Ciriaco Sforza kommt aus dem Liga-Keller
«Gott zeigte mir den neuen Weg»

Wie Ciri Sforza ein anderer Mensch wurde. Und warum er lieber bei Thun als in Luzern, Aarau oder Lugano arbeitet.
Publiziert: 22.06.2015 um 19:19 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:29 Uhr
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Erster Auftritt: Ciriaco Sforza stellt sich am Montagmorgen beim FC Thun vor.
Foto: Keystone
Von Martin Arn

BLICK: Warum Thun?
Ciricao Sforza (45):
Ich hatte bereits ein gutes Bild von Thun. Das hat sich nach den Gesprächen mit Sportchef Andres Gerber und Präsident Markus Lüthi noch verstärkt. Thun hat eine intakte Mannschaft, die sehr guten Fussball spielt. Die Philosophie in Thun entspricht mir. Der Verein ist gut strukturiert. Die Wege sind kurz.

Es gab andere Angebote: Aarau, Lugano – im letzten Herbst Luzern: Weshalb sagte Sie dort ab?
In Luzern hat der Zeitpunkt nicht gestimmt. Ich wollte mit Wohlen noch etwas erreichen.

Was war mit Aarau, Lugano?
Die Philosophie dort hat mir nicht so gepasst. Ich habe auf meine innere Stimme gehört. Bei Thun war das anders: Ich wusste vom ersten Moment: «Das ist es, was ich will.»

Welche Ziele haben Sie mit Thun – Ligaerhalt, Europa League?
Wir wollen uns weiterentwickeln. Es wäre Schwachsinn zu verlangen, dass Thun von jetzt an immer unter den ersten drei sein muss.

Holen Sie noch Spieler, einen Assistenztrainer?
Darüber haben wir keine Sekunde gesprochen. Ich arbeite mit den Leuten, die hier sind. Sie haben mein vollstes Vertrauen.

Wie halten Sie vom Kunstrasen?
Ich liebe ihn! Er kommt meiner Spielart entgegen: schnell, geradlinig, einfach. Man kann 24 Stunden und 12 Monate darauf trainieren. Ob Regen oder Schnee. Von mir aus könnten alle Klubs Kunstrasen haben.

Sie haben das erste Training geleitet, obwohl Sie noch gar keinen Vertrag unterschrieben haben: Das ist sehr ausser­gewöhnlich!
Nein! Es war nicht einfach für Thun. Der Verein musste eine rasche Entscheidung finden. Wir haben die wichtigsten Punkte diskutiert und vertrauen uns gegenseitig.

Sie waren nach dem Rauswurf bei GC im Frühling 2012 ausgebrannt: Wie muss man sich diese Zeit vorstellen?
Es waren schwierige Momente.

Sie haben nächtelang geweint, waren depressiv...
Ja. Aber ich möchte lieber nicht mehr darüber sprechen. Ich kann nur sagen, dass es mir im Nachhinein gut getan hat. Ich bin ein anderer Mensch geworden.

Was machen Sie anders?
Ich habe wieder Freude am Leben, an der Arbeit. Ich lasse mich nicht mehr so leicht stressen. Ich bin mit mir ehrlicher, offener. Es war ein innerliches Donnerwetter. Gott hat mir einen neuen Weg gezeigt. Dafür bin ich dankbar.

Im Juli werden Sie Vater: Was, wenn das Kind an einem Matchtag zur Welt kommt?
Wenn es so wäre, dann würde es der Verein verstehen, wenn ich bei der Geburt dabei bin.

Ziehen Sie nach Thun?
Ja, klar.

Haben Sie zugenommen?
Ein bisschen (lacht). Aber das ist gut so. Das zeigt, dass ich mich gut fühle.

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