer: Natürlich gibt es eine andere Seite. Die zahlreichen Cupsiege unter deiner Führung zeigen, dass du auch einiges gut gemacht hast. Aber mir geht es vor allem auch um den fehlenden Respekt gegenüber den Fussballtrainern.

Fringer zu Constantin: «Ich habe mit meiner Kritik auch mal übers Ziel hinausgeschossen.»
Foto: TOTO MARTI

Constantin: Es gibt nicht nur die Cupsiege. Übrigens sind es mehr, als jeder andere Präsident gewonnen hat. Es gibt auch andere gute Dinge. Mit acht Nationalspielern habe ich die Basis gelegt für den Erfolg des WM-Teams 1994. Ich habe das erste Ausbildungscenter des Landes eröffnet. Der FC Sion hat während meiner Amtszeit 200 Nationalspieler – A-Nati, U21, Junioren – hervorgebracht. Und ich halte einen Profibetrieb in der kleinsten Super-League-Stadt mit dem klar schwächsten wirtschaftlichen Potenzial am Laufen. Mit Summen, die kein anderer Präsident jemals in den Fussball hineingesteckt hat. Wie kann man da sagen, ich bringe der Liga nichts?

Fringer: Grundsätzlich finde ich es positiv, wie viel Herzblut, Leidenschaft und auch finanzielles Engagement du dem FC Sion zur Verfügung stellst. Das ist vorbildlich. Das sieht sicher auch die ganze Fussballschweiz so. Aber wie schon angesprochen bin ich auch der Meinung, dass du in letzter Zeit aufgrund deiner jahrelangen Alleinherrschaft die Regeln betreffend Umgangsformen mit den Mitmenschen überstrapaziert hast.

Constantin: Okay. Und warum hast du mich auf der persönlichen Ebene angegriffen und meine Familie beleidigt?

Fringer: Ich sehe ein, dass ich bei der einen oder anderen Formulierung über das Ziel hinausgeschossen habe. Das war nicht gut. Aber deine Familie habe ich mit keinem Wort beleidigt! Ich kenne ja deine Familie gar nicht. Da liegt ein Missverständnis vor. Zu meiner fachlichen Kritik: Auch wenn da in einigen Punkten zu persönlich war, rechtfertigt das noch längst nicht eine derartige körperliche Attacke.

Constantin und Fringer beim Fondue-Essen.
Foto: TOTO MARTI

Constantin: Den FC Sion als Irrenhaus zu bezeichnen, war sicher nicht sehr nett. Zum Vorfall in Lugano: In diesem Moment erachtete ich diese Lösung als die richtige. Aber klar: Gewalt kann nie eine Lösung sein. Ich weiss, dass es nicht gut ist, was ich getan habe und man einen solchen Konflikt eigentlich anders lösen müsste. Darum bin ich auch froh, dass wir jetzt hier am Tisch sitzen und gewisse Missverständnisse ausgeräumt werden. Es ist gut, dass wir jetzt einen Schlussstrich ziehen. In diesem Umfeld und in dieser Aussprache kann ich auch sagen: Ich möchte mich bei dir dafür entschuldigen. Persönlich habe ich sowieso nie etwas gegen Dich gehabt.

Fringer: Das freut mich, Christian. Auch ich begrüsse es, dass wir die Angelegenheit klären. Irgendwann muss bei so einer Sache der Deckel drauf und man muss vorwärtsschauen. Die Disziplinarkommission und das Rekursgericht haben ihr Urteil gefällt. Damit ist die Angelegenheit für mich erledigt. Ich werde auch keine zivilrechtlichen Schritte einleiten und keine Strafanzeige erstatten. Ich habe keine Lust auf einen jahrelangen Rechtsstreit. Wir lieben doch beide den Fussball. Konzentrieren wir uns nun darauf.

Constantin: Die Sperre von neun Monaten ist meiner Meinung nach immer noch überrissen. Da fühle ich mich ungerecht behandelt und werde gegen die Strafe vorgehen. Mit Dir streite ich nicht mehr. Ich werde auch die Strafanzeige wegen Beleidigung, die ich längst eingereicht habe, zurückziehen.

Stossen auf 2018 an: Constantin und Fringer.
Foto: TOTO MARTI

Fringer: Das Ganze war doch ein grosses Missverständnis. Es wäre besser gewesen, wir hätten von Beginn weg miteinander gesprochen. Dann wäre es nie so weit gekommen. Aber nun ist das, was geschehen ist, vergessen.

Constantin: Eigentlich sind wir ja nicht mehr in einem Alter, wo man sich so benimmt. Wir sollten eigentlich schlauer sein. Gut, dass wir jetzt endlich geredet haben und die Sache wie erwachsene Männer geklärt haben. Und nun wieder vorwärts schauen können.

Als das Fondue serviert wird, scheinen die Ohrfeigen Lichtjahre entfernt. Es entwickelt sich zwischen den alten Kämpen – beide sind sechzig, CC ist 19 Tage älter als Fringer – eine spannende Diskussion.

Constantin: Übrigens: Du sprichst echt gut Französisch, Kompliment!

Fringer: Danke. Ich habe ja auch in Genf bei Chênois gespielt. Das war aber noch ein anderer Fussball damals.

Constantin: Stimmt, jetzt erinnere ich mich, und ich habe ja mit zwei Klubs gegen Dich gespielt. In der NLA mit Xamax gegen Chênois. Und in der Nationalliga B mit Martigny gegen den SC Zug. Und natürlich auch, als Du Trainer warst. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Rückrundenauftakt bei uns, da kamst Du mit dem FC Aarau ins Tourbillon.

Fringer: Stimmt. Bei uns fehlte Roberto di Matteo. Stürmer Salvatore Romano musste Abwehrchef spielen. Und uns gelang es gut, den damals dominanten Alain Geiger aus dem Spiel zu nehmen. So gewannen wir sensationell. Dieser Sieg war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Meistertitel mit Aarau.

Constantin und Fringer treffen sich in der Baracca-Zermatt in Kloten.
Foto: TOTO MARTI

Nostalgische Erinnerungen. Doch springen wir ins Jahr 2017. Ins Jahr, in welchem der FC Sion erstmals in der Amtszeit von CC sportlich als Letztplatzierter überwintert. Angst, dass Sion absteigt, Herr Constantin?

Constantin: Klar, muss ich besorgt sein. Im Moment sind wir es, die relegiert sind. Es wäre mörderisch, diese grosse Gefahr nicht ernst zu nehmen.

Fringer: Du hast im Sommer so viele Wechsel vorgenommen. Warum eigentlich, das braucht doch immer auch viel Zeit?

Constantin: Ich habe viele neue Spieler geholt, ja. Aber Spieler, die im Wallis einen Cupfinal verloren haben, haben einen schweren Stand. Die sind bei den Fans untendurch. Für immer!

Fringer: Ich sehe fünf, sechs Mannschaften in Gefahr. Nicht nur Sion. Aber wenn diese Mannschaft, die Christian hat, ihr Potenzial ausschöpft, dann steigt sie natürlich nicht ab.

Constantin:
Diese Saison kann man unter Umständen mit 40 Punkten absteigen und mit 45 europäisch sein. Acht von zehn Mannschaften sind innerhalb von elf Punkten klassiert. Wahnsinn!

Constantin, BLICK-Reporter Alain Kunz, BLICK-Sportchef Felix Bingesser und Rolf Fringer beim Fondue (v.l.).
Foto: TOTO MARTI

Fringer: Deshalb ist es enorm schwierig vorauszusagen, wie es ausgeht. Entscheidend wird sein, dass der FC Sion wieder Ruhe und Zuversicht in die Mannschaft bringt. Du hast jedoch in Deinem riesigen Kader wieder zwei bis drei junge talentierte Spieler, die es auch ins Ausland schaffen können. Wie damals Edimilson Fernandes.

Constantin: Okay, aber Edimilson ist noch ein kleiner Junge. Er müsste den Kopf seines Cousins Gelson haben. Dann wäre er fantastisch. Gelson ist ein Phänomen. Kein grosser Fussballer. Aber er spielt immer und überall. Egal, wo er gerade unter Vertrag steht.

Fringer: Und wenn wir schon bei deinen Ehemaligen sind: Gattuso ist nun Trainer der AC Milan…

Constantin: Rino… Der verliert nur. Sogar Benevento durfte gegen Milan einen Punkt holen.

Fringer: Weil der Torhüter von Benevento getroffen hat. Als Trainer willst du bei Standardsituationen alles vorsehen. Für jeden Spieler hast Du eine Zuordnung. Aber den Goalie, den teilst Du nie jemandem zu (lacht) …

Zurück in die Super League. Wer wird Schweizer Meister?

Constantin: Siehst Du YB als Meister, Rolf?

Fringer: Ich sehe die Berner schon sehr, sehr stabil. Aber der Titelkampf ist völlig offen.

Constantin: Basel ist immer besser in Fahrt gekommen. Raphael Wicky brauchte dort ein bisschen Zeit, um die Dinge ans richtige Ort zu rücken. Das ist ihm gelungen. Er arbeitet sehr gut. Wie auch sein Assistent Massimo Lombardo.

Fringer: Lombardo ist schlau. Wicky ist seriös. Eine perfekte Kombination. Und ich habe beide trainiert. Siehst denn Du YB als Meister?

Constantin: Wenn nicht dieses Jahr – wann dann?

«Ich werde bei allen WM-Spielen der Schweiz im Stadion sein», sagt Constantin.
Foto: TOTO MARTI

Auch in der Rückrunde darf CC nicht in die Stadien in der Schweiz gehen, in denen professionell Fussball gespielt wird. Gegen die Sperre, die nun noch bis Juli dauert, will er gerichtlich vorgehen. Nicht betroffen ist die Fussball-WM. In Russland darf er Spiele in den Arenen anschauen.

Herr Constantin, reisen Sie an die WM?

Constantin: Klar. Ich werde bei allen Spielen der Schweiz im Stadion sein. Dazu bei den beiden Halbfinals und im Final.

Fringer: Wie siehst Du denn unsere Gruppe?

Constantin:
Gegen Serbien wird es alles andere als einfach. Gegen Costa Rica wohl auch. Wir können unsere Haut in dieser Gruppe retten und weiterkommen, keine Frage. Aber es ist kein Selbstläufer. Und im Achtelfinale wartet wahrscheinlich Deutschland.

Wo verbringt Ihr die Festtage?

Fringer: In der Innerschweiz mit Freunden.

Constantin: In Zermatt, wo ich eine Ferienwohnung habe.

Fringer: Dann gibts jetzt nur noch eins zu sagen: Allen einen guten Rutsch!

Constantin: Genau. Ein Prost auf 2018!

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