Zürich verliert zuletzt in bei Vaduz und besiegt daraufhin Basel – es ist der ganz normale Super-League-Wahnsinn. Dabei fehlt im Klassiker Rückkehrer Blerim Dzemaili (34). Aber es ist ein anderer Routinier, der sich als Teamleader präsentiert: Antonio Marchesano (30). Der offensive Mittelfeld-Lenker dirigiert lautstark, ist präsent, arbeitet als Offensivkraft im Defensivverbund mit und trifft eiskalt per Penalty.
«Gegen Vaduz war ich auf dem Platz etwas zu negativ. Ich hatte zu grosse Erwartungen an mich selber und an die Mannschaft», sagt der Tessiner, «deshalb habe ich mir vorgenommen, die nächsten Spiele wieder positiv zu bleiben und als Führungsspieler aufzutreten. Das hat gegen Basel gut geklappt.»
Gleich viele Tore wie die Stürmer zusammen
Aber bei Marchesano klappt schon die ganze Saison gut. Sehr gut. Er steht bereits bei acht Toren und vier Assists. Er ist FCZ-Topskorer – Marchesano hat ebenso viele Tore auf dem Konto wie die Stürmer Blaz Kramer, Assan Ceesay und Aiyegun Tosin zusammen. Sein bisheriger Bestwert einer ganzen Saison: Fünf Tore.
Aber er schmunzelt nur, weist darauf hin, dass er momentan nur wegen des verletzungsbedingten Ausfalls von Benjamin Kololli die Elfer schiesst und sagt: «Im heutigen Fussball werden die Zahlen meist überhöht dargestellt. Weil Ronaldo und Messi Tore um Tore schiessen, konzentrieren sich die Leute fast nur noch auf die Statistiken. Ich sehe es differenzierter. Ich hatte auch schon andere gute Saisons, war aber vielleicht nicht so effizient.»
Ausland ist abgehakt
Also ist der Tessiner mit seiner Saison nicht zufrieden? «Doch, sicher, Tore schiessen macht Spass. Ich hoffe, es läuft mir und der Mannschaft weiterhin gut», sagt Marchesano, der sich bereits in seiner fünften FCZ-Saison befindet. «Es kommt mir nicht so lange vor», sagt er und grübelt: «Es ist schade, dass ich eigentlich zu spät zum FCZ gekommen bin. Wäre ich als 20-Jähriger gekommen, wäre ich nun erst 25 und könnte noch konkreter vom Ausland träumen.» Doch das ist abgehakt.
Weil der Ex-Bellinzona-Junior zu lange in der Challenge League feststeckt, ist aus ihm ein Super-League-Spätzünder geworden. Auch, weil 2013 ein Sion-Engagement kurz vor der Unterschrift platzt. Marchesano bestreitet mit einem Vorvertrag in der Tasche drei Wochen Probetraining. Doch dann ist das Trainer-Duo Arno Rossini/Gennaro Gattuso plötzlich weg, Nachfolger Michel Decastel hat kein Interesse am 1,68 Meter grossen Mittelfeldspieler. Der Super-League-Traum wird zum Sion-Flop.
Danach denkt Marchesano ans Aufhören, weil ihn auch die anschliessende Station Winterthur nicht weiterbringt. «Meine Karriere ist zwischenzeitlich ins Stocken geraten. Ich habe mir noch ein Jahr gegeben, sonst wäre ich zurück nach Bellinzona und hätte mein Wirtschaftsstudium wieder aufgenommen. Man muss realistisch sein. Fussball auf diesem Niveau ist nicht mehr nur Hobby, sondern auch Arbeit, die sich auch lohnen muss.»
Doch dann holt der FCZ Marchesano vom FC Biel. Zwar zu spät für den einstigen Bubentraum von der Serie A. Aber rechtzeitig, um doch noch in der Super League zu einem Leistungsträger zu werden. Was sich diese Saison so deutlich wie noch nie zeigt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |