Beim letzten GC-Abstieg vor 70 Jahren
Erich Vogel weinte auf der Hardturm-Tribüne

Der zweite Abstieg des Rekordmeisters GC steht unmittelbar bevor. Ein Augenzeuge von 1949 erinnert sich an die Premiere. Sein berühmter Name: Erich Vogel.
Publiziert: 29.04.2019 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2019 um 14:45 Uhr
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Erich Vogel hat den letzten GC-Absieg 1949 miterlebt.
Foto: Keystone
Max Kern
Max KernSportjournalist

Die graue GC-Eminenz Erich Vogel (80) erinnert sich, als wäre es gestern gewesen: «Ich war damals zehn Jahre alt und sass mit meinem Vater auf der Hardturm-Tribüne. Fredy Bickel verschoss einen Penalty gegen Locarnos Goalie Visintin.»

GC, vor 70 Jahren immerhin schon 13-facher Meister, steigt nach einem 1:1 zu Hause gegen Locarno erstmals und bis jetzt zum einzigen Mal in seiner Vereinsgeschichte ab. Vogel, später Spieler, Trainer, Manager, Vize-Präsident und Berater von GC: «Ich weinte auf der Tribüne.»

Das verhängnisvolle Spiel steigt am 12. Juni 1949. In der Morgenausgabe der NZZ steht am Tag danach: «Eine gewitterschwüle Atmosphäre im wirklichen und übertragenen Sinne lastete über dem Spielplatz des Hardturmstadions, das von über 8000 Zuschauern bevölkert war. Für die reputierte Mannschaft des Platzklubs, die sich im ersten Kampf (anschliessend spielte der FC Zürich, die Red.) mit Locarno zu messen hatte, ging es ‹ tatsächlich um die Wurst › , womit wir eine Formulierung aus dem Programmaufsatz übernehmen.»

Weiter schreibt der Chronist: «Auf dem Platze, vor allem aber auch auf der Tribüne, wuchs die Aufregung von Minute zu Minute. Die Regelwidrigkeiten häuften sich. Ein im Strafraum an Quinche begangenes Foulvergehen liess der Schiedsrichter ungeahndet. Als der gleiche Grasshopper-Spieler, der übrigens mit einem Kopfverband zur zweiten Halbzeit angetreten war, noch einmal regelwidrig an der fast gleichen Stelle gelegt wurde, liess sich die Elfmeterstrafe nicht mehr umgehen. Doch ausgerechnet in diesem Augenblick, da es für die Grasshoppers sozusagen um alles ging, versagte das Täuschungsmanöver Bickels; den um eine Idee zu wenig scharf in die Ecke geschossenen Penaltyball wehrte Visintin brillant ab und ebenso den Nachschuss.»

«Normalerweise schoss er den unter die Latte»

Alfred «Fredy» Bickel (†1999) war nicht irgendwer. 21 Jahre Spieler bei GC. 7 Meistertitel, 8 Cupsiege. 415 Spiele, 212 Tore. 71 Länderspiele, 15 Treffer. 1938 und 1950 WM-Teilnehmer mit der Schweiz. Erich Vogel sagt: «Normalerweise schoss Bickel den Ball unter die Latte. Doch im letzten Moment machte er den Fuss auf, schoss aus seiner Sicht in den rechten Winkel.» Heute (fast) unvorstellbar: Lichtgestalt Bickel wechselt nach dem Abstieg nicht den Klub. Nach zwei Jahren in der Nationalliga B schaffen die Zürcher mit Bickel 1951 den Wiederaufstieg. Und holen gleich in der ersten Saison im Oberhaus Meistertitel und Cupsieg.

Bickel trainiert in dieser Zeit nebenbei zuerst die C-Junioren von GC, später auch die B- und A-Junioren. Und setzt dabei immer auf Junior Erich Vogel. 1995 und 1996 sitzt Bickel mit seiner Gattin Rösli auf der Hardturm-Tribüne, als GC (mit Sportchef Vogel) als erster Schweizer Klub zweimal in der Champions League spielt. Jetzt wird sich also die Geschichte wiederholen. Den zweiten Abstieg seit 1949 hat Vogel seinem Herzensklub schon lange vorausgesagt.

In einem Sonntags-Blick-Interview vor einem Jahr antwortete Vogel auf die Frage «Wenn Sie tatsächlich Macht gehabt hätten bei GC, was hätten Sie verändert?»

«Anliker hätte schon längst zurücktreten müssen – GC ist unter seiner Ägide führungslos. Perego wäre nie als Verantwortlicher für Sport in den Verwaltungsrat gewählt worden. Seine Fussballkenntnisse reichen knapp für einen Amateurverein. Walther hätte niemals acht Transfers im vergangenen Sommer ausführen dürfen. Die himmeltraurigen Resultate haben ihren Ursprung nicht zuletzt bei den vielen Transferflops in den letzten Jahren.» Eine schonungslose Analyse mit Weitsicht. Ein Jahr später sind Perego und Walther ganz weg, Anliker als Präsident. Der Flurschaden, den sie angerichtet haben, ist aber zu gross. Der zweite Abstieg wird – ein Wunder ausgeschlossen – nicht mehr zu verhindern sein.

70 Jahre danach ist GC wieder da, wo es 1949 war.

«Erich Vogel ist zurück bei GC»
1:13
Am Ball mit Böni:«Erich Vogel ist zurück bei GC»
Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
15
9
28
2
FC Basel
FC Basel
15
20
26
3
FC Zürich
FC Zürich
15
4
26
4
Servette FC
Servette FC
15
2
26
5
FC Luzern
FC Luzern
15
4
23
6
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
15
3
23
7
FC St. Gallen
FC St. Gallen
15
6
21
8
FC Sion
FC Sion
15
-1
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
15
-5
17
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
15
-10
16
11
FC Winterthur
FC Winterthur
15
-21
12
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
15
-11
10
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