Der ewige Munti blickt auf seine Karriere zurück
«Ich habe Bernegger als Mensch einfach nicht gepasst»

Mit Philipp Muntwiler ist eine Kultfigur im Schweizer Fussball zurückgetreten. Der 36-Jährige war bei seinen Klubs (fast) immer Führungsfigur, die sich vorbildlich in jeden Zweikampf geworfen hat. Trotzdem lebte er nicht nur für den Sport.
Publiziert: 21.12.2023 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2023 um 11:53 Uhr
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Philipp Muntwiler ging auf und neben dem Platz voran.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
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Pascal RuckstuhlSport-Desk-Reporter

Am vergangenen Freitag hat Leitwolf Philipp Muntwiler (36) seine Karriere bei Jugendklub Wil nach 18 Jahren im Profifussball beendet. Fast 600 Einsätze machte «Munti» für St. Gallen, Luzern, Vaduz und Wil. Es sei an der Zeit gewesen, sagt Muntwiler und nimmt uns auf eine Zeitreise zu den Anfängen seiner einzigartigen Karriere mit. Kein zweiter Profi ist auf einen Schlag so unverschuldet in den Schlagzeilen gelandet wie er.

Meistermacher Munti

Am 1. April 2007 wird der damals 20-jährige Muntwiler im Dress des FC St. Gallen gegen den FC Zürich eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt. Da er am Tag zuvor in einem U21-Spiel vom Platz geflogen war, wäre er allerdings gar nicht spielberechtigt gewesen. Der FC Zürich bekommt nach dem 0:0 davon Wind, legt Protest ein und gewinnt die Partie am grünen Tisch. Ende der Saison wird der FCZ vor dem FCB Schweizer Meister. Muntwiler ist indirekt der Meistermacher – und fortan allen im Land bekannt.

Der ehemalige St. Galler erinnert sich: «Ich habe stets gehofft, dass diese Aktion nicht entscheidend sein würde. Doch nach dem letzten Spiel war schnell klar, dass es trotzdem so ist. Zuerst war das schwierig für mich, doch mit der Zeit hat es meiner persönlichen Entwicklung gutgetan. In Basel wurde ich logischerweise ausgepfiffen, dafür jubelten mir die FCZ-Fans bei der Auswechslung in einem Testspiel zu. Das war eine geile Aktion.»

Das grosse Missverständnis

Nach sieben Jahren wechselte Muntwiler, der als vorbildlicher Profi immer ein gutes Verhältnis zu seinen Bossen pflegte, von St. Gallen als Hoffnungsträger nach Luzern, wo er nach einer Saison mit wenig Spielzeit und Differenzen mit Trainer Bernegger wieder den Abgang in Richtung Vaduz machte. «Ich habe Carlos Bernegger als Mensch und als Spieler einfach nicht gepasst, das gibts hin und wieder im Leben. Wir sind zwei impulsive Menschen, die aufeinandergetroffen sind. Es gab viele destruktive Diskussionen, in denen es laut geworden ist. Das war die Station, die mich in negativer Hinsicht am meisten geprägt hat. Der Wechsel war im Nachhinein mein grösster Fehler, aber auch daraus lernt man.»

Bier lag drin

Einen grossen Titel in der Schweiz (Cup/Meister) holte Muntwiler zwar nicht, dafür wurde er mit dem FC Vaduz (2014 bis 2019) sechsmal Cupsieger. Nicht nur auf dem Platz, auch beim Feiern ging er in seiner Karriere voran. «Ich war einer der Ersten, die nach einem Sieg mal eine Dose geöffnet haben und war zwischendurch auch auf der Gasse unterwegs. Ich habe für den Fussball und die Mannschaft gelebt, mich in jedes Spiel reingebissen. Aber man ordnet dem Sport so viel unter, da ist es doch wichtig, dass man seine Emotionen anderswo mal rauslassen kann. Die Zeit zwischen 20 bis 30 kannst du nicht nachholen. Aber klar: In erster Linie muss die Leistung auf dem Platz stimmen.»

Er lebte nie im Konjunktiv

18 Jahre Profi-Fussball. Abgesehen von Liechtenstein war Muntwiler trotz Interessenten nie im Ausland tätig, spielte stattdessen für St. Gallen, Luzern, Vaduz und Jugendklub Wil. Der 36-Jährige ist nicht der Typ, der vergangenen Sachen nachtrauert. «Was wäre wenn? So zu denken, bringt nichts. Ich glaube, es kommt alles so, wie es kommen soll. Ich bin zufrieden wie meine Karriere als Spieler war und hoffe, dass ich auch jetzt in meiner neuen Funktion als Assistenztrainer beim FC Wil noch viel dazu lerne.»

Der Gelb-König

166 Gelbe Karten sammelte der Leitwolf in den höchsten zwei Schweizer Ligen – Rekord. «Zu Beginn war ich jung und übermütig. Wenn man mal diesen Ruf hat, kriegt man auch schneller eine Verwarnung. Ich war der Spielertyp, der immer das Maximum rausholen wollte, konnte mich aber trotzdem gut steuern. Und solange es keine Rote Karte (zwei in seiner Karriere, Anm. d. Red.) gibt ...», schmunzelt Muntwiler.

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