Brigger ist der neue starke Mann in Basel
Verdienen Sie beim FCB mehr als bei der Fifa?

Der Oberwalliser Jean-Paul Brigger (59) ist ein Charakterkopf des Schweizer Fussballs. Nach 16 Jahren bei der Fifa wird er nun neuer starker Mann beim FC Basel. Und tritt damit in ganz grosse Fussstapfen.
Publiziert: 11.06.2017 um 18:36 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:53 Uhr
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Jean-Paul Brigger arbeitete die letzten 16 Jahre für die Fifa.
Foto: Benjamin Soland
Felix Bingesser

BLICK: Jean-Paul Brigger, Sie sitzen in Südkorea als Beobachter bei der U-20-WM auf der Tribüne. In ihrer Abwesenheit gab es an der Generalversammlung des FCB Widerstand gegen ihre Wahl zum Delegierten des Verwaltungsrates. Sind sie nicht erwünscht in Basel?
Brigger:
Das interpretiere ich nicht so. Und es irritiert mich auch nicht. Wenn ein neuer Mann kommt gibt es immer gewisse Bedenken, das ist verständlich. Jeder darf seine Meinung sagen. Ich habe die Sache mit Präsident Bernhard Burgener besprochen. Wichtig ist es, dass ich gewählt wurde. Jetzt liegt es an mir, die Leute und die Fans mit meiner Arbeit zu überzeugen.

Auch Trainer Urs Fischer ist vor zwei Jahren auch nicht nur mit offenen Armen empfangen worden.
Genau. Diese Skepsis mir gegenüber stachelt mich nur an.

Hat man mit dem Stallgeruch der skandalträchtigen Fifa ein Imageproblem?
Viele Leute wissen gar nicht, was die Fifa alles Gutes tut. Natürlich gibt es Probleme, natürlich gibt es Skandale. Aber ich habe sechzehn Jahre gesehen, was wir alles bewegen. Davon spricht man halt nur selten.

Der Walliser Sepp Blatter hat den Walliser Jean-Paul Brigger ins Boot geholt.
Dafür bin ich ihm dankbar. Ich habe enorm viele spannende Leute kennen gelernt. Ich konnte neue Sprachen lernen und durfte die Welt des Fussballs in all ihren Facetten kennenlernen.

Haben Sie noch Kontakt zu Sepp Blatter?
Kaum.

Und jetzt musste der Walliser Jean-Paul Brigger beim Walliser Gianni Infantino die Kündigung einreichen.
Es war ein gutes Gespräch unter Männern. Infantino hat Verständnis, dass ich diese neue Chance packen will. Der FC Basel ist eine vorzügliche Adresse und hat mittlerweile auch international einen hervorragenden Ruf. Früher gab es nur GC. Heute gibt es nur den FCB.

Erleben Sie das, wenn Sie auf Reisen sind?
Ja. Der frühere argentinische Starspieler Pablo Aimar sass beispielsweise neben mir, als mein Wechsel zum FCB bekannt wurde. Er hat mir spontan gratuliert. Selbst ihm ist Basel nach der tollen Entwicklung der letzten Jahre als internationale Topadresse ein Begriff. Ich bin auch ein wenig stolz, dass mir mit 59 Jahren nochmals so eine Herausforderung angeboten wird.

Sie sind ja mittlerweile sechsfacher Grossvater. Andere lassen sich in dem Alter frühpensionieren.
Aber ich fühle mich noch fit und voller Tatendrang.

Verdienen Sie beim FC Basel mehr als bei der Fifa?
Da müssten wir mit Basel sehr, sehr, sehr viel gewinnen.

Bernhard Heusler und Georg Heitz hinterlassen riesige Fussstapfen. Haben Sie keine Angst, dass die neue Crew diesen Ansprüchen nicht gerecht werden kann?
Die Ära von Heusler und Heitz war einzigartig, da habe ich grössten Respekt. Das kann man nicht kopieren. Wir versuchen auf unsere Art und auf unserem Weg Erfolg zu haben.

Gemäss Organigramm sind Sie der Chef von Sportchef Marco Streller.
Organigramme interessieren mich nicht. Wir sind ein Team, in dem sich jeder mit seinen Qualitäten einbringen muss. Ich bin das Bindeglied zwischen dem Präsidium und der operativen Führung.

Präsident Burgener hat Wurzeln im Wallis, Sie sind Walliser, Cheftrainer Raphael Wicky ist Walliser, Marco Streller und Alex Frei sind seit vielen Jahren immer wieder Feriengäste und dem Wallis stark verbunden. Hat die Walliser «Mafia» den FCB übernommen?
Das ist eher alles Zufall. Im übrigen gibt es viele Basler, die im Wallis Stammgäste sind.

Eigentlich fehlt jetzt beim FCB nur noch Christian Constantin.
Eine solche Feststellung kann auch nur einem Journalisten einfallen.

Kennen Sie eigentlich Trainer Raphael Wicky gut?
Im Oberwallis kennt jeder jeden. Raphael Wicky wurde aufgrund seiner zurückhaltenden Art schon immer etwas unterschätzt. Er hat eine tolle Karriere gemacht. In Deutschland, in Spanien, in den USA. Er hat Kulturen und Sprachen kennengelernt. Und jetzt das Trainergeschäft. Er ist ein cleverer Bursche. Ich bin überzeugt, dass er eine grosse Trainerkarriere machen wird.

Ihr Herz schlägt sicher auch noch für den FC Sion.
Klar. Das ist meine Heimat, ich habe zwölf Jahre für diesen Klub gespielt. Aber ab dem 1. August gilt meine ganze Aufmerksamkeit dem FCB. Es gibt viel zu tun.

Wird Sion der grösste FCB-Herausforderer sein?
Er ist einer davon. Auch YB, GC und der FCZ gehören dazu. Wir müssen hart kämpfen. In der Meisterschaft aber auch in der Champions League. Der FCB bewegt sich mittlerweile auf einem Niveau, auf dem die Erwartungshaltung enorm ist. Das ist auch mir durchaus bewusst.

Der Meistertitel ist eine Pflichtaufgabe.
Das ist so leicht gesagt. Die Ziele sind klar und bleiben ehrgeizig. Wir hoffen, auf diesem Erfolgsweg weitergehen zu können. Wie gesagt: Der FC Basel hat für sich eine Position geschaffen, die für Schweizer Verhältnisse enorm ist.

Bringen Sie von der U-20-WM gleich ein Juwel mit nach Hause?
Nein. Ich arbeite immer noch für die Fifa. Und der FCB hat ein tolles Scouting.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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