Coach Moniz über den neuen FCZ
«Wir sind alle nicht so gut, wie wir es meinen»

Ricardo Moniz hat beim FC Zürich einen rasanten Aufstieg hinter sich und geht als Cheftrainer in die neue Saison. Im Blick-Interview spricht der Holländer über seine Vergangenheit, den neuen FCZ und die mittelfristigen Ziele.
Publiziert: 09.07.2024 um 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2024 um 10:17 Uhr
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Der 60-jährige Ricardo Moniz zeigt im FCZ-Training die Übungen vor und macht selbst noch mit.
Foto: freshfocus
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Pascal RuckstuhlSport-Desk-Reporter

Typen wie Ricardo Moniz (60) sterben im modernen Fussball aus. Der Holländer ist das Gegenteil eines Laptop-Trainers: Alte Schule, direkt, kann auch knallhart. Beim FC Zürich ist er seit dieser Saison Cheftrainer, nachdem er im letzten Oktober als Leiter Spielerentwicklung geholt wurde. Moniz steht beim FC Zürich auch für eine Zeitenwende: neue Philosophie, neues Selbstverständnis, neuer Fussball. Während des Blick-Interviews, das während der EM geführt wird (Moniz: «Ich bin neben Holland für die Schweiz!»), fällt oft das Wort Mentalität. 

Blick: Ricardo Moniz, Sie haben soeben ihren 60. Geburtstag gefeiert, sehen aber noch aus wie 45. Wie machen Sie das?
Ricardo Moniz (lacht):
Ich habe Physiotherapie studiert. Deshalb kenne ich mich mit der Anatomie des Körpers gut aus. Und ich halte mich mit viel Sport fit und achte auf die Ernährung.

Sie machen teilweise sogar im Training mit. Bei Laufübungen, bei sonstigen Dingen auch.
Das geht dank meiner Fitness (lacht). Nein, im Ernst: Wenn du das, was du von den Spielern erwartest, nicht zu 100 Prozent verkörperst, erreichst du die Spieler irgendwann nicht mehr.

Das scheint bei Ihnen nach dem guten Saisonfinish nicht der Fall zu sein. Die Spieler sagten öffentlich, dass sie auf eine Verlängerung hoffen.
Das ist toll. Ich habe ein grosses Herz für meine Spieler. Als Trainer bin ich neben taktischen Fragen und vielem anderen auch eine Art «People-Manager».

Bevor Sie nach Zürich kamen, haben Sie die Welt bereist. Waren in zehn Jahren in zehn Vereinen. Sind Sie einfach nicht der Typ, der gerne lange an einem Ort bleibt?
Ich bin einer, der mir selber treu bleibt. Wenn was vorgegeben wird, was nicht meinen Werten entspricht, dann kann es nicht gut kommen. Ich habe viele Machtstreite erlebt. Man muss zusammenarbeiten, sonst gehts nicht. Und natürlich gibt es auch immer eigene Fehler: Als Trainer muss man Spiele gewinnen.

Warum sollten Sie ausgerechnet beim FC Zürich länger bleiben?
Alle hier versprühen riesige Ambitionen, gehen in dieselbe Richtung. Im Trainerteam, in der Mannschaft, überall. Das gibt Energie.

Persönlich

Ricardo Moniz (60) ist in der holländischen Stadt Rotterdam aufgewachsen. Während seiner Fussballkarriere, die er bis auf einen einjährigen Abstecher nach Belgien in Holland verbrachte, absolvierte er ein Studium in Physiotherapie. Aufgrund seiner Liebe zum Ball, wie er selbst sagt, ist Moniz nach seiner Aktivkarriere dem Fussball treu geblieben. Sein grösster Erfolg als Trainer ist der Double-Gewinn mit RB Salzburg im Jahr 2012. Ein Jahr später holte er als Ferencvaros-Trainer den Cup-Pokal in Ungarn. Moniz ist ledig und lebt in Zürich.

Ricardo Moniz (60) ist in der holländischen Stadt Rotterdam aufgewachsen. Während seiner Fussballkarriere, die er bis auf einen einjährigen Abstecher nach Belgien in Holland verbrachte, absolvierte er ein Studium in Physiotherapie. Aufgrund seiner Liebe zum Ball, wie er selbst sagt, ist Moniz nach seiner Aktivkarriere dem Fussball treu geblieben. Sein grösster Erfolg als Trainer ist der Double-Gewinn mit RB Salzburg im Jahr 2012. Ein Jahr später holte er als Ferencvaros-Trainer den Cup-Pokal in Ungarn. Moniz ist ledig und lebt in Zürich.

Nachdem Sie letzte Saison als Interimstrainer übernommen haben, haben Sie vier von fünf Spielen gewonnen. Halten Sie den Punkteschnitt in der neuen Saison?
Das ist unsere Ambition und das soll nicht falsch rüberkommen oder arrogant klingen, das sind wir nicht. Wir müssen ein «Favorit-Verein» sein mit einer gewissen Bodenhaftung. Schauen Sie die Stadt an, die Fans.

Wie haben Sie die turbulenten letzten Monate seit Ihrer Ankunft erlebt? Sie hatten ja selbst verschiedene Funktionen inne, und es gab infolge der neuen Philosophie viele Personalmutationen.
Der Verein ist mit allen immer transparent und ehrlich gewesen. Ich bin mir sicher, dass selbst die Leute, die weggegangen sind, Dinge für die Zukunft mitnehmen. Ich habe in der kurzen Zeit sehr viele Leute kennengelernt und sehr viel Respekt für jeden Einzelnen gewonnen.

Roberto Rodriguez verlässt den FCZ

Teammanager Roberto Rodriguez verlässt den FC Zürich nach sechs Monaten aus familiären Gründen. Bis zu seiner Aufgabe als Teammanager der ersten Mannschaft war der Bruder von Nati-Star Ricardo Rodriguez Captain der U21. Seinen Posten übernimmt Giuseppe Rapisarda.

Teammanager Roberto Rodriguez verlässt den FC Zürich nach sechs Monaten aus familiären Gründen. Bis zu seiner Aufgabe als Teammanager der ersten Mannschaft war der Bruder von Nati-Star Ricardo Rodriguez Captain der U21. Seinen Posten übernimmt Giuseppe Rapisarda.

Es gab Gerüchte, dass Sie beim FC Zürich gekündigt hätten, als Sie noch Leiter Spielerentwicklung waren. Was sagen Sie dazu?
Das stimmt nicht. Das zu hören, überrascht mich jetzt. Es ist normal, dass es inhaltliche Diskussionen geben kann. Da wars auch mal laut. Als ich noch in der Funktion des Spielerentwicklers war, haben wir besprochen, was wir besser machen können. Dann wurden die Fakten auf den Tisch gelegt. Viele Menschen gehen Konflikten aus dem Weg, aber so kommt man nicht weiter im Leben.

Um was ging es in den Gesprächen?
Um vieles. Ich bin der Meinung, es ist im Fussball grundsätzlich alles überorganisiert. Man kann nicht alles kontrollieren – die jungen Spieler müssen irgendwo durch noch sich selber sein. Dafür müssen sie mehr Eigeninitiative zeigen, von sich aus noch mehr wollen.

Beim FCZ soll eine neue Leistungskultur mit jungen, hungrigen Spielern entstehen. Wie formen Sie solche Typen?
Sei du selber, sei mutig, traue dich etwas. Das ist etwas, das das Trainerteam hier vermitteln will. Du kannst erreichen, was du willst. Aber du musst es wollen. Schauen Sie zum Beispiel Jude Bellingham an. 21 Jahre alt. Er hat genau dieselbe Patellasehne, die gleiche Hüfte wie andere ...

... aber nicht jeder hat von Natur aus eine solche Mentalität oder ein Talent wie Bellingham.
Es ist möglich, man muss es einfach fördern. Ein Beispiel aus der Schweiz: Ich hatte bei GC damals Stephan Lichtsteiner trainiert. Er war kein Top-Talent, aber fokussiert. Er hat gearbeitet und gearbeitet wie wenige andere und es hoch hinausgeschafft. Wir sind alle nicht so gut, wie wir es meinen. Wir müssen arbeiten und investieren.

Wer vom FC Zürich ist jetzt schon ein Leadertyp?
Das wird sich erst noch ergeben. Man wird es sehen, wenn der Druck am höchsten ist. Im Spiel in der Meisterrunde gegen Winti, als es um alles oder nichts ging, war es zum Beispiel Hornschuh, der sich auf dem Platz als Leader gezeigt hat. Vor solchen Typen, die sich auch mal unterordnen und dann zur Stelle sind, habe ich riesigen Respekt.

Für die neue Saison hats schon viele Verstärkungen gegeben. Unter anderem zwei neue Stürmer. Ein Zusätzlicher wäre trotzdem noch gut, oder?
Es kommt auch darauf an, wer uns noch verlassen wird.

Sportchef Malenovic hat schon mehrfach öffentlich von Ihnen geschwärmt. Wie ist der Austausch in Sachen Transfers?
Ich respektiere den Verein und die Leute, die für die Transfers zuständig sind. Die wissen, was sie machen. Aber natürlich werde ich vor einem Transfer informiert, und man tauscht sich mit dem Spieler aus. Meistens über Video mit dem Smartphone.

Und wie beschreiben Sie das Verhältnis zu Malenovic?
Objektiv, positiv kritisch und professionell. Ich weiss, dass man täglich auf dem Prüfstand steht. So muss es auch sein.

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