Berbig: «Erich hat mir die Stange gehalten»

Sein Klub steht vor dem Aus, persönlich befindet er sich in einer Ehekrise und jetzt muss Berbig auch noch seinen eigenen Sohn operieren.
Publiziert: 23.11.2009 um 11:15 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2018 um 19:20 Uhr
Rückblickend ist man immer gescheiter», sagt der Mann im weissen Arztkittel. Die Falten im Gesicht sind ausgeprägter geworden, die Augenringe tiefer. «Wenn ich gewusst hätte, wie die drei Jahre als Präsident von GC verlaufen, hätte ich es mir nicht angetan. Es war nicht die Idee, dass ich so viel Zeit für den Verein aufwenden muss. Und ich so viele Probleme bekomme.»Es ist Freitagabend, kurz vor 17 Uhr. 15 Patienten gingen im Sprechzimmer ein und aus, nebenbei hat der Gelenkspezialist drei Operationen gemacht.HC Davos als AblenkungDas Telefon klingelt. Sohn Lucas (23) macht Druck. Der Papa hat versprochen, mit seinen beiden Söhnen das Wochenende in Davos zu verbringen. Um 19.45 Uhr müsste der HCD-Fan in der Davoser Vaillant-Arena auf der Tribüne sitzen.Ablenkung für ein paar Minuten beim Hockey-Match gegen Kloten. Denn der Chirurg, Präsident und Familienvater droht 2009 von Problemen erdrückt zu werden. «2009?», fragt der ehemalige Nati-Goalie zurück, «kein einfaches Jahr.»Schwieriges Jahr für den GC-PräsidentDie Eckel-Affäre (Berbig: «Sicherlich eine ‹ecklige› Geschichte…»). GC vor dem finanziellen Kollaps, Berbig musste sich schweren Herzens von seinem einstigen Förderer und Trainer Erich Vogel trennen. In der Vorzeige-Ehe des Präsidenten kriselts. Und morgen operiert er seinen jüngeren Sohn Antoine (17) am Knie. «Normalerweise mache ich das nicht, aber Antoine hat mich ausdrücklich gebeten.»10 statt «nur» 5 Millionen Schulden, die Liga droht mit Lizenzentzug, den Spielern mussten Lohneinbussen schmackhaft gemacht werden. Der Rekordmeister vor dem Aus? Wie lebt es sich in diesen turbulenten Zeiten als Präsident von Krisen-GC? Berbig: «Wir stehen eine Woche vor der ersten Deadline. Alle arbeiten wie wahnsinnig. Es sieht danach aus, als würden wir die erste Hürde nehmen.»Plötzlich geht alles sehr schnellRückblende. 18. April 2007. Sekunden nach Spielschluss gibt GC-Präsident Walter A. Brunner in Schaffhausen vor laufender Kamera seinen Rücktritt.Berbig, Ex-Sportchef Erich Vogel und Investor Heinz Spross, die den Klub allenfalls übernehmen wollen, kommen unter Zugzwang.Berbig hält Familienrat. Die beiden Söhne sagen Ja. Und wie stimmte Gattin Carine, die der damalige GC-Captain 1984 einen Tag nach der Meisterfeier in Paris geheiratet hat? Berbig: «Sie sagte lachend zu mir: ‹Wenn du GC-Präsident wirst, lasse ich mich scheiden.›»Zwei Tage später werden Vogel, Berbig und Spross als neue Führungs-Troika vorgestellt.Ein Fehler?«Hätten wir einen Monat Zeit gehabt, uns ein genaueres Bild zu machen, hätten Heinz Spross und ich nicht Ja gesagt. Aber durch den überstürzten Rücktritt von Brunner mussten wir schnell entscheiden. Wir haben Ja gesagt zu 15 Millionen Budget und 13 Millionen Einnahmen. Die Differenz von 2 Millionen hätte Heinz Spross mit dem Blue-Label-Club gedeckt. Doch bereits 14 Tage nach unserem Amtsantritt mussten wir feststellen, dass wir um einige Millionen daneben lagen. Und Erich war drei Jahre lang fest davon überzeugt, er könne einen Investor finden.»Thrombose und Lungenembolie mit 18 JahrenStand Berbig bei Erich Vogel (70) in der Schuld, weil Vogel ihn damals trotz Warnungen von Klubarzt Thommy Preiss zur Nummer 1 bei GC gemacht hatte? GC wurde Anfang der 70er-Jahre von Erich Vogel und Istvan Szabo trainiert. Goalie-Talent Berbig hatte mit 18 eine Thrombose und eine Lungenembolie.Berbig: «Ich weiss, dass Erich mir die Stange gehalten hat, und Szabo eher für Stemmer war. Die Geschichte mit Preiss hat mir Vogel auch immer erzählt, ich kenne sie schlichtweg nicht so. Der Deutsche Helmuth Johannsen ist neu als Trainer zu GC gekommen, er hat mich zur Nummer 1 gemacht. Aber wegen all dem jetzt eine Brücke zu schlagen zu meinem Engagement als Präsident bei GC, wäre völlig absurd.»Der Meistertitel war bei Amtsantritt vor zwei Jahren das mittelfristige Ziel, spätestens für Ende dieser Saison. Die magere Bilanz bisher: zwei 4. Plätze, aktuell gar nur Rang 7.Wollte Latour nicht mit den Jungen arbeiten?Trainer Hanspeter Latour wurde Ende letzter Saison freigestellt. Zum entscheidenden Gespräch fuhr Präsident Berbig mit dem Fahrrad von Zürich nach Uitikon-Waldegg ZH zum Haus von Vogel. «Eine meiner schlimmsten Velo-Fahrten. Das Problem mit Hanspeter war: Wir alle glaubten, dass er nicht mit Jungen arbeiten will.» Diese Arbeit musste Ciri Sforza (39) übernehmen.Der Trainer war weg, bald auch dessen Förderer Erich Vogel. Was war der Grund? Wurde Berbig von Vogel über den Tisch gezogen? «Nein, überhaupt nicht. Sowohl Heinz als auch ich würden aber aus heutiger Sicht der Dinge gewisse Entscheidungen anders treffen.» Mehr will er dazu nicht sagen.«Es ging einfach nicht mehr!»Hat Berbig seinen Förderer Vogel rausgeworfen? «Heinz Spross und ich haben dies – wie alle wichtigen Entscheidungen – gemeinsam entschieden. Es ging einfach nicht mehr, Punkt.»Oder machte der Zentralvorstand Druck, Vogel zu entlassen? «Mir gegenüber nicht. Der Entscheid ist zwischen mir und Heinz Spross gereift.»Berbig blickt gestresst auf die Uhr. Die Söhne und der HCD warten. Von der Gattin spricht er nicht. Im Umfeld von Berbig wird von Ehe-Problemen gemunkelt. Berbig sagt: «Wir machen einen Break, meine Gattin Carine lebt zurzeit in Paris.» Er sieht nochmals auf seine Armbanduhr. «Geplant waren als GC-Präsident drei bis fünf Stunden pro Woche. In den letzten Monaten waren es 15 bis 20 Stunden pro Woche, zuletzt gar noch mehr.»Ist Patient GC noch zu retten? Ja, glaubt der Chirurg. Er blickt wieder auf die Uhr. Wann ist seine Zeit bei GC abgelaufen? Berbig: «Das ist völlig offen. Heinz und ich möchten niemandem im Weg stehen. Ebenso klar ist aber auch, dass wir uns bei GC jetzt in einer heiklen Phase befinden und unseren Klub nicht im Stich lassen.»
Super League 24/25 - Meisterschaftsrunde
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Basel
FC Basel
33
40
61
2
Servette FC
Servette FC
33
9
55
3
BSC Young Boys
BSC Young Boys
33
7
53
4
FC Luzern
FC Luzern
33
10
51
5
FC Lugano
FC Lugano
33
1
49
6
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
33
8
47
Champions League-Qualifikation
UEFA Europa League-Qualifikation
Conference League Qualifikation
Super League 24/25 - Relegationsrunde
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC St. Gallen
FC St. Gallen
33
3
47
2
FC Zürich
FC Zürich
33
-4
47
3
FC Sion
FC Sion
33
-10
36
4
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
33
-11
33
5
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
33
-24
33
6
FC Winterthur
FC Winterthur
33
-29
30
Relegation Play-Off
Abstieg
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