Das war die Vorrunde 2023/24 – ein etwas anderer Halbjahres-Rückblick
Von Verlierer Vogel bis zum Espen-Mysterium

Es ist die erste Saison im sogenannten Schottenmodus. Dennoch wurde mit Geschichten und Episoden nicht gegeizt. Hier die besten aus den Monaten Juli bis Dezember. Von Vogel über Wicky bis Itten und CC.
Publiziert: 20.12.2023 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2023 um 14:55 Uhr
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Der grösste Gewinner: YB-Coach Raphael Wicky.
Foto: Pascal Muller/freshfocus

Der Gewinner: Raphael Wicky

YB qualifiziert sich für die Champions League. YB überwintert europäisch. YB ist im Cup in den Viertelfinals dabei. YB hat nach 18 Runden bereits wieder einen ansehnlichen Vorsprung von 5 Punkten. Und doch gibts immer wieder Unkenrufe hinter vorgehaltener Hand wegen des konservativen Fussballs mit dem klar besten Kader der Liga. Doch Trainer Raphael Wicky lässt diese Rufe wie Wasser an Teflon abprallen. Und auch der Umstand, dass YB mit ihm – anders als mit Adi Hütter und Gerry Seoane – nicht im alten Jahr verlängert hat, beunruhigen den Oberwalliser nicht mal ansatzweise. Der Schlag Menschen aus dem oberen Rhonetal kann einerseits enorm stur sein, andrerseits emotional-explosiv und drittens auch sehr Zen, also in sich ruhend. Wicky vereinigt all diese Charakterzüge in sich.

Der Verlierer: Heiko Vogel

Eines muss man dem streitbaren Pfälzer lassen. An Selbstvertrauen hats ihm noch nie gemangelt. Das aktuelle Kader sei besser als jenes, das im Conference-League-Halbfinal stand, sagte der damalige Sportdirektor Ende August. Vier Monate später entpuppt sich diese Aussage als monumentale Fehleinschätzung. Auch die Wahl von Timo Schultz, dem absoluten Wunschtrainer, dem «perfect match», ist ein Fehlgriff – und der Anfang von Vogels Ende in Basel. Zwar gibt ihm FCB-Boss David Degen noch die Möglichkeit, mit dem massgeblich von ihm geplanten Kader zu arbeiten. Nach vier Spielen, vier Niederlagen und null Toren aber ziehen die Bosse die Reissleine. Und Heiko Vogel kann wieder das tun, was er im Winter gerne tut: Biathlon gucken.

Das Tor der Vorrunde

Was für ein Meisterwerk! Da hing einem die Kinnlade ganz schön runter, als man das Ding im Stadion sah. Es geschah am 30. September im Letzigrund. Ulisses Garcia schlägt eine seiner unnachahmlichen Flanken. Im Strafraum lassen die GC-Verteidiger Cedric Itten ein bisschen viel Raum. Was dieser zu einem Hackentor Marke Zlatan ausnützt. Wow! Zungenschnalzen. Itten selber sagt: «Das war eines der schönsten Tore meiner Karriere.» Auch auf SRF wird das Tor zum schönsten der Hinrunde gewählt.

Itten zaubert mit der Hacke
3:02
GC – YB 0:1:Itten zaubert mit der Hacke

Der Pechvogel: Kastriot Imeri

Kastriot Imeri war einst eines der grössten Versprechen des Schweizer Fussballs. Im November 2021 debütiert der Genfer in der Schweizer A-Nati, im Sommer darauf wird er Rekord-Einkauf von YB. Doch seither stagniert die Entwicklung – hauptsächlich aus Verletzungsgründen. Vorzeitiger Tiefpunkt: Im September reisst er sich das Aussenband. Die Verletzung wird konservativ behandelt, ehe kurz dem Comeback der Rückschlag erfolgt und Imeri doch operiert werden musste. Diese Saison wird er nicht mehr spielen.

On parle français

Wegen der Ligavergrösserung und weil sich in der Barrage der Challenge-League-Klub durchsetzt, spielen diese Saison gleich drei Aufsteiger in der Super League. Alle aus der Romandie. Das freut die dortigen Fussballfans, eine Bereicherung für die Liga ist das Trio aber bislang nicht. Sportlich überwintern Yverdon, Stade-Lausanne-Ouchy und Lausanne-Sport in der unteren Tabellenhälfte, die beiden Ersten bilden zudem das Schlusslicht in der Zuschauer-Rangliste. Dafür überraschen SLO und Yverdon mit bizarrer Personalpolitik: Beide Klubs haben ihre Trainer schon ausgewechselt, obwohl Marco Schällibaum und Anthony Braizat mit dem Aufstieg ein kleines Wunder vollbracht haben.

Der Ehret-einheimisches-Schaffen-Preis

Schweizer Handwerk (beziehungsweise Fusswerk) ist in der Super League doch noch etwas wert – dank des FC Winterthur. Die Eulachstädter stellen regelmässig eine Startelf, in der jeder einzelne Spieler einen Schweizer Pass hat. Das soll kein Votum gegen ausländische Spieler sein. Aber die Super League schreibt sich nun mal die Ausbildung Schweizer Spieler auf die Fahne – Winterthur setzts vorbildlich um. Mit mehr als 80 Prozent Schweizer Spielminuten ist Winti mit Abstand Spitzenreiter, vor YB mit 53 Prozent. Bei allen anderen Klubs kommen Legionäre mehr zum Zug als Schweizer.

Das Mysterium

Es gibt Dinge, die kann man nicht erklären. Zumindest nicht rational. Auch im hochtechnologisierten Fussball nicht. Neun Spiele, neun Siege – das die fabelhafte Heimbilanz des FC St. Gallen. Und auswärts? Bringt das Zeidler-Team kaum ein Bein vors andere, gewinnt nur eines von neun Spielen. Stürmer Julian von Moos kann es sich nicht erklären: «Wir gehen auswärts nicht anders in die Spiele als zu Hause.» Wie bei so vielem im Fussball helfen Expected-Goals-Formeln und weiterer Statistik-Schnickschnack kein bisschen. Was die Schönheit dieses Sports mitunter ausmacht.

Der Abwesende: CC

Merkt man es – oder doch nicht wirklich? Die aktuelle Spielzeit ist die erste ohne Christian Constantin seit 17 Jahren. Super League ohne ihre schillerndste Figur? Geht. Aber es fehlt was. In der Challenge League ist CC viel ruhiger. Auch weil es sportlich recht gut läuft, lässt er Trainer Didier Tholot in Ruhe. Für Schlagzeilen reichts dennoch. Vor allem als er seinem Freund, dem grossen Kunstmagnaten Léonard Gianadda, mit seinem SUV über den Fuss fährt und diesen ins Spital bringt. Dieser kommt von dort ein paar Wochen später in einem Sarg hinaus. Er stirbt an Krebs.

Der Zoff der Vorrunde

Wie in der letzten Saison steht Taulant Xhaka auch dieses Jahr mittendrin. Es läuft im Spiel zwischen FCB gegen GC (0:1) die 18. Minute, als er mit einem Kung-Fu-Tritt GC-Stürmer und Basel-Leihgabe Bradley Fink niederstreckt. Die Rote Karte (seine siebte in seiner Karriere) ist die logische Folge. Xhaka sieht das anders und fordert Fink lautstark auf, er solle ehrlich sein. Dieser antwortet lapidar, dass er ehrlich sei. Nach Abpfiff ärgern sich Xhakas Teamkollegen genauso über den Platzverweis. «Bei uns gibts direkt Rot», reagiert Captain Fabian Frei erzürnt. Die Liga zeigt sich unbeeindruckt und sperrt Xhaka für zwei Spiele.

Xhaka sieht nach Kung-Fu-Kick in Finks Schritt Rot
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FC Basel – GC 0:1:Xhaka sieht nach Kung-Fu-Kick in Finks Schritt Rot
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Mannschaft
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FC Lugano
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Servette FC
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FC Lausanne-Sport
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Yverdon Sport FC
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