Wer hätte das vor drei, vier Jahren gedacht! Die notorischen Verlierer aus der Bundeshauptstadt, die seit weit mehr als einer Generation nichts mehr gewonnen haben, überholen Serienmeister Basel sportlich innert kürzester Zeit. Sie holen sich den Titel – den ersten seit 32 Jahren – mit einem Riesenvorsprung von 15 Punkten. Sie qualifizieren sich erstmals für die Champions League, derweil Basel in der Europa League an Apollon Limassol scheitert. Ist das die totale Wachablösung im Schweizer Fussball?
BLICK hat fünf Killerkriterien unter die Lupe genommen. Wer hat die Nase vorn?
Der Umsatz
Der FCB ist und bleibt der Krösus der Liga! Zwar fallen die Millionen aus dem internationalen Geschäft weg. Doch dank der Spielerverkäufe von Akanji, Elyounoussi, Vaclik und Lang dürfte der Umsatz im Geschäftsjahr 2018 immer noch 80 bis 90 Millionen Franken betra gen. Auch die Berner reiben sich finanziell die Hände. Dank der Champions League mit Einnahmen von rund 30 Millionen Franken dürfte der kumulierte Umsatz auf 70 bis 75 Millionen Franken ansteigen. Kumuliert deshalb, weil YB ja Eigentümer des Stade de Suisse ist und alle Stadiontätigkeiten in der Muttergesellschaft aufgehen. Die Zahlen sind allerdings geschätzt. Weil die YB-Aktien ausschliesslich im Besitz der Familie Rihs sind, muss YB keine Zahlen veröffentlichen. Und tut das auch nicht. Sollte YB sein Tafelsilber teuer verscherbeln können und sich erneut für die Königsklasse qualifizieren, werden die Berner den FCB als umsatzstärkster Klub ablösen.
Basel – YB 1:0
Der Kaderwert
Wer Champions League spielt, steigert seinen Marktwert! Die Summen für Sow, Mbabu, Assalé und Co. sind in dieser Saison noch einmal markant gestiegen, die Young Boys könnten im Sommer Ablösesummen von bis zu 40 Millionen Franken generieren. Zahlen, von denen FCB-Sportdirektor Marco Streller nur träumen kann. Nach dem Peinlich-Aus in der Europa-League-Quali gegen Limassol und der schwachen Vorrunde sind die Marktwerte der Spieler nicht gestiegen. Einzige Ausnahme: Juwel Noah Okafor (18). Für den könnten die Basler schon im Sommer eine sagenhafte Summe lösen. Übrigens: Transfermarkt schätzt das Kader von YB auf 69 Millionen Franken, jenes der Bebbi auf 50 Millionen.
Basel – YB 1:1
Die Zuschauer
19 467 Saisonkarten hat der FCB für 2019 verkauft. So wenige wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Aber immer noch mehr als die Berner. YB kommt auf 18630 Abonnenten. Das ist für YB aber absoluter Bestwert. Insgesamt besuchten im Schnitt 25001 die Heimspiele der Basler. Nach Bern pilgerten pro Spiel 24423. Rotblau hat die Nase Stand jetzt vorn, doch viel spricht dafür, dass YB den FCB in dieser Saison noch überholen wird. Während es bei den Baslern nur noch darum geht, den zweiten Platz zu sichern, steigt die Meistereuphorie in der Hauptstadt spürbar. Die nächsten Spiele im Stade de Suisse dürften ausverkauft sein. Und das, obwohl der SC Bern gleich nebenan spielt und Bern neben einer Fussball- auch eine Eishockeystadt ist.
Basel – YB 2:1
Das Uefa-Ranking
Diese Saison hat YB dank der Qualifikation für die Champions League mit 8,5 Punkten den Schweizer Löwenanteil an das äusserst bescheidene helvetische Ranking geliefert. Vor dem FCZ. Der Basler Beitrag war so tief wie noch nie: 3 Pünktchen ... Im Ranking der letzten fünf Jahre aber liegt der FCB mitten in der Beletage des europäischen Fussballs auf Platz 29, noch vor ZSKA Moskau, Sporting Lissabon oder Fiorentina. YB hingegen rangiert als 55. (punktgleich mit BATE Borisow und Astana) weit hinter dem FCB. In der 10-Jahres-Wertung ist Basel gar 26., vor Dynamo Kiew, Leverkusen oder Roma. YB ist da die Nummer 63.
Basel – YB 3:1
Die internationale Ausstrahlung
Klar, im Moment liegt YB in der Tabelle weit vor Basel. «Aber der FC Basel hat international immer noch die grössere Strahlkraft», sagt Teleclub-Kommentator Marcel Reif. Auch er ist einer mit internationaler Ausstrahlung. «In Deutschland wird der FCB als derjenige Klub wahrgenommen, der die grössten Möglichkeiten hat. Als derjenige Klub, der auch in einer grösseren Liga wie der Bundesliga spielen könnte.» Aber, schränkt Reif ein, YB sei schon auf einem guten Weg.
Auch für Thomas Deigendesch, Brand-Experte bei Brand Identity Jung von Matt, ist absolut sicher, dass der FC Basel die Nase vorne hat: «Es gibt da objektive Kriterien, wie das gemessen wird. In dieser Rangliste ist Manchester United die Nummer eins vor Real Madrid und Barcelona. Basel liegt da weit vor den Young Boys. Kriterien sind unter anderem die internationale Bekanntheit, das ökonomische Potenzial, die Marktposition, die Historie. Da hat der FC Basel weit mehr Potenzial, Werbegelder zu generieren. Auch wenn YB derzeit einen grossen Sympathiefaktor hat. Markentechnisch ist das eine Momentaufnahme.»
Basel – YB 4:1
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |