Foto: keystone-sda.ch

BLICK enthüllt das Schutzkonzept zum Trainingsstart
Profis müssen ihre Schuhe selber putzen

Ausgerechnet während Hertha-Profi Kalou das Corona-Konzept der Bundesliga in die Tonne tritt, präsentiert die Schweizer Liga den 20 Klubs ihr «Schutzkonzept Covid-19» zur Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs.
Publiziert: 05.05.2020 um 18:35 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2020 um 20:17 Uhr
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Dort drin steht zum Beispiel, dass die Spieler ihre Schuhe selber putzen müssen.
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Michael Wegmann

Hertha-Profi Salomon Kalou (34) macht am Montag in knapp 25 Minuten alles zunichte, was sich die Bundesliga in der Corona-Krise aufgebaut hat, um ihre Meisterschaft noch zu beenden. Mit einem bizarren Live-Stream aus der Hertha-Kabine auf Facebook zeigt der Ivorer, wie ernst er Corona nimmt. Hygiene? Abstand? Ganz Egal. Er grüsst die Kumpels per Handschlag, scherzt über Lohnkürzungen und crasht gar den Corona-Test des Teamkollegen Torunarigha (22). Einzig ein Physiotherapeut interveniert: «Es dürfen eigentlich nur zwei Personen im Raum sein», und rät Kalou: «Bitte lösch das Video!» Der Ex-Chelsea-Spieler lacht nur. «Alles Spass!»

Das skandalöse Video löst einen Sturm der Entrüstung aus. Dass Hertha Kalou sofort suspendiert, hilft nichts mehr. Der Image-Schaden ist gross. Der Spott auch. Vier originelle und druckreife Kommentare aus dem Netz: «Saisonende nach Videobeweis.» Und: «Gut, dass die Spieler nur auf Corona und nicht auf Intelligenz getestet werden.» Und: «Ein Mann bringt das System zum Einsturz.» Und: «Im Konzept des DFL wurde vergessen, dass da Fussballer involviert sind.»

Kalous Ignoranz sorgt auch im Schweizer Fussball für Rote Köpfe, hat man doch gerade ein Dokument mit dem Titel «Schutzkonzept Covid-19 ­– Vorgabe für die Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs» an die 20 Profiklubs verschickt.

Im elfseitigem Konzept, welches BLICK vorliegt, hat die Liga festgehalten, welche Schutz- und Hygienemassnahmen die Klubs zu erfüllen haben, damit der Bundesrat ab dem 11. Mai grünes Licht für Mannschaftstrainings erteilt.

Die Liga hat dabei an jedes Detail gedacht. Zahlreiche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, bevor man überhaupt loslegen könnte: Jeder Klub muss eine Personenliste erstellen, deren Anwesenheit unerlässlich ist. «Anhand dieser Personenliste gilt es eine Anwesenheitsliste zu führen, damit Personen zur Nachverfolgung von möglichen Infektionsketten eruiert werden können», heisst es im Papier. Zudem müssen Plakate des BAG zu den Hygienemassnahmen an mehreren Orten angebracht werden. «Insbesondere beim Eingang zur Trainingsinfrastruktur und bei den Eingängen zu den Räumlichkeiten».

Auch müssen an diversen Orten Hände-Desinfektionsstationen aufgestellt werden. Diese sind vorzugsweise handfrei zu betätigen, wie auch die Wasserhähne. Wenn möglich sind Türen offen zu halten. Und vor jedem Raum muss gut sichtbar angebracht sein, wie viele Personen sich maximal darin aufhalten dürfen.

Spieler und Staff sollen individuell zum Training erscheinen, falls möglich ohne öffentliche Verkehrsmittel. Risikogruppen bleibt der Zutritt zur Trainingsinfrastruktur verwehrt. Alle Personen, die am Trainingsbetrieb teilnehmen, werden durch den Teamarzt kontrolliert. Konkret heissts im Dokument: «Diese Kontrollen sollten das Abfragen von Befindlichkeiten und Krankheitssymptomen sowie Fiebermessung beinhalten.» Treten Krankheitssymptome auf, müssen sich diese Personen in Selbstisolation begeben.

Im Idealfall würden die Garderoben gar nicht benutzt werden. Heisst: Spieler und Trainer kommen in Arbeitskleidung zum Training und gehen danach direkt nach Hause um ihre schmutzigen Trainingskleider zu waschen. Sollte dies, wie angenommen werden darf, nicht möglich sein, müsse das Umziehen zeitlich gestaffelt erfolgen. Dieselben Regeln gelten logischerweise auch für Duschräume.

Im Waschraum herrscht Handschuh-Pflicht, zudem wird empfohlen eine Hygienemaske zu tragen. Es heisst: «Fussballschuhe sind durch die Spieler selbst zu waschen und nach jeder Trainingseinheit zu desinfizieren.» Jegliche physiotherapeutische Behandlungen sollen dokumentiert werden. Es wird festgehalten: «Physiotherapeut und Spieler müssen bei jeder Behandlung Hygienemasken und, soweit möglich, Handschuhe tragen. Nach jeder Behandlung sind die Hände zu desinfizieren.»

Von der Nutzung des Fitnessraumes wird abgeraten. Jede Art von Übungen soll auf dem Trainingsplatz durchgeführt werden. «Ein physischer Kontakt (Zweikämpfe) zwischen Spielern ist nur auf dem Trainings-/Spielfeld möglich. Ansonsten gelten überall die übergeordneten Grundsätze.»

Fürs Training gilt zudem:

– Die Einheiten sollen, wenn möglich, draussen durchgeführt werden.

– Die Summe der Kontakte über eine Zeitdauer soll minimiert werden. Bei Ansprachen, beim Aufwärmen, Konditionstraining und Auslaufen sollen «Social-Distancing-Vorgaben» eingehalten werden.

– Es dürfen nur personalisierte Getränkeflaschen verwendet werden.

– Testspiele gegen andere Teams sind verboten.

Die Liga hat mit Hilfe von Epidemiologen und Virologen bis ins letzte Detail aufgezeigt, wie man den Trainingsbetrieb unter Einhaltung aller aktuellen Hygiene- und Verhaltensmassnahmen aufnehmen kann.

Doch wir wissen nicht erst seit Salomon Kalou: Wenn sich die Menschen nicht daran halten, ist das beste Konzept nicht das Papier wert, auf dem es geschrieben wurde.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
21
8
38
2
FC Basel
FC Basel
21
25
37
3
FC Luzern
FC Luzern
21
7
36
4
Servette FC
Servette FC
22
2
33
5
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
22
7
32
6
FC Zürich
FC Zürich
21
-3
30
7
FC St. Gallen
FC St. Gallen
21
5
29
8
BSC Young Boys
BSC Young Boys
21
-3
28
9
FC Sion
FC Sion
22
-1
27
10
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
22
-9
21
11
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
21
-10
21
12
FC Winterthur
FC Winterthur
21
-28
14
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