Am Mittwochnachmittag kurz nach 15 Uhr landet der Flieger aus Los Angeles in Zürich. An Bord Stacy Johns, die Finanzchefin des Los Angeles FC, und zu diesem Zeitpunkt noch designierte neue Präsidentin der Grasshopper Fussball AG. Sie wird begleitet von Larry Freedman, Co-Präsident des Los Angeles FC und geplant als neues Verwaltungsratsmitglied von GC.
Der Haken: Unterschrieben ist zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts. Der Deal für die Übernahme von 96,5 Prozent der GC-Aktien durch die Amerikaner ist zwar seit Tagen ausgehandelt, kann aber theoretisch von der Delegation aus Los Angeles noch abgeblasen werden. Und dann muss das Ganze auch noch durch den TÜV der Swiss Football League: Bei Besitzerwechseln während der Saison ist nämlich ein kleines Lizenzierungsverfahren vorgeschrieben, mit dem die Liquidität bis mindestens Ende der Spielzeit nachgewiesen werden muss.
Es muss schnell gehen, weil um 16 Uhr die Einladung für die Pressekonferenz raus geht, an der der Stabwechsel verkündet werden soll. Weil die Liga vorinformiert ist und gewisse Dokumente im Voraus enthalten hat und die Amis an ihrem Wort festhalten, geht alles glatt.
«Das Ziel ist, dass GC wieder bessere Zeiten vor sich hat»
«Es gibt grossartige Neuigkeiten zu verkünden!» Mit diesen Worten eröffnet Vizepräsident Andras Gurovits, der Vertreter der GC-Stiftung im Verwaltungsrat, die Pressekonferenz. Er dankt der bisherigen Besitzerin Jenny Wang aus China, die 2020 trotz Corona-Krise den Klub übernommen und GC ein Jahr später zurück in die Super League geführt habe. Und sagt mit Blick auf die letzten Monate: «Der Besitzerwechsel ist das Resultat harter und langer Verhandlungen.»
Von den Amerikanern ergreift als erster Freedman das Wort. «Wir werden uns alles in Ruhe anschauen und dann, wenn nötig, Veränderungen einleiten. Das Ziel ist, dass GC wieder bessere Zeiten vor sich hat.»
Über den langjährigen Kriechgang der Hoppers wissen die neuen Besitzer also Bescheid. Aber auch sonst hätten sie sich minutiös auf den Neuzugang in ihrer «Community» vorbereitet. Und erkannt, dass es auf operativer Ebene Personen mit Kenntnis über die lokalen Gegebenheiten braucht. Präsidentin Johns wird GC von der US-Westküste aus führen und mehrmals pro Jahr in die Schweiz reisen. Gesucht wird nun ein CEO. Den zuletzt aufgetauchten Namen Fredy Bickel kommentieren die neuen Besitzer mit den Worten: «Das ist kein Thema.»
Matt Jackson muss gehen – und sonst?
Einzig fix ist bislang der Abgang des bisherigen Präsidenten Matt Jackson. Er war seit vergangenem Sommer im Amt und dürfte schon da gewusst haben, dass GC ein kurzes Abenteuer werden wird. Als «Mann der Chinesen» wird er zum Ex-GC-Partnerklub Wolverhampton Wanderers zurückkehren.
Warum aber haben die neuen Besitzer ausgerechnet GC ausgewählt? Der Klub schreibt pro Jahr weit über 10 Millionen Franken Verlust. Und wenn man wie der Los Angeles FC Expansionspläne in Europa hat, gäbe es interessantere Kandidaten. Freedman nennt den Standort Zürich als Argument, der für GC gesprochen habe. So haben sich zuletzt Stars wie Hugo Lloris oder Gareth Bale für Los Angeles entschieden, weil das Leben dort mehr bietet als etwa Salt Lake City.
Zu den Ambitionen sagt Johns: «Unsere Investoren wollen Erfolg. Wir werden investieren.» Und Freedman fügt an: «Wir sind nach Europa gekommen, um hier auf der grösstmöglichen Bühne aufzutreten.» Heisst: Die Amerikaner wollen mit GC in den Europacup.
Will Ferrell im Letzi?
Das sportliche Knowhow dafür soll Harald Gärtner einbringen. Der Deutsche wurde Anfang Woche vom Los Angeles FC als «Leiter Fussball Europa» verpflichtet. Gärtner kündigt Bewegung auf dem aus GC-Sicht bislang blockierten Transfermarkt an, werde sich aber nach den Wünschen und Ideen von Sportchef Bernt Haas und Trainer Bruno Berner richten.
Punkten wollen die Amis auch mit den berühmten Miteigentümern. Freedman stellte einen baldigen Besuch von Schauspieler Will Ferrell («Barbie») an einem GC-Spiel in Aussicht. «Unsere Investoren sind vielbeschäftigte Personen. Aber sie alle sind bei uns, weil sie Fussball lieben.»
Dann ist die Pressekonferenz der Grasshoppers mit den neuen Besitzern offiziell zu Ende. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Dann macht Larry Freedman noch eine interessante Ansage: «Der Schauspieler Will Ferrell, der auch zu den Investoren von LAFC zählt, könnte durchaus auch mal an einem Heimspiel von GC vorbeischauen.» Hollywood-Prominenz im Letzi? Man darf gespannt sein.
Nochmals kommt die Diskussion auf das grosse Defizit, welches GC bisher ausgewiesen hat. Stacy Johns meint dazu: «Wir haben definitiv einen Plan, wie wir dieses Loch stopfen wollen. Dazu gehört, wieder mehr Leute ins Stadion zu bringen und natürlich auch mehr Spiele zu gewinnen.»
Matt Jackson wird nicht mehr GC-Präsident sein
Erste personelle Konsequenzen hat der Verkauf von GC an die US-Amerikaner auch: Matt Jackson (52) wird nicht mehr länger Präsident bei den Hoppers sein. «Wir suchen jetzt jemanden, der permanent hier sein wird und sich um die Geschäfte kümmert», sagt Johns.
Nun wird Stacy Johns zum Kaufpreis und zu möglichen Investitionen befragt. Und Johns stellt sofort klar, dass man über den Betrag nicht Auskunft geben will, den man den chinesischen Vorgängern überwiesen hat. «Wir sind uns auch bewusst, dass der Klub bisher ein grosses Defizit hatte. Aber klar ist auch: Wir wollen gewinnen und wir sind bereit, hier zu investieren.»
Als erster von der US-Delegation übernimmt der Co-Präsident von Los Angeles FC, Larry Freedman, das Wort. «Wir haben einen Stern auf dem Trikot, weil LAFC ein Mal Meister wurde in der MLS. Wir waren völlig erstaunt, dass die zwei Sterne auf dem Trikot von GC für über 20 Meistertitel stehen!» Man wolle darum dafür sorgen, dass dem wieder mehr Rechnung getragen werde. Freedman: «Es sollen darum auch wieder mehr Leute zu den Spielen von GC kommen.»
«Es ist ein grosses Ziel dieser neuen Zusammenarbeit, die Verbundenheit von GC mit Zürich wieder zu stärken», sagt Andras Gurovits weiter. Es sei mit ein Grund, warum die PK nicht etwa in Niederhasli abgehalten wird, wo der Klub seinen Campus hat, sondern im Klubhaus der Rudersektion am Zürichseeufer.
Gurovits bedankt sich sogleich auch bei der Swiss Football League. In den letzten drei Wochen habe man intensiv an der Abwicklung der Übernahme gearbeitet. «Selbst über die Festtage lief dieser Prozess.» Nun sei der Deal auch von der Liga abgesegnet.
Gleichzeitig bedankt sich Gurovits auch nochmals bei den chinesischen Investoren, die rund vier Jahre am Drücker waren bei GC und die den Klub nach dem Abstieg auch wieder zurück in die Super League geführt hatten.
Die PK wird eröffnet vom bisherigen Vizepräsidenten Andras Gurovits. Es seien sehr gute Nachrichten für GC, die man heute verkünden könne: «96,5 Prozent der Aktien der Grasshopper Fussball AG werden übernommen vom Los Angeles FC», erklärt Gurovits.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |