Der 28. Juli in Neuenburg. Es ist auch um 22 Uhr noch brütend heiss in der Maladière. Basel hat gegen Xamax gerade 1:1 gespielt. Zwei Tage vorher hat der FCB seinen Coach Raphael Wicky nach nur zwei Spielen entlassen. Die Basler hatten auf den missglückten Saisonstart mit einer 1:2-Heimniederlage gegen St.Gallen und einem 1:2 in der Champions-League-Qualifikation gegen PAOK Saloniki reagiert.
Und nun steht also Sportchef Marco Streller in der Mixed Zone der Maladière, mit roten Wangen und ringt nach Worten, um die Trennung von Wicky zu erklären. Die Resultate in den Testspielen und die beiden Niederlagen in den ersten zwei Ernstkämpfen hätten den Ausschlag gegeben. Und dann spricht Streller diesen Satz, der auch heute noch nachhallt: «Ich weiss, meine nächste Patrone muss sitzen.»
Am 1. August bekommt Streller mit Marcel Koller seinen Wunschtrainer. In den ersten sieben Spielen bleibt Koller ungeschlagen. Dann kommt das unerwartete Aus in den Europa-League-Playoffs gegen Apollon Limassol und dreieinhalb Wochen später die Schmach von Bern, als Kollers FCB gegen YB mit 1:7 untergeht.
Die Patrone sitzt nicht
Nun, da fast die Hälfte der Super-League-Saison gespielt ist, darf man die Frage stellen, ob Strellers letzte Patrone gesessen hat. Und die Antwort lautet ganz klar: Nein!
Koller kommt in bisher 13 Super-League-Partien auf einen Schnitt von 1,77 Punkte pro Spiel. Unter Wicky waren es in der Saison davor 1,92 Punkte gewesen.
Kollers Rückstand auf YB beträgt nach 15 Runden sagenhafte 16 Punkte. Zum gleichen Zeitpunkt waren es vor einem Jahr unter Wicky noch 7 Punkte gewesen.
Fischer der erfolgreichste FCB-Coach
Der eine oder andere in Basel wird nun wehmütig nach Deutschland schauen. Dort mischt Ex-FCB-Meistercoach Urs Fischer mit Union Berlin gerade die 2. Liga auf und steht mit Union auf Platz 3. Fischer war in den letzten 20 Jahren der mit Abstand erfolgreichste FCB-Trainer. 2016/17 holte er mit Basel das Double und kam in der Super League auf einen Schnitt von 2,39 Punkten pro Spiel. Beim Meistertitel 2015/16 erreichte er mit 2,31 Punkten pro Spiel ebenfalls eine herausragende Quote.
Da können auch die anderen Meistertrainer der letzten Jahre nicht mithalten. Weder Paulo Sousa (2,17) noch Murat Yakin (2,05) und auch Heiko Vogel (2,17) und Thorsten Fink (2,07) bleiben weit hinter Fischer zurück. Sie alle waren, wie übrigens auch Christian Gross (Punkteschnitt: 2,04), aber deutlich erfolgreicher als Koller. Man muss schon bis in die Saison 1998/99 zurückblättern, bis man auf einen Trainer stösst, dessen Schnitt schlechter war, als derjenige von Koller: Guy Mathez schloss die damalige Nationalliga A auf dem 5 Rang und mit einem Punkteschnitt von 1,38 ab.
FCB-Trainer-Rangliste der letzten 20 Jahre
Punkteschnitt
1. | Urs Fischer | Juli 2015 – Mai 2017 | 2,35 |
2. | Paulo Sousa | Juli 2014 – Mai 2015 | 2,17 |
3. | Heiko Vogel | Oktober 2011 – Oktober 2012 | 2,17 |
4. | Thorsten Fink | Juli 2009 – Oktober 2011 | 2,07 |
5. | Murat Yakin | Oktober 2012 – Juni 2014 | 2,05 |
6. | Christian Gross | Juli 1999 – Mai 2009 | 2,04 |
7. | Raphael Wicky | Juli 2017 – Juli 2018 | 1,92 |
8. | Marcel Koller | August 2018 – November 2019 | 1,77 |
9. | Guy Mathez | Juli 1998 – Mai 1999 | 1,38 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |