So war die Partynacht in der Berner Altstadt
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YB ist Schweizer Meister:So war die Partynacht in der Berner Altstadt

Die ganz spezielle Party von Geistermeister YB
«Geht feiern und schickt mir die Rechnung!»

YB ist der Geistermeister! Die Szenerie im Tourbillon ist surreal. Die Emotionen und die Freude sind echt. Der 14. Berner Meistertitel wird so oder so unvergessen bleiben.
Publiziert: 01.08.2020 um 00:52 Uhr
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Aktualisiert: 01.08.2020 um 12:02 Uhr
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David von Ballmoos sitzt nach dem Titelgewinn alleine auf dem Tourbillon-Rasen.
Foto: ALAIN KUNZ
Alain Kunz und Lucas Werder

Details machen den Unterschied aus. Dass bei einer derart akribisch arbeitenden Organisation wie YB viel Wert darauf gelegt wird, erstaunt nicht. So prangt auf den Ärmeln der Meister-T-Shirts ein kleines Logo mit einem herzigen Gespenst drauf. «Geistermeister 2020» steht drauf. Das kleine Logo reflektiert die Arbeit des Meisters bestens.

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Als sich die Spieler nach dem Schlusspfiff umarmen, die Champagner-Spritzerei (allerdings mit Prosecco!) beginnt und die Meister-T-Shirts verteilt werden, haben sie gewiss keine Augen für das kleine Logo auf dem Ärmel. Denn die Emotionen sind in diesem Moment genau gleich hoch wie in einem vollen Stadion. «Wir werden jedenfalls für uns so feiern, wie wenn das Stadion voll wäre», sagt Jean-Pierre Nsame ein paar Minuten später, als der Kameruner bereits wieder die Ruhe in Person ist, die ihn vor dem Tor in dieser 30-Treffer-Saison ausgezeichnet hat.

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Es scheint fast, wie wenn die Blicke der Spieler immer wieder auf die Ränge gehen – und dort? Nichts. Die frustrierten Sion-Fans wollen sich die YB-Meisterparty nicht antun, verlassen das Tourbillon rassig. YB-Fans hat es keine zehn im Stadion. Eine Geisterfeier …

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Minuten später setzt sich Goalie David von Ballmoos alleine auf den Rasen, quatscht am Handy mit Kollegen und Familie. Und löst das Problem so, dass es dieses Mal keine gemeinsame Partynacht geben wird: «Also wenn Ihr jetzt noch ausgeht, dann geht das auf mich. Geht feiern und schickt mir die Rechnung!», sagt der Emmentaler. Der Vorteil solcher Feiern unter Quasi-Ausschluss der Öffentlichkeit? Man hörte jedes Wort … «Ich bin immer noch ganz durcheinander», hatte der Keeper zuvor bekannt, «denn der Druck ist schon riesig gewesen. Da kann man nicht sofort runterfahren. Aber danach haben wir die ganze Fahrt nach Hause Zeit, um im Car zu feiern.»

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Der Car ist die Party-Location 2020. Die Spieler spekulierten auf ein, sagen wir, zartes Meeting mit den Fans. Doch Sportchef Christoph Spycher beendet die Spekulationen schnell. «Es gibt gar nichts! Das werden wir notfalls aktiv zu verhindern wissen. Es sind besondere Zeiten. Und wir haben eine Vorbildfunktion. Nein, ein Zusammentreffen mit den Fans ist ausgeschlossen.»

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Ein in kürzester Zeit leeres Stadion hat noch weitere Vorteile. So jenen, solche Momente überschwänglicher Freude in einer ungeahnten Intimität festzuhalten. Von Ballmoos setzt sich alleine auf den Rasen. Gianluca Gaudino und Trainer Gerry Seoane drehen ganz alleine Selfie-Videos auf dem Rasen des verlassenen Stadions. Gerade für den Coach musste es eine Riesen-Genugtuung sein, den Umbruch derart gut geschafft zu haben, dass es erneut zum Titel reichte. Was er hingegen verneint: In den letzten Tagen speziell nervös gewesen zu sein. «War ich nicht, einzig extrem konzentriert und fokussiert. Wie alle. Deshalb stehen wir nun hier.»

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Bereits mit Zigarre im Mund gibt ein anderer Interviews: Marco Wölfli. Die abtretende YB-Legende wird am Montag gegen St. Gallen zu einem letzten Einsatz in einem Ernstkampf kommen. Oder doch nicht? Seoane formulierte es so: «Es kann sich beim Feiern immer noch einer verstolpern … Aber wir sind uns der speziellen Situation genau bewusst. Und Wölfli geniesst Legendenstatus.» Klarer Fall: Der Wolf spielt. Dieser, freudentrunken: «Es gibt nichts Schöneres als mit drei Titeln in Serie abzutreten!»

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Im Tourbillon ist die Party kontrolliert. In der Stadt ist es etwas anders. Bis zum Schlusspfiff verläuft das Ganze zum Beispiel an der Aarbergergasse mit ihren vielen Beizen und Bars durchaus zivilisiert. Da wurden fleissig Personendaten aufgenommen, wenn sich jemand vor einen Bildschirm setzen wollte, um das Spiel zu verfolgen. Und die meisten sitzen dann auch. Doch als es klar ist, dass der Titel in Bern bleibt, brechen die Dämme. Plötzlich sind geschätzte 2000 Menschen da. Corona-konform ist da kaum mehr etwas. Die zurückhaltende Polizei ist machtlos. Sie sperrt die Strasse irgendwann ab, lässt niemanden mehr rein in diesen YB-schwangeren Mikrokosmos. Petarden werden gezündet. Und Masken aufgesetzt, als es so richtig böllert.

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Was die Fans dann machen? Warten. Auf die Mannschaft. Die fährt in Sion erst um 0.20 Uhr ab. Das Warten wird lange gewesen sein. Und fruchtlos.

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