Als Fredy Bickel (50) im Jahr 2013 YB-Sportchef wurde, träumte er von einem Titel. Die «NZZ» fragte ihn: «Wenn YB bis 2016 keinen Titel gewonnen hat: Haben Sie dann schlecht gearbeitet?» Bickel antwortete mit «Ja».
Nun ist YB katastrophal gestartet. Sang- und klanglos in der Champions-League-Quali gescheitert, in der Meisterschaft noch nie gewonnen, Trainer Uli Forte entlassen.
Welche Schuld trifft Bickel? Die SonntagsBlick-Analyse.
1. Der Trainer. Der Sportchef hat zu lange an Forte festgehalten. Im letzten Herbst stand der Coach ein Spiel vor dem Out, schaffte den Turnaround, nicht aber das Abschütteln des Misstrauens, mit dem er fortan beäugt wurde. Im Frühling, als Forte seinen Vertrag vorzeitig verlängern wollte, vertröstete ihn Bickel auf die neue Saison, auf die Zeit nach der Europa-League-Quali.
Dabei hatte er innerlich mit Forte wohl schon abgeschlossen. Spätestens Ende Saison hätte Schluss sein müssen. Das Resultat ist nun dieser Fehlstart. Denn die Spieler wussten genau um diese Tendenzen.
2. Die letzten Transfers. Miralem Sulejmani und Loris Benito waren Transfers zum falschen Zeitpunkt. Kann gut sein, dass YB noch sehr viel Freude an den Beiden haben wird. Aber wegen der überragenden Wichtigkeit des Saisonstarts können zwei Spieler, die ein Jahr lang kaum je gespielt haben, nicht sofort helfen. Und sie kosteten zusammen gut sechs Millionen Franken. Es waren weitere Bickel-Millionentransfers nach Von Bergen, Vilotic, Gerndt und Hoarau.
Bei Benito fragt man sich ohnehin, weshalb es ihn so dringend brauchte. Mit Jan Lecjaks hat Bickel im Februar um vier Jahre verlängert, obwohl kurz zuvor beide Parteien sich nach anderen Klubs umgeschaut hatten, weil man nicht zufrieden war. Man fand sich wieder, was ja okay ist, und schloss einen neuen Vertrag. Weshalb also einen Spieler auf derselben Position holen wie der ehemalige tschechische U21-Internationale?
3. Der verpasste Regisseur. Statt diesen Spielern hätte Bickel auf diese Saison hin zwingend und in erster Priorität einen Topmann für die Position hinter der Spitze holen müssen. Alexander Gerndt und Yuya Kubo genügen nicht für die hohen YB-Ansprüche. Jetzt, da Gerndt langzeitverletzt ist, fehlt dieser Mann umso schmerzlicher.
Dass das «unmoralische» Angebot an Blerim Dzemaili an die Öffentlichkeit kam – fünf Jahre als Spieler und fünf in einer noch zu definierenden Position –, ist sicher ein bisschen Pech. Aber hat Bickel das seinen Chefs auch so im Detail kommuniziert? Es scheint fraglich.
Und zu guter Letzt: Solch einen Hofstaat um sich zu scharen, wie es Bickel getan hat, mit weit über zehn Leuten, die er aus FCZ-Zeiten kennt, wirkt befremdlich. Mittlerweile auch für die Berner, alte Sympathie für Bickel hin oder her. Und es befruchtet nicht in der Meinungsbildung, sind doch Kumpel tendenziell eher Abnicker als kritische Geister.
Fazit: Die guten alten Zeiten waren auch nicht immer gut. Erinnerungen daran wirken dennoch verklärt. Das ist auch im Fall von Bickel und dessen erster YB-Zeit so. Doch irgendwann holt einen die Realität ein. Das ist bei Bickels zweiter YB-Zeit spätestens mit Fortes Entlassung geschehen. Und die Realität hat derzeit eine ziemlich hässliche Fratze für YB bereit.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |