Manchmal, da sieht David Degen in Sebastiano Esposito wohl auch ein bisschen sich selbst. «Einen Heisssporn», nannte der FCB-Boss seinen Offensivspieler Ende Jahr im Sonntagsblick-Interview. So wie er früher auch einer war. «Schauen Sie, er ist kein Böser, er ist ein Lieber. Er ist top professionell, leistet sich keine Eskapaden, geht nicht auf Partys. Ist er gut drauf, kann er Spiele entscheiden. Aber er ist auch ein Teenager, den man jeden Tag an die Hand nehmen und eng führen muss», so Degen.
Nur: Das ist in den vergangenen Monaten nur mässig gelungen. Im letzten Vorrundenspiel legt sich Esposito beim 2:2 gegen GC gleich mit zwei Gegenspielern an, fliegt vom Platz. Vor dem Spiel gegen Lausanne fährt er einem Mitglied des Trainerstaffs, seinem Vorgesetzten, über den Mund. («Stai zitto!», «Halt die Klappe»).
Nachdem der Rausschmiss von Patrick Rahmen feststeht, zeigt der italienische Jungspund, was er anscheinend davon hält. Er liked für kurze Zeit den FCB-Beitrag, der die Entlassung des Trainers offizialisiert. Und postet etwas später ein Bild mit erhobenem Daumen.
Es ist der bisherige Schlusspunkt einer «amour fou» zwischen dem FCB und seinem Ausnahmespieler.
Verweigerte Einwechslung
Höhepunkt ist das Conference-League-Spiel gegen Karabach am 9. Dezember. Dort hält es der 19-Jährige nicht für nötig, sich zehn Minuten vor Schluss noch einwechseln zu lassen. Coach Patrick Rahmen reagiert, streicht Esposito gegen Servette aus dem Kader. Der FCB spricht öffentlich von einem «Verhalten, das nicht tolerierbar ist.»
Vier Tage später publiziert die «Basler Zeitung» einen Artikel mit dem Titel: Der Schwererziehbare. Darin steht, dass sich Esposito Extravaganzen leiste, die intern für Kopfschütteln sorgen würden. In der Vorrunde habe sich der 19-Jährige nach seiner ersten Verletzung nicht an die vereinbarten Termin gehalten und das vereinbarte Fitnessprogramm nicht konsequent umgesetzt. Der Italiener lasse sich zudem von kaum jemanden etwas sagen.
Dazu passt, dass sich Esposito trotz offensichtlichem Fehlverhalten nur bedingt einsichtig zeigt. Die Geschichte mit seiner verweigerten Einwechslung beispielsweise, die stimme so nicht, antwortet er Ende Januar im Interview mit der «BaZ.» Er habe lediglich den Sinn nicht mehr gesehen, warum er beim Stand von 3:0 noch für ein paar Minuten auf den Platz solle. «Das Signal, das ich damit aussandte, war natürlich kein gutes», so Esposito.
FCB will Esposito schützen
Dessen ist sich auch David Degen bewusst. So etwas dürfe nicht mehr passieren. Esposito wisse selber, dass er damit sich und der Mannschaft enorm geschadet habe. «Aber», so Degen: «Ich möchte Typen und Charaktere im Team haben, auch unbequeme und nicht nur solche, die zu allem Ja und Amen sagen.»
Ob Esposito dieses Vertrauen mal wieder mit Leistung zurückzahlen wird? Das fussballerische Potenzial dazu wäre zweifellos vorhanden.
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Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |