Erleichtert war er, natürlich. Und der Stein, der ihm vom Herzen fiel, gigantisch. «Es wäre schon ziemlicher Mist gewesen abzusteigen», sagt Präsident Christian Constantin nach dem 3:2 gegen St. Gallen. Es tönt ziemlich lakonisch, nachdem er davon geschwafelt hatte, dreissig Stellen abbauen zu müssen, sollte man die Klasse nicht halten können.
Doch man konnte, und das «man» hat einen Namen: Jacobacci. Der vormalige U21-Coach übernahm das Team nach den Trainer-Irrtümern Tramezzani und Gabri nach nur einem Spiel der Rückrunde. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. «Die Mannschaft, die ich antraf, war komplett am Ende», sagt der Coach. Und natürlich abgeschlagen Letzter. Nach dem 20. Spieltag hatte Sion sechs Punkte Rückstand. Nach dem 21. gar sieben. Noch nie hat jemand die Klasse halten können, der zu diesem Zeitpunkt derart weit zurücklag!
Die Herzen der Fans zurückerobert
Doch es gelang Jacobacci, sie zu einer echten Einheit zusammenzuschweissen. Mit der Suspendierung von Pajtim Kasami für ein Spiel das richtige Zeichen zu setzen, das alle verstanden. Vor allem der damalige Captain, der sich fortan demütig in die Aufgabe der Rettung eingab und ein wichtiges Puzzleteil wurde. Obwohl Sion massenhaft Chancen liegenliess, steht das Team in der Rückrundentabelle auf Platz vier. Und vor allem: Es eroberte die Herzen der Fans zurück!
Gegen YB war das Tourbillon voll. Gegen St. Gallen so gut wie. Und die Stimmung war derart elektrisierend, als ginge es um die Meisterschaft. Doch das alles ist für CC nicht entscheidend, wenn es darum geht abzuwägen, ob Jacobacci der richtige sei für die neue Saison. «
Er hat gute Arbeit geleistet», sagt CC. «Aber zuerst muss ich mit ihm sprechen. Obwohl wir gut zusammengearbeitet haben, gibt es einige Dinge, bei denen er sich verbessern kann. Denn eines ist klar: Nachdem ich Paolo Tramezzani total freie Hand gelassen habe und sich das als monumentaler Irrtum herausgestellt hat, werde ich die Zügel diesmal straff in der Hand behalten.»
CC sieht seine Rückkehr als entscheidendes Element
Denn, so kurios das auch erscheinen mag, ein Element hält CC als für den Ligaerhalt entscheidend: «Meine Rückkehr nach der Sperre! Zuvor waren wir auswärts sieglos. Danach holten wir die entscheidenden Punkte, gewannen als einziges Team in Luzern.»
Was sagt der Mann selber, der die Chance, das hoch talentierte Team des FC Sion in eine Saison inklusive Vorbereitung führen würde, so gerne kriegen und auch verdienen würde? «Ich habe getan, was ich konnte: Nämlich durch meine Arbeit überzeugen. Ich habe das Team in einer enorm schwierigen Phase übernommen, als es ganz tief in der Tinte steckte, und musste es in kürzester Zeit wiederbeleben. Dass mir das gelungen ist, macht mich stolz. Nun hoffe ich einfach, dass der Präsident sich seine Entscheidung gut überlegt. Ich jedenfalls habe eine immense Freude mit diesen Jungs zu arbeiten.»
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Das meint BLICK-Fussball-Reporter Alain Kunz zur Sion-Trainerfrage
Es wäre gaga, Jacobacci nicht zu behalten
Eigentlich müsste das ein völlig normaler und organisch gewachsener Entscheid sein: Der Vertrag von Retter Maurizio Jacobacci wird von jenem als U21-Coach in einen solchen als Super-League-Trainer umgewandelt.
Nicht bei CC!
Der überlegt es sich, ob Jacobacci der richtige Mann für die neue Saison sei. Unfassbar nach all den Trainer-Monumental-Irrtümern, die Christian Constantin in den letzten Jahren kumuliert hat.
Da mutet es kurios an, wenn er sagt, dass seine Rückkehr von der Sperre entscheidend dafür gewesen sei, dass die Mannschaft in die Erfolgsspur zurückgefunden habe. Man kann nämlich ebenso gut behaupten, dass es Jacobacci nur deshalb gelungen sei, das Team wiederzubeleben, weil er in Ruhe arbeiten konnte, als CC nicht in die Stadien durfte…
Eines ist gewiss: Die Fans, die das Tourbillon trotz ausbleibender Heimresultate wieder zu einem Hexenkessel gemacht haben, würden es nicht verstehen, sollte CC irgendeine exotische Trainerlösung präsentieren. Ja kein Mensch würde es verstehen. Und es wäre Jacobacci gegenüber auch nicht richtig.
Doch das Constantinsche Mass, was richtig ist und was nicht, ist in gewissen Bereichen verschroben. Wir dürfen also von CC nicht immer das erwarten, was in den Augen von Normaldenkenden logisch ist. Das macht seine Art, einen Verein zu führen, derart spannend. Aber für einen Trainer auch unberechenbar und schwierig.
Nun hat CC einen, der bewiesen hat, dass er damit umgehen und sich in diesem enorm schwierigen Umfeld durchsetzen kann. Und doch setzt er nicht bedingungslos auf ihn. Und das ist völlig unverständlich! Ja gaga.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |