Basels spektakulärster Transfer Silvan Widmer
«Zu YB wäre ich nicht gegangen!»

Weshalb Silvan Widmer beim 1:2 gegen St. Gallen mit Krämpfen raus muss. Warum er nun bei Basel und nicht bei Juventus spielt. Und was ehemalige Weggefährten über den Aussenverteidiger berichten.
Publiziert: 22.07.2018 um 01:02 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:11 Uhr
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Silvan Widmer: Basels spektakulärster Transfer.
Foto: Sven Thomann|Blicksport
Stefan Kreis (Interview) und Sven Thomann (Fotos)

BLICK: Silvan Widmer, 1:2-Pleite gegen den FC St. Gallen, so haben Sie sich Ihren Start in Basel nicht vorgestellt, oder?

Silvan Widmer: Natürlich haben wir uns einen Sieg vorgenommen. Wir hatten gute Chancen, aber am Ende hat uns das Glück gefehlt.

Sie selbst wurden mit Krämpfen ausgewechselt.

Ja, ich bin noch nicht ganz bei 100 Prozent, war etwas müde.

Reicht es für das kapitale Spiel in der Champions-League-Quali gegen PAOK?

Ja. Ich fühle mich gut und hoffe, dass ich in den nächsten Spielen mehr Minuten absolvieren kann.

Was muss gegen PAOK anders laufen als gegen St. Gallen?

Es ist wichtig, dass wir die Null halten, defensiv gut stehen, damit wir uns eine gute Ausgangslage fürs Rückspiel schaffen.

Sie wurden in den letzten Jahren bei Juventus, Milan und Napoli gehandelt. Nun spielen Sie beim FCB in der Super League. Warum?

Weil ich eine neue Herausforderung gesucht habe. Und weil sich der FC Basel am meisten um mich bemüht und mich das Angebot total überzeugt hat.

Wären Sie auch zu YB gegangen?

Nein. YB hat zwar eine Top-Saison absolviert, aber für mich gab es in der Schweiz nur eine Variante. Basel ist das Mass aller Dinge in diesem Land, das haben die vergangenen Jahre bewiesen. Und auch wenn der Klub in dieser Saison nicht Meister geworden ist, hat er international wie so oft überzeugt.

Sie sind nach Alex Frei und Dimitri Oberlin der drittteuerste Transfer der Klubgeschichte, haben über 5 Millionen Franken gekostet. Wie gehen Sie mit diesem Druck um?

Gut. Für mich ist es in erster Linie eine Ehre, dieses Vertrauen zu spüren.

Wie erlebten Sie die zähen Verhandlungen der Klubs um die Ablösesumme?

Das waren schwierige Tage für mich. Ich habe immer gehofft, dass der Transfer zustande kommt. Sicher kann man sich dabei nie sein, umso erleichterter war ich, als es dann geklappt hat.

FCB-Sportdirektor Marco Streller bestätigt gegenüber SonntagsBlick, dass sich die Verhandlungen mit Udinese hart gestaltet haben. «Schliesslich ging es um einen ihrer wertvollsten Spieler.» Geholfen habe, so Streller, dass der FCB schon früh mit dem Spieler einig gewesen sei. «Ich habe Silvan angerufen und gefragt, wie viele Titel er schon gewonnen habe. Dann habe ich ihn darauf aufmerksam gemacht, dass er noch nie Super League gespielt habe. Dass er gerade Papi geworden ist, hat ebenfalls nicht gegen einen Wechsel zurück in die Heimat gesprochen.»

Silvan Widmer, welche Rolle hat Ihre zweimonatige Tochter Alissa bei Ihrer Rückkehr gespielt?

Eine untergeordnete. Aber klar ist es schön, die eigenen Familie um sich herum zu haben, die eigenen Eltern beziehungsweise ihre Gross­eltern.

Was haben Sie für einen Bezug zu ihnen?

Einen grossen. Mein Vater beispielsweise hat mich früher als Junior zu jedem meiner Spiele begleitet. Noch heute arbeitet er beim SV Würenlos in der Administration.

Widmers Karriere beginnt mit fünf im Kanton Aargau beim SV Würenlos, dort erinnert man sich noch heute an den einstigen Junioren zurück. «Silvan war ein Mittelfeld-Allrounder mit grossem Offensivdrang. Wenn wir ein Tor gebraucht haben, dann haben wir ihm einfach den Ball gegeben», sagen die beiden E-Junioren-Trainer Giacomo d’Onofrio und Luca Pfeiffer.

Warum sind Sie nicht im Mittelfeld geblieben?

Bis ich 15 war, habe ich als Flügel gespielt, dann erst wurde ich als Aussenverteidiger eingesetzt. Eine Position, die in den vergangenen Jahren anspruchsvoller geworden ist. Sowohl offensiv auch als defensiv. Es werden Flanken erwartet, aber auch, dass man den Gegner stoppt. Und man ist mehr an der Spielauslösung beteiligt wie auf der Flügelposition.

Hätten Sie damals bei Würenlos damit gerechnet, dass Sie Profi werden?

Einen gewissen Ehrgeiz hatte ich schon als Kind, ich wollte immer den Ball, war immer jener Spieler, der bis zuletzt noch auf dem Trainingsplatz gestanden hat. Ich bin der festen Überzeugung, dass es sich irgendwann auszahlt, wenn man mehr investiert.

Und trotzdem wechseln Sie von der Serie A in die Super League. Ein Schritt zurück?

Von der Liga her ja. Vom Klub her aber nicht. Ich will Titel gewinnen und international spielen, das kann ich in Basel.

Ist das Kapitel Ausland abgeschlossen?

Nein, ich bin ja erst 25 Jahre alt. Für mich ist der Wechsel zum FCB der perfekte Schritt. Wer weiss, was in ein paar Jahren ist.

Sind Sie dann nicht schon zu alt fürs Ausland?

Nein. Es kommt immer darauf an, was für einen Spieler der Klub sucht. Auch gestandene Profis mit Erfahrung sind auf dem Transfermarkt gefragt.

Was nehmen Sie aus fünf Jahren Udinese mit?

Privat sicher die italienische Kultur, die mir sehr gefällt. Und fussballerisch habe ich mich weiterentwickelt. Ich hatte viele verschiedene Trainer und von jedem etwas mitgenommen. Es war eine lehrreiche Zeit.

Der französische Innenverteidiger Thomas Heurtaux spielt bei Udinese vier Jahre lang an der Seite von Silvan Widmer. Gegenüber SonntagsBlick gerät er ins Schwärmen: «Ein Super-Typ mit einer unglaublichen Mentalität, ein Arbeiter!» Widmer sei ein intelligenter Spieler, schnell und physisch stark, so Heurtaux. «Und er weiss auch als Aussenverteidiger, wie man Tore schiesst und Treffer vorbereitet!»

Bei Udinese haben Sie auch mit Valon Behrami zusammen gespielt. Was ist er für ein Typ?

Ein absolutes Vorbild. Er ist zwar nicht mehr der Jüngste, aber wenn er auf dem Platz steht, ist er ein Kämpfer.

Auch in der Nati sind Sie und Behrami Kollegen. Waren Sie über das Achtelfinal-Aus gegen die Schweden enttäuscht, obwohl Sie selbst in letzter Sekunde aus dem WM-Kader geflogen sind?

Ich war sehr traurig über meine Kollegen, das war eine verpasste Chance. Es wäre eine gute Möglichkeit gewesen, um in die Viertelfinals zu kommen und Geschichte zu schreiben.

Glauben Sie, dass Sie via Basel wieder in der Nati landen?

Das ist das Ziel.

Und was sind die Ziele mit dem FCB?

Den Titel zu gewinnen. Denn dieser gehört nach Basel.

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Über Silvan Widmer

Silvan Widmer spielt Gitarre, «Wonderwall» von Oasis, aber er singt nicht dazu. Er kocht gerne, am liebsten Fisch aus dem Ofen. «Weil die Ernährung für einen Profifussballer etwas vom Wichtigsten ist», so Widmer. Der 25-jährige Aussenverteidiger scheint nichts dem Zufall zu überlassen, schon bei den Junioren des SV Würenlos glauben die Verantwortlichen daran, dass es Widmer packen könnte. Via Baden und Aarau landet er in der Serie A bei Udinese, wo er in fünf Jahren fast 150 Pflichtspiele absolviert. Nur in der Nati läufts nicht ganz so rund, hinter Captain Lichtsteiner und Michael Lang ist er oft nur dritte Wahl. Widmer ist verheiratet und Vater der zweimonatigen Alissa.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Basel
FC Basel
15
22
28
2
FC Lugano
FC Lugano
15
9
28
3
FC Zürich
FC Zürich
15
4
26
4
Servette FC
Servette FC
15
0
25
5
FC Luzern
FC Luzern
15
4
23
6
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
15
3
23
7
FC St. Gallen
FC St. Gallen
15
6
21
8
FC Sion
FC Sion
15
-1
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
15
-5
17
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
15
-10
16
11
FC Winterthur
FC Winterthur
15
-21
12
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
15
-11
10
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