Chronologie des GC-Niedergangs
250 Millionen für einen Cupsieg und einen Abstieg

GC grüsst mal wieder aus dem Tabellenkeller. Aus dem einstigen Nobelklub ist ein Chaos-Verein geworden. Ein Blick auf die letzten 20 Jahre treibt so manchem GC-Fan Tränen in die Augen. Die Chronologie des Niedergangs.
Foto: Pius Koller
GC zahlte 250 Millionen für einen Cupsieg und einen Abstieg
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Stefan KreisReporter Fussball
Publiziert: 23.08.2024 um 13:29 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2024 um 13:46 Uhr

Es gibt ein GC-Buch. 1136 Seiten Klubgeschichte. Hunderte von Fotos, Abbildungen und Erinnerungsstücken zeugen von einer glorreichen Vergangenheit. Von «neuen Massstäben im Genre der Vereinsalmanache» schreibt das deutsche Magazin «11 Freunde.» Kurzum: ein monumentales Druckerzeugnis. Was für die Klub-Chronik gilt, galt lange Zeit auch für GC selbst. Der Klub ist das Mass aller Dinge, Rekordmeister mit 27 Titeln, die Top-Adresse des Landes, am Puls der Wirtschaftsmächte.

In den letzten beiden Jahrzehnten aber liefert GC keinen Stoff für ein Heldenepos, sondern bloss noch Drama. Volker Eckel zum Beispiel. Den hätte nicht mal der grosse Schriftsteller und GC-Fan Friedrich Dürrenmatt erfinden können. 2009 gibt sich der Hochstapler als Prinz Mohammed al-Faisal aus. Als unehelicher Sohn von Saddam Hussein und einer Prinzessin. Und er verspricht den finanziell angeschlagenen Hoppers erst 50, dann 200 Millionen Franken. Märchenhaft! GC wird zur Lachnummer des Landes.

Seit dem Titel 2003 ging bei GC nicht mehr viel.

Noch sechs Jahre zuvor feierte der Klub unter der Führung der beiden Wirtschaftskolosse Rainer E. Gut (Credit Suisse) und Fritz Gerber (Roche) den 27. Meistertitel der Klubgeschichte. Zwischen 70 und 90 Millionen hat das Duo zuvor innert fünf Jahren in den Klub gepumpt. Für zwei Meistertitel. Nach deren Rückzug im Frühling 2003 wird aus der einst attraktivsten Adresse im Schweizer Fussball aber schon bald ein führungsloser Chaos-Verein. Mit Gulich, Brunner, Berbig, Linsi, Leutwiler, Dose, Anliker, Rietiker, Gurovits, Sun, Jackson und Stacy Johns präsidierten in den letzten 21 Jahren 12 (!) verschiedene Menschen den Verein. Zum Vergleich: Stadtrivale FCZ hatte zwei. In 40 Jahren. Und er hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten vier Meistertitel und vier Cupsiege geholt, spielte in der Champions League.

Unter den beiden Wirtschaftsgrössen Rainer E. Gut (links) und Fritz Gerber (rechts) war die GC-Welt noch in Ordnung.
Foto: Keystone

Ein Cupsieg in 21 Jahren

GC hingegen hat ausser einem lumpigen Cupsieg vor elf Jahren nichts mehr zu feiern gehabt. Und in den vergangenen 21 Jahren laut «Sonntagszeitung» im Minimum 250 Millionen Franken Defizit gemacht. Zur Jahrtausendwende stürmten Nunez, Türkyilmaz, Chapuisat und Petric für GC, nun heissen die Angreifer Babunski und Maurin. Früher sorgte GC im heimischen Hardturm für magische Nächte, nun muss der Klub seit 17 Jahren im Stadion des Erzrivalen spielen. Und erst noch an einem Ort, der für Leichtathleten konzipiert wurde.

Die beiden FCB-Spieler Oliver Kreuzer (l.) und Massimo Ceccaroni (r.) haben im Duell mit «Kubi» Türkyılmaz das Nachsehen.
Foto: Keystone

Apropos Leichtathletik: Mit einem Diskuswerfer als Präsidenten gehts für GC erst richtig bachab. Als Stephan Anliker, der Architekt aus Langenthal, der fünfmalige Schweizer Vizemeister im Diskuswurf, das Sagen hat, wird die eh schon nicht vorhandene Kontinuität auf dem GC-Campus auf die Spitze getrieben.

Unter Präsident Stephan Anliker gings bei GC richtig bergab.
Foto: Keystone

Unter Anlikers Ägide stehen innert fünf Jahren mit Skibbe, Kadar, Tami, Bernegger, Yakin, Fink, Stipic und Forte acht verschiedene Trainer an der Seitenlinie. Insgesamt hat der Klub in 21 Jahren 17 verschiedene Coaches verbraten. Einzig Carlos Pereira und Uli Forte haben dabei aber einen halbwegs akzeptablen Punkteschnitt. Pereira, weil er mit GC 2021 in die Super League aufgestiegen ist. Forte, weil er dem FCB in der Saison 2012/13 bis zuletzt ein Meisterrennen geliefert hat.

Mit Tomislav Stipic als Trainer war der Nicht-Abstieg der Hoppers nicht mehr zu verhindern.
Foto: Keystone

«Wir werden Geld ausgeben»

Davon ist GC heute weit entfernt. Auch wenn die neue Präsidentin Stacy Johns bei ihrer Ankunft vollmundig betont, dass man den Rekordmeister wieder zum Leben erwecken wolle. «Wir werden Geld ausgeben, um zu gewinnen», so die Abgesandte des amerikanischen MLS-Klubs Los Angeles FC.

Stacy Johns will GC wieder auf Vordermann bringen. Obs gelingt?
Foto: keystone-sda.ch

Nur: Mit Finanzspritzen haben es auch die chinesischen Vorbesitzer um Fosun versucht. In den ersten beiden Jahren glich man ein 15-Millionen-Defizit aus, im Geschäftsjahr 2023 schreiben die Hoppers satte 14 Millionen Verlust.

Raus gesprungen ist ein achter, ein siebter und ein elfter Platz in der Super League. Zum Vergleich: Der FC Winterthur, der nur über einen Bruchteil der Mittel von GC verfügt, qualifizierte sich für die Championship Group. Weil auf der Schützenwiese Kontinuität herrscht, statt Chaos.

Ob sich das auch in Niederhasli bald ändern wird? Ausgeschlossen ist es nicht. Weil man dank der US-Besitzer über ein weltweites Netzwerk verfügt und unter anderem mit Bayern München zusammen arbeitet. Am Dienstag durften die Hoppers deshalb für ein Testspiel auf den Bayern-Campus an der Säbener Strasse reisen. Und auch auf dem Transfermarkt kommt Bewegung rein. Mit dem jungen Mittelfeldspieler Hassane Imourane (21) aus Benin verstärkt sich GC im zentralen Mittelfeld. Und auch die Verpflichtung von Sonny Kittel, einem routinierten Offensivspieler mit Standardqualitäten und feinem Fuss, ist auf gutem Weg.

Kommt mit Sonny Kittel ein Ex-Bundesliga-Kicker?
Foto: IMAGO/Lobeca

Ob das reicht, um vom letzten Tabellenplatz wegzukommen? Oder schreiben die Hoppers ein weiteres Kapitel in ihrer Chronologie des Niedergangs?

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